Startsignal (3)

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Ich mache keine Scherze. Da war ein knapp 1,50 großer Tiger, der mit gefletschten Zähnen und blutumlaufenden Augen langsam auf mich zu kam. Ich war zu müde, um mir etwas auszudenken. Jetzt verstand ich, wie Besessene in den Blutrausch verfielen. Sie verwandelten sich vollständig in ihr Tier! Na dann, wenigstens war dann nicht mehr von Kannibalismus die Rede.

Die Kräfte schwankten und bei jedem Atemzug brachten mich meine Rippen fast um. Was aber am meisten wehtat, war der Bommel an meinem Hinterteil. Jetzt wollte ich irgendwie nicht mehr wissen, wie es sich anfüllte, daran zu ziehen. Gott, das war doch wohl mein kleinstes Problem!

Ich war definitiv zu schwach, um es mit einem Tiger aufzunehmen. Ich war bewegungsunfähig, plan- und hilflos und das schlimmste, ich kam mir dabei auch noch ziemlich bescheuert vor. Wie hatte Tobias das nur gemacht? Er schien echt lange hier gewesen zu sein und ich versagte schon an meinem ersten Tag! War ich wirklich so schwach und hilflos?

Der Schatten der Raupkatze legte sich über mein Gesicht und schützte meine Augen vor der grellen Frühlingssonne. Aber leider nicht meinen Körper vor den riesigen Zähnen, die mich gleich durchlöchern würden. Wenigstens sterbe ich in meiner Lieblingsjahreszeit. Ich atmete tief durch und obwohl es höllisch wehtat, freute ich mich, neben den eisigen Geruch meines eigenen Blutes auch noch die Farben Grün und Rosa riechen zu können.

Der Tiger riss das Maul weit auf und ich schloss die Augen.

Irgendwie erinnerte mich das an meinen letzten Traum. Mir fiel auf, dass alles nur ein riesiger Zufall war. Wäre ich nicht im Unterricht eingeschlafen, hätten Nana und ich die Schule pünktlich verlassen und ich wäre nie Tobias begegnet. Dann wäre ich nie in diese ganze Sache hineingezogen worden und läge auch nicht mitten auf dem Schulhof der YzM, während ein Tiger dabei war, mich zu fressen sondern in meinem Bett und würde mit Nana telefonieren.

Wie es ihr wohl ging? Hatte ich ihr jemals gesagt, dass ich sie eigentlich längst nicht so nervig fand, wie ich die ganze Zeit vorgab? Das alles war doch verficktes Bullshit, ich wollte nicht sterben! Aber bereute ich irgendetwas? Nein. Ganz und gar nicht. Wahrscheinlich hätte ich alles getan, um Tobias noch ein zweites Mal zu begegnen. Oh gott, ich schätze, mein Körper hatte bereits aufgehört mein Gehirn vernünftig zu durchbluten. Was ich sagte ergab ja gar keinen Sinn!

Ich lächelte. Diese Ironie. Als er mich geküsst hatte, konnte ich nicht mehr klar denken und jetzt, wo ich kurz davor war, zu sterben, konnte ich entweder nur Müll oder nur noch an ihn denken. Das war alles so schrecklich absurd, das es schon wieder urkomisch war. Was zu Hölle war los mit mir und wieso biss dieser scheiss Tiger nicht endlich zu?! Ich meine, Hallo? Mein Leben (hust * die letzten zwei Tage und das hauptsächlich wegen Tobias) war so eben an mir vorbeigezogen. Tod? Du hast einen Einsatz verpasst, du Volldepp!

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Der Tiger war weg. Wegen des Schmerzes, konnte ich mich nicht sonderlich gut auf das Hören konzentrieren, doch etwas Entscheidenes war geschehen. Das spürte ich. Mühevoll rollte ich mich auf den Bauch und musste im selben Moment vor Schmerz aufzischen. Es kostete mich sehr viel Überwindung aber ich schaffte es. Meine Ellenbogen waren beide aufgeschlürft doch irgendwie bekam ich es hin, mich auf die Knie zu stemmen und mich mit den Armen abzustützen. Ich hob den Kopf und sah etwas, wobei ich nicht wusste, ob ich vor Freude oder vor Schreck aufschreien sollte.

Die gute Nachricht, Der Tiger wurde soeben von einem übergroßem weissen Wolf außer Gefecht gesetzt und ich war somit fürs Erste gerettet (und somit nahm die Serie an absurden Ereignissen seine nächste Episode auf) . Die schlechte Nachricht, es war ein Wolf. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er noch viel gefährlicher war. Zumindest sagte mir das seine Größe, seine majestätische und angsteinflößende Aura, und der Blick, mit dem er mich ansah. Seine Augen waren zwar nicht Blutüberströmt, aber auch nicht gerade freundlich.

Renn, Häschen, RennWo Geschichten leben. Entdecke jetzt