Kapitel 1

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Nervös sah ich mich um. Es war niemand zu sehen, aber dennoch fühlte ich, wie mich jemand beobachtete. Da hörte ich es. Das Klicken der Haustür, das ich täglich aufs Neue fürchtete.         Schwere Schritte polterten die Treppe hinauf. Schnell sprang ich auf und schloss meine Zimmertür von innen ab. Die Klinke wurde runtergedrückt und von draußen hörte ich einen Schwall Flüche.          

 Nein, nein, nein. Nicht schon wieder. Vielleicht war es ein Fehler seine Wut auch noch zu verstärken, aber was hätte ich tun sollen.                                                                                                                                    

"Mach endlich die Tür auf du verficktes Miststück, oder ich werde dir zeigen was Schmerzen sind! Du kannst mich nicht hier draußen halten. Huren haben es nicht verdient anders behandelt zu werden wie du!"                                                                                                                                                                              

 Ich hatte Angst vor ihm. Und ich hatte Angst davor in den Spiegel zu sehen, denn dann sah ich meinen von blauen Flecken und Prellungen übersähten Körper.  Hektisch sah ich mich nach einem Versteck um, obwohl ich bereits wusste, dass er mich finden würde. Das tat er immer. In meiner Not kroch ich unter das Bett und schob ein paar Kisten vor mich, sodass er mich nicht auf den ersten Blick sah. Das hoffte ich auf jeden Fall.

Es krachte laut, als die Tür aus ihren Angeln gerissen und auf den Boden geschleudert wurde. Ich sah, wie seine Füße im Zimmer umher liefen. Und ich wusste, dass er nach mir suchte.

So wie ich da lag hoffte ich, dass er mich nicht finden würde. Ich konnte es nicht mehr ertragen, diese Schmerzen. Mein Herz. Es klopfte so laut und mein Atem ging so schnell und stoßweise, dass ich befürchtete er würde es hören. Und das er auch.

"Hier hast du dich also versteckt Miststück." sagte er mit weicher Stimme, die mir Gänsehaut bereitete. 

Jetzt war es soweit. Ich kniff meine Augen zusammen und betete, dass es schnell vorbei ging. Ich wartete darauf, dass er wutentbrannt die Kartons zur Seite schieben und mich unter dem Bett hervor zerren würde, nur um mich dann wieder zu schlagen, aber es kam nichts. Es waren nur ein paar schwere Schritte zu hören, die sich von mir entfernten. Erleichtert atmete ich auf.

Zu früh gefreut. Eine Hand packte meinen Fuß und zerrte daran. Ich versuchte die mit aller Kraft die Hand los zu werden. Vergebens. Meine Fingernägel bohrten sich in den Boden, um halt zu finden.

"Nein!" schrie ich und wand mich erneut, um frei zu kommen.

"Nein!" schrie ich erneut, aber dieses Mal war es eher ein verzweifeltes Schluchzen.

Meine Fingernägel verursachten auf dem Parkett ein quietschendes Geräusch, dass meinen Peiniger dazu brachte kurz inne zu halten. Das war meine Chance. Heftig trat ich nach hinten aus. Ein lautes Stöhnen war zu hören. Ich hatte also getroffen. Innerlich brach ich in Jubel aus, aber trotz meines Triumpfes hatte ich nicht die geringste Chance zu entkommen. 

Wieder wurde mein Bein gepackt. Dieses Mal von zwei Händen anstatt nur einer. Ich war verloren. Es brauchte nur eine ruckartige Bewegung, um mich vollstädig unter dem Bett heraus zu ziehen. Dann sah ich, wie er mit einer Handbewegung die Jalousienen herunterzog. Niemand sollte sehen, wie er mich entstellte. 

Als er mich kurz los ließ, kroch ich schnell in eine Ecke und kauerte mich dort zusammen. Doch es half alles nichts.

"Du bist jämmerlich. Hast so viel Angst, aber du bist und bleibst eine kleine Schlampe. Daran kannst du nichts ändern!" 

Den letzten Satz brüllte er mit einer solchen Wut, dass es mein Herz für einen Moment lang still stehen ließ.

Er baute sich vor mir auf und sah bedrohlich zu mir herunter. Schützend legte ich meine Arme um meinen Kopf. Dann fing er an. erst trat er nur, aber dann fing er an mich mit seinen Fäusten zu bearbeiten. Ich wimmterte, aber bald schon schrie ich vor Schmerzen. Ein Schlag in die Rippen, dann in meinen Unterleib und gegen meinen Schädel. Er ließ mich nicht aus den Augen, verfolgte jeder meiner Bewegungen. 

Ich verlor jegliches Zeitgefühl, wenn er mich schlug. Ich hoffte nur, dass er bald aufhören würde. Meistens tat er das auch, denn nach ein paar Minuten verging ihm die Lust daran mich leiden zu sehen. Doch nicht heute. Heute blieb er bei, bis ich zu Boden sackte und mich nicht mehr bewegen konnte. Jeder Knochen und jeder Muskel schmerzte. Ich konnte kaum noch atmen, aber das stellte ihn erst zufrieden. Denn erst jetzt drehte er sich befriedigt um. 

Jetzt oder nie. Ich sammelte die letzte Kraft, die mir noch blieb und stand auf. Die leere Glasflasche, die ein Stück von mir weg gelegen hatte, hatte ich nun in der Hand, die ich hoch über seinen Kopf hob. Dann ließ ich sie mit all meiner Kraft auf seinen kahlen Hinterkopf sausen. Es knallte, das Glas splitterte, bohrte sich in meine Haut und fügte mir noch zusätzliche Schmerzen zu. 

Ich ließ den Rest der Flasche, der noch übrig war, auf den Boden fallen und humpelte so schenll ich konnte aus dem Zimmer. Die Treppen fiel ich herunter und brach mir dabei warscheinlich  noch zusätzlich ein paar Rippen, aber das war mir egal. Ich wollte nur hier raus.

Obwohl es Winter war und es draußen gefroren hatte dachte ich nicht daran mir eine Jacke anzuziehen, als ich Hals über Kopf das Haus verließ. Ich kam ein paar Meter die Straße rauf, als alles um mich herum schwarz wurde und ich auf den eisklaten Boden sank. 

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt