Ja?

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Cameron
Stich mir die Augen aus. Gleich hier und jetzt. Dann muss ich wenigstens nicht mit ansehen, wie Julianne sich diesem...diesem Arschficker, Möchtegern-Footballstar, Hurensohn an den Hals wirft. Dieser miese Wurm. Ich würde ihn killen, selbst wenn ich dafür in der Hölle brennen würde. Er würde dann wenigstens mit mir brennen. Seine blöden grünen Augen leuchteten immer noch. Doch ich wusste, was hinter diesem ach so perfekten Gesicht steckte. Er war eine hinterhältige Schlange, diese Schlampe. Dieses Drecksexemplar eines menschlichen Wesens. Mit geballten Fäusten machte ich einen Schritt auf ihn zu. Mal sehen, wie viel sein Stiernacken aushielt, bevor er wie ein Mikado-Stäbchen brach. Auf Jules achtete ich nicht, sie hatte sich tatsächlich für ihn entschieden. Für diese Orgasmusbremse, diesen Dünnschiss-Gurgler. Ich hob die linke Hand und holte aus, um Will sein dreckiges Grinsen aus dem Gesicht zu putzen, doch Brody packte mich und zog mich zurück.
"Wow, Alter. Beruhig dich. Komm runter. Diese miese Ratte ist es nicht wert. Du kriegst das Mädchen schon noch", zischte er mir ins Ohr und zerrte mich vor die Tür. Wütend stemmte ich mich gegen ihn, doch er drängte mich weiter zurück. Nutzte meine Wut aus. Meine Unkonzentriertheit.
"Lass mich", brüllte ich und starrte ihn wütend an. Er war genauso ein Pisser wie alle anderen hier. Wegen ihm stand ich wie ein Drogenabhängiger da.
"Alles klar, Bruder. Du bist wütend. Das verstehe ich. Aber komm verdammt noch mal runter!", gab Brody zurück und untermalte seine Worte mit reichlich Gesten. Ich strich mir die Haare zurück.
"Komm du doch runter!" Er verdrehte die Augen.
"Ehrlich? Sind wir jetzt da angelangt?" Okay, vielleicht benahm ich mich kindisch, aber das war mein gutes Recht.
"Leck mich!" Er wackelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum und lächelte mitleidig.
"Du liebst sie. Deshalb drehst du so durch." Ich zuckte zusammen und starrte ihn an. Erkenntnis machte sich in mir breit und der Atem stockte mir in den Lungen.
"Scheiße", murmelte ich und strich mir mit den Händen übers Gesicht. Shit, ich liebte sie.

