Kapitel 30

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Louis' Sicht

Als Lecia anfing in meinen Armen zu weinen, begann ich zu verstehen. Sie mochte Niall wirklich sehr, rein Freundschaftlich, und ich Trottel hatte ihr misstraut. Niemals würde sie etwas mit Niall anfangen, das wusste ich jetzt auch, aber diese Freundschaft hatte ich ihr niemals erlaubt. Ich hatte sie bedrängt, ihr gesagt, dass Niall gefährlich sei. Aber ich hatte ihr niemals gesagt, dass es ihr erlaubt war sich ihre eigene Meinung über ihn zu bilden. War ich deswegen jetzt ein schlechter Verlobter? Sicherlich. Schließlich konnte ich sie nicht dazu zwingen Niall zu hassen, aber genau das hatte ich getan.

Ich drückte sie fester an mich, um sie wissen zu lassen, dass ich für sie da war. Mit meiner rechten Hand strich ich ihr beruhigend über den Rücken, während meine Linke sanft ihr Haar streichelte. Er war lang geworden und es schimmerte leicht rötlich durch ihre dunkelbraune Färbung. Sie war wunderschön, doch ich musste mir eingestehen, dass sie mir entglitt. Bei jedem Fehler, den ich begehen würde, würde sie weiter von mir weg treiben. Ich darf mir keine Fehler mehr erlauben, dafür ist sie schon viel zu weit von mir entfernt. Sie hatte mir ihr Vertrauen geschenkt,  weil sie mich gern hatte, aber das eine Bild wollte nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. Und zwar das von heute Morgen, als sie mit Niall nach oben ging. Er hatte seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen, um Lecias Hüfte. Vertraute sie ihm so sehr, dass er sie berühren durfte? 

Ich merkte, wie sich Lecias Atem langsam wieder beruhigte. Sie hatte also aufgehört zu weinen. Endlich. Ich hätte es nicht länger ertragen sie wegen diesem Mistkerl trösten zu müssen. Das hätte keiner. Aber bis jetzt war ich ihr Zufluchtsort, und das sollte auch noch eine ganze Weile lang so bleiben. Wenigstens konnte Niall meiner Familie jetzt nichts mehr anhaben. Nie wieder und das war auch gut so. Schon viel früher hätte ich ihn aus dem Weg räumen sollen. Er hatte Lecia schon zu viel über meine Vergangenheit verraten. Er war der Grund, warum diese Beziehung auseinander brach. Aber dieser Grund war nun zum Glück zur Seite geräumt.

An meinem Shirt konnte ich spüren, dass Lecia ihre Kopf hob. Sie sah mich an. Ihre Augen waren verweint und glasig. So sollte sie nicht aussehen. Nicht jetzt, da wir gerade unser größtes Glück auf Erden bekommen haben. So durfte das alles nicht enden.

"Es tut mir leid." war das Letzte was sie zu mir sagte, bevor sie einschlief.

Lecias Sicht

Seine glasigen blauen Augen sahen in meine grünen. Sein Blick war traurig und er wirkte zutiefst verletzt. Aber seine Haare waren noch immer die Selben, denn sie standen noch immer in alle Richtungen ab. Mein Löwe. 

Er kam langsam näher, sehr langsam. Aber seine Beine bewegten sich dabei nicht. Es schien fast so, als würde er schweben. Der Himmel hatte ein zartes Rosa angenommen, dass das Blau zu verdängen schien. Auch die wenigen Wolken am Himmel schienen zu verschwinden. Sie wurden immer kliener, bis schließlich nichts mehr von ihnen übrig war. Ich beobachtete es eine Weile, doch dann wurde es langweilig und mein Blick schweifte wieder zu der Person, die auf mich zu schwebte. Ich setzte meinen einen Fuß nach vorn, um ihm näher zu kommen. Aber mit jedem Schritt den ich vorwärst ging schien er von mir weg zu schweben. Ich rannte schnell und immer schneller, aber es nützte nichts. Doch ich erreichte ihn nicht, egal wie sehr ich mich anstrengte. Er wich nur immer weiter zurück. als ich aber stehen blieb, bewegte er sich aber wieder vorwärts. Also beschloss ich stehen zu bleiben.

Wieder fing ich an meine Umgebung war zu nehmen. Sie war weiß. Wirklich alles hier an diesem Ort war weiß, die Bäume, die Felsen, der Boden, das Meer. Nur der Himmel war rosa. Vom Blauen mittlerweile keine Spur mehr. Nirgendwo. Die Wellen bewegten sich eigenartig und knisterten bei jeder Bewegung. Fast schien es so, als wäre es aus Papier. Aber das war unmöglich, oder?

Fragend und vielleicht auch ein kleines Bischen hilfesuchend sah ich in seine strahlenden Augen. Das Blau in ihnen war wunderschön und hatten die Farbe, die ein normales Meer eigentlich haben sollte. Klar und rein, nicht dieses sterile Weiß. Es machte mich ganz verrückt auch nur daran zu denken, dass ich in einer unechten Welt gefangen sein könnte.

Er war nun so nah an mich herangekommen, dass ich ihn mit ausgestreckter Hand berühren konnte. Ich legte meine Hand auf seine Wange und er schmiegte seinen Gesicht hinein. Dabei schloss er seine Augen und gab ein leises Stöhnen von sich. Gleichzeitig ertönte ein lauter Knall und das Meer fiel in sich zusammen. Sofort wirbelte ich herum und sah es gerade noch  einmal aufblitzen, bevor es in der Dunkelheit versank. Es war einfach verschwunden!

Wegen dem Schreck zuckte meine Hand zurück und er sah mich traurig an. Er sehnte sich nach meiner Berührung und ich sehnte mich nach seiner Nähe, aber das war unmöglich. Es würde uns niemals erlaubt werden. Er streckte seine Hand nach mir aus, doch ich wurde von ihm weg gezogen. Ich wehrte mich gegen die unsichtbare Kraft, versuchte mit allen Mitteln wieder zu ihm zurück zu kommen. Tatsächlich konnte ich mich losreißen und rannte zu ihm. Vor ihm blieb ich stehen und atmete tief durch. Er roch nach Aftershave und Pfefferminz. Eine komische Mischung, aber ich liebte diesen Geruch. Allein schon, weil es seiner war.

Ich warf meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen. Für nur eine Sekunde wollte ich diesen Moment genießen. Es wehte zwar kein Wind und scheinte keine Sonne, aber es war perfekt. Dieser Moment gab mir das Gefühl vollständig zu sein. Er füllte das Loch, das ich seit langer Zeit mit mir herum trug.

Mein Blick schweifte wieder gerade aus. Zu ihm. Wieder streckte er seine Hand nach mir aus. Ich konnte seine Sehnsucht spüren. Sie war so stark, man konnte es nicht beschreiben. Behutsam legte ich meine Hand in seine, damit er meine Nähe spüren konnte. trotzdem sah er mich weiterhin mit weinerlichem Blick an. So sollte er nicht aussehen. Es nahm jeglichen Glanz aus seinen Augen, den ich so sehr an ihnen liebte. Und ohne ihn wirkten sie beinahe leblos.

Ganz vorsichtig zog er mich an sich heran. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, der schnell und stoßweise ging. Ich schlang meine Arme um seine Hals, während seine sich um meine Hüften schlichen. Sein Kopf vergrub sich in meinem Nacken und sein warmer und feuchter Atem ließen meine nackenhaare zu Berge stehen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und Gänsehaut breitete sich überall auf meinem Körper aus. Er schien zu spüren, dass es mir gefiel und biss zärtlich in mein Ohr. Dieses Mal war ich diejenige die aufstöhnte.

Dieser moment sollte niemals vergehen. Ich strich mit meiner Hand über sein blondes Haar und bohrte meine Finger in seinen Nacken. Es schien alles perfekt. Wir waren hier. Zusammen, und hatten damit alles was wir brauchten. Aber so schnell wie er angefangen hatte hörte er wieder auf.

Niall stand jetzt vor mir, mit der Pistole in der Hand. Sie war auf seinen Schädel gerichtet. Ein letztes mal trafen seine intensiv blauen Augen meine. Dann wurden sie leblos und er fiel zu Boden. 

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