Hasenohren (1)

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Bockig ließ ich mich tiefer in den Sessel sinken, verschränkte die Arme und funkelte den Mann, der hinter seinem Schreibtisch saß und irgendein Formular ausfüllte, wütend an. Er hatte für sein Alter ziemlich volles jedoch graues Haar, das zu den Seiten abstand, als wäre er eine Neko oder....Wolverine. OMG. Er war Logan!

Wäre ich nicht in dieser beschissenen Situation, hätte ich wohl gelacht und gefragt, ob ich sie mal anfassen dürfte. Und dann wäre ich wahrscheinlich den Fangirltod gestorben.

Ich war in diesem Büro aufgewacht. Das einzige, woran ich mich erinnerte, war, dass die Kerle mich nach dem ganzen Fremdküssen-und-wegrenn-Fiasko in den Van gebracht und hier her gefahren hatten...wo auch immer ich mich gerade befand.

,,Ich hoffe doch sehr, dass Sie eine sehr gute Erklärung dafür haben.", keifte ich ihn an, ,,Sonst können Sie meinen Anwalt erleben. Das ist Kidnapping!"

Der Alte sah kurz auf, runzelte die Stirn und widmete sich dann wieder dem Formular. ,,Das ist kein Kidnapping. Wir haben dich nach Hause gebracht.",sagte er.

,,Ich weiß zwar nicht, wo ich hier gelandet bin aber ich bin mir ziemlich sicher dass das hier nicht mein zu Hause ist." Der Mann seufzte und hielt mir das Formular hin.

Antrag zum Schulwechsel. Aila Tanaka wird ab dem 8. April 20 (HATSCHI!!! Entschuldigt. Höhö) das Yakizawa Mori Internat besuchen.

Ich hielt die Luft an. Das konnte doch nicht war sein? Wieso war ich hier? Und was sollte das? Das konnte doch nur ein dummer Scherz sein. Hallo? Versteckter Kameramann und seltsamer Moderator? Ich wäre jetzt so weit. Ihr könnt jetzt auflösen, dass das hier nur eine dumme Fernsehserie ist.

Etwas weiter unten standen die Unterschriften. Meine beiden Väter hatten unterschrieben. Nur die Unterschrift des Direktors fehlte. Ich schielte am Zettel vorbei auf das Namensschild, das auf dem Schreibtisch stand.

Direktor Henry Lang

Er war der Direktor? Das hieß ja, dass ich soeben ohne mein Wissen in ein Internat gesteckt worden war. Das durfte doch nicht wahr sein!!

Dann schielte ich an ihm vorbei aus dem Fenster. Da war sie. Die Mauer, die dieses Internat von der Zivilisation abtrennte. Die Mauer, von der der Junge gesprungen war und vor irgendetwas weglief. Die Mauer, die ich fast täglich zweimal sah. Einmal auf dem Schulweg und dann auf dem Nachhauseweg. Nur mit dem Unterschied, dass ich sie bisher immer nur von außen gesehen hatte. Und jetzt? Jetzt steckte ich mitten drin. Ich stellte fest, dass sie von innen weniger abschreckend aussah, als von außen.

Ich widmete mich wieder Lang. ,,Was soll das?" Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, obwohl ich in Wahrheit ziemlich panisch war. ,,Was?",fragte er.

,,Jetzt stellen Sie sich nicht dumm. Es kann doch nicht sein, dass man mich einfach so auf ein Elite Internat gesteckt hat. Ich will meine Väter sehen!" Und mit ihnen von hier abhauen. Dann werde ich beiden in die Weichteile treten, weil sie unterschrieben haben, ohne mich vorher zu fragen.

,,Miss Aila, ich glaube nicht, dass das möglich ist
. Deine Eltern sind bereits gefahren und der nächste Besuchstag ist erst nächste Woche. Du kannst sie anrufen."

Automatisch tastete ich in meine Rocktasche. ,,Mein Handy!",schrie ich. Dann sah ich auf mich hinab. ,,Was zur Hölle habe ich da an?!" Ich trug nicht mehr meine blau und weisse Schuluniform mit roten Akzenten, sondern eine weiße Uniform mit silbernen und goldenen Akzenten. Das Wappen der YzM war auf meiner Brusttasche gestickt worden. Zwei aufrechtstehende Rauptiere, ein Löwe und ein Panther, die kämpften. In der Mitte von Ihnen befand sich ein kleines Tier, das ich auf den ersten Blick aber nicht erkennen konnte.

Renn, Häschen, RennWo Geschichten leben. Entdecke jetzt