Jules
"Und dann hast du was getan?", rief Maggie entsetzt aus und packte mich an den Schultern.
"Du hast mich schon verstanden", murmelte ich und lehnte mich auf der großen Hollywoodschaukel in ihrem Garten zurück. Ihre Eltern besaßen auch eine Ranch, die sie allerdings für Erlebnistrips nutzten. Touristen waren anscheinend das neue Rinderhüten. Ich wette so mancher Naturbegeisterte war selber ein Rind...
Ich konnte Maggies Begeisterung über mein Date mit Will nicht so richtig teilen. Ich mochte ihn, ja. Aber irgendwie fühlte es sich seltsam an. Es war, wie an den Tagen, wenn du super gut drauf bist und Pläne machst. Doch an dem Tag der Verabredung merkst du, wie wenig Lust du jetzt darauf hast und möchtet dich am liebsten deshalb vergraben.
"Und was hat er noch mal gesagt?", hakte sie nach und ich hätte ihr nur allzu gerne ihre roten Locken einzeln rausgerissen. Ich liebte sie, aber sie war manchmal so mitfühlend wie ein Reptil. Ein Reptil auf Speed.
"Es wäre mir eine Ehre", antwortete ich geschwollen und deutete eine Kotzgeste an. "Ich wäre auf seiner Schleimspur beinahe ausgerutscht." Maggie zog an ihrem Strohhalm und runzelte die Stirn.
"Wäre es dir etwa lieber, wenn er dich als 'besonders' nuttig bezeichnet hätte?" Punkt für sie.
"Nein!" Vielleicht.
"Also, warum ziehst du dann so ein Gesicht? Britney versucht seit Jahren an ein Date mit ihm ranzukommen." Ich lehnte mich zu ihr vor und faltete die Hände.
"Wenn ich dich richtig verstehe, dann soll ich mit Will ausgehen, weil Britney sich deshalb dumm und dämlich ärgert?" Hörte sich fast nach Scarlett an, so wie Maggie redete. Nur, dass ich wahrscheinlich wie verrückt darüber gekichert und mir boshaft die Hände gerieben hätte. Aber ich war nun mal nicht in New York und musste mich an die Kleinstadt anpassen. Hier zahlte dir das Leben deine Arschlochseite doppelt wieder. Und ich erholte mich noch vom letzten K.O. da hatte ich keine Lust auf den nächsten Kinnhaken.
"Wo will er mit dir hingehen?" Ich schaute auf und seufzte. Sie war so glücklich und begeistert. Am liebsten würde ich sie vorschieben. Sollte sie doch das Date haben. Ich würde stattdessen sterben gehen. Unter der Erde hätte ich wenigstens meine Ruhe.
"Achtung. Es ist wirklich sehr, sehr originell", warnte ich und gähnte. Sie begann auf und ab zu hüpfen und klatschte in die Hände.
"Ehrlich? Oh mein Gott!"
"Nein. Er will mit mir ins Kino gehen. Er hat sogar schon die Karten", meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, als sie sich lächelnd setzte.
"Und welchen Film schaut ihr euch an?"
"Robocop von 2014." Ich beobachtete, wie sie das Gesicht verzog.
"Den willst du gucken?"
"Oh Gott, nein. Natürlich nicht." Ihre Augen wurden groß wie Untertassen.
"Er hat dich nicht gefragt?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Vielleicht würde sie jetzt endlich von ihrem Team-Will-Trip runterkommen.
"Mach das Beste draus. Wenigstens ist er heiß", meinte sie und ich ließ mich zurück in die Polster fallen. Ja, wenigstens war er heiß.

Und ich war tatsächlich bei der ersten Schießerei eingepennt. So was langweiliges hatte ich noch nie gesehen. Und das sage ich obwohl ich alle Twilight - Filme Zuhause stehen habe. Immer dieses hirnlose Hin- und Herumgeballere. Bis niemand mehr weiß, wer eigentlich wen erschossen hat.
"Und? Wie fandest du den Film?", fragte Will mich und ich starrte weiter aus dem Fenster.
"Der Anfang war langweilig",meinte ich und hauchte die Scheibe an. Das war die Wahrheit. Mehr hatte ich vom Film ja nicht mitbekommen. Er redete noch ein bisschen über Football, doch ich hörte ihm nur mit einem Ohr zu. Ich hatte keinen Bock mehr auf seine freundliche, hilfsbereite Art. Warum konnte er mir nicht einmal seine echte Meinung sagen? Auch wenn er mich vielleicht damit verletzte. Bah. Es nervte mich so an.
Ich stieg aus und winkte ihm zu. Als er aussteigen wollte, deutete ich an, dass ich ihn anrufen würde. Damit meinte ich eine kurze SMS. Widerwillig winkte er zurück und drehte um. Ich schloss die Haustür auf und bemerkte Cam, der im Flur saß. Auf dem Boden.
"Hey?", grüßte ich ihn unsicher. Er erhob sich und nahm mir meine Jacke ab.
"Wie war dein Date?" Ich lachte bitter auf und musterte misstrauisch sein attraktives Gesicht. Das war keine Unterhaltung, die ich mit ihm führen würde.
"Wunderbar", log ich und pfefferte meine Tasche in eine Ecke. Ich wollte nur noch die Matratze küssen und schlafen. Mehr nicht.
"Gib mir eine Chance und du erlebst das Date, das du verdienst." Beinahe wäre ich hingeknallt. Vor Schreck versteht sich.
"Wie bitte?" Meine Stimme klang fremd. Dünn. Zittrig.
"Will hat den Abend in den Sand gesetzt. Jetzt bin ich dran. Lass mich dir zeigen, was du mir bedeutest." Er lächelte traurig und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Meine Haut stand sofort in Flammen.
"Was meinst du damit?", fragte ich und fürchtete mich beinahe vