Hasenohren(2)

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Chita redete den ganzen Weg über von ihrer Lieblingspizza mit Ananas und Schinken. Und ich? Ich konnte den Blick nicht von ihren Ohren lassen. Irgendwann sah sie skeptisch zurück. ,,Habe ich etwas im Gesicht?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein aber auf dem Kopf." Ich war mir nicht scher ob sie sich ihrer beiden abnormalen Ohren bewusst war. Anfangs dache ich, Okey! Vielleicht ist sie ja auch nur leidenschaftliche Costplayerin und der Schwanz und die Ohren sind nicht echt. Falsch gedacht. Während sie lief, schlängelte sich ihr Schwanz hinter sie her und die Ohren zuckten immer, wenn sie lächelte. Falls ich recht hatte waren das schon ziemlich gute Fakes.

Sturnrunzelnd tastete sie ihren Kopf ab. Sie fuhr mit ihren Fingern über ihre Ohren. ,,Was soll da sein?" Fühlte sie sie denn nicht? ,,Du hast da...naja...Ohren." Chita legte den Kopf schief und lächelte. ,,Ja. Du auch." ,,Nein das meine ich nicht. Du hast da diese Tierohren." Gott, natürlich habe ich Ohren. Wer denn nicht? ,,Das meine ich auch. Du solltest du Löffel steif halten, wenn du nicht so trist rüberkommen willst."

Auch ich tastete meinen Kopf ab. ,,Was meinst-" Ich hielt die Luft an, als meine Finger gegen etwas hartes und zugleich echt fluffiges trafen. Ungläubich nahm ich gleich meine andere Hand dazu und Tastete die beiden Dinger auf meinem Kopf ab. ,,Was aber..." Ich konnte es einfach nicht fassen. Chita konnte sich vor Lachen kaum halten. ,,Mensch, du tust ja so, als hättest du deine Ohren erst jetzt bemerkt." Ich sah sie mit einem ernsten Blick an und sofort verstummte sie. ,,Oh...du bemerkst sie gerade wirklich zum ersten Mal?" Ich nickte wie ein Hundebaby .

Sie nahm wortlos ihr Handy aus einem ihrer Stiefel und richtete die Frontkamera auf mich. ,,Ich dachte die wären hier verbo- ACH DU HEILIGE...",schrie ich, als ich die beiden knapp fünfzig Zentimeter langen weissen Löffel sah, die aus meinem Kopf ragten. Meine Haare hatten plötzlich einen viel blasseren Ton angenommen, als würden sie sich den Hasenohren anpassen.

Chita aber kümmerte meine Hysterie nicht und sie beantwortete meine Frage. ,,Ja eigentlich schon. Aber was man nicht weiss, macht Mann nicht heiss. Wenn du willst, kann ich dir deins zurückholen." Plötzlich wurde mir schrecklich schwindelig und ich taumelte. Chita stützte mich, bis ich wieder fest auf dem Boden stand. Alles in mir drehet sich.

,,Herrje",ratlos kratzte sie sich am Ohr. ,,Ich hab schon viele Neulinge empfangen aber noch keinen Nachfahren. Hoffentlich krieg ich das hin." Langsam nahm ich die Arme wieder runter. ,,Nachfahren? Was meinst du jetzt schon wieder?" Chita legte mir eine Hand auf die Schulter und grinste mich aufmunternt an. Erst jetzt bemerkte ich auch ihre großen Schneidezähne, die immer zum Vorschein kamen, wenn sie den Mund aufmachte oder jemanden schräg angrinste.

,,Wie dem auch sei. Ich denke wir sollten erst einmal etwas essen. Mit leerem Magen kann man nicht gescheit denken." Bevor ich etwas erwidern konnte zog sie mich schon durch die Flure zu einer gigantischen Flügeltür. Mir blieb der Mund offen. Wie reich war diese Schule bitte schön? Enthusiastisch stieß Chita die Tür auf und ein riesiger Raum erstreckte sich vor uns. Raum war da nicht das richtige Wort. Saal traf es schon eher. Überall standen runde Tischgruppen aus schwarzen Holz und die riesigen Vorhänge vor den ebenfalls riesigen Fenstern gaben allem eine beruhigende Aura. Chita hatte recht. Abgesehen von uns beiden und drei weiteren Schülern, die verstreut saßen und ihre Pizza genossen und ebenfalls schwarze uniformen trugen, leer.

Sofort schreitete Chita voran und das glitzern in ihren Augen war kaum zu übersehen. Sie zeigte auf eine leere Tischgruppe in der Mitte. ,,Du kannst dich schon einmal dort hinsetzen. Ich bringe dir dein Essen mit." Und weg war sie. Obwohl ich mich etwas unwohl in meiner Haut fühlte, machte ich, was sie sagte. Ich wusste, ich würde wahrscheinlich keinen Bissen herunterkriegen, wenn ich wusste, dass hier irgendwo dieses Ding herumlauerte, das wahrscheinlich Tobias verletzt hatte und wovor er weggerannt war. Hölle, hatte ich Angst.

Renn, Häschen, RennWo Geschichten leben. Entdecke jetzt