Kapitel 19

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Ich zuckte kurz zusammen, als das Blut bis auf die Fensterscheibe spritzte. Aber schreien tat ich nicht. Nicht jetzt, und nicht heute. Sanft drehte Lou meinen Kopfschüttelnd zur Seite, damit ich den leblosen Körper meines Vaters nicht ansehen musste. Zu spät. Das Bild hatte sich bereits in mein Gedächtnis gebrannt.

"Verschwinde!" schrie ich, als Harry mich gequält ansah

"Verschwinde!" wiederholte ich, als er sich nicht bewegte.

Als er nach immer noch keine Anstatt machte sich zu bewegen, griff ich nach einem Buch, das neben mir lag. Es lag gut in der Hand. Jedoch nur kurz, bevor es durch das Zimmer flog.

"Verschwinde! Sofort! Und ihr anderen auch!"

Mein Schreien verlor sich in hilfloses Geschluchtze. Aber sie reagierten erst alle, nachdem Louis sich bedrohlich aufbaute. Liam war der Erste, der schreiend aus dem Haus stürmte. Zayn folgte. Harry reagierte noch immer nicht.

"Bitte geh." versuchte ich es noch ein letztes Mal.

"Lecia...bitte...Ich... Ich hatte keine...Wahl."

"Man hat immer eine Wahl. Immer." antwortete ich kühl.

Niedergeschlagen trottete er aus dem Zimmer und den Flur entlang. Warscheinlich zurück in seins. In Strömen liefen mir die Tränen übers Gesicht. Lou versuchte mich zu trösten. Vergebens. Es flossen einfach immer mehr nach. Unaufhaltsam. Harry hatte uns hintergangen. Er hatte mich hintergangen. Seine Schwester. Und dann war da Dad. Er war vor meinen Augen erstochen worden. Das Bild erschien und ich sackte zusammen. Louis fing mich ab und nahm mich behutsam in die Arme. Meine Familie war zerbrochen. Mein Herz war zerbrochen. Mein Geist war zerbrochen. Ich war zerbrochen.

"Es wird alles gut. Lecia. Hörst du? Es wird alles gut."

Seine Stimme beruhigte mich etwas.

"Wie?" fragte ich mit zitternder Stimme.

Keine Antwort. Na toll. Er wusste es also auch nicht. Wie konnte er dann so etwas versprechen? Er konnte es nicht. Dann sah ich auf, und mein Blick traf den meinen im Spiegel. Ich sah total fertig aus. Wie einmal durch den Kakao gezogen. Einfach nur scheiße. Das konnte ich nicht auf mir sitzten lassen. Mit dem Ärmel wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Aufmunternd lächelte ich Lou an und zog ihn mit.. Ich wollte in die Küche  und etwas essen, aber als ich den Kühlschrank öffnete, verzog ich enttäuscht das Gesicht. Leer.

"Tut mir leid. Wir fahren morgen einkaufen. Heute Abend könnten wir dann aj essen gehen. Was hälst du davon?" fragte er vorsichtig.

"Das wäre wundervoll", ich lächelte glücklich, "aber vorher sollten wir uns umziehen."

Wir sahen an uns herunter und brachen in schallendes Gelächter aus.

"Ja, da hast du wohl recht." gab Lou zu.

Er hob mich hoch und trug mich in seinen Armen nach oben, während ich wie ein kleines Kind kicherte. Oben setzte er mich ab und betrachtete ratlos unseren Kleiderschrank. Er war riesig. Lou entschied sich für ein weißes Hend und eine schwarze Hose. Ich hingegen konnte mich nicht entscheiden. Mittlerweile hatte ich drei Kleider rausgeholt und aufs Bett gelegt. Ein kurzes, schwarzes. Ein weißes, ebenso kurz.. Und ein dunkelrotes. Es war ein wenig länger als die  anderen Beiden.

"Welches? Du entscheidest." bestimmte ich und sah Lou auffordernd an.

"Das dort", er hob das rote hoch und hielt es mir hin, "du würdest wundervoll darin aussehen. Wie ein Engel."

"Lass mich mit den Viechern bloß in ruhe." mahnte ich drohend.

Aber ich zog das Kleid an, um Lou eine Freude zu machen.

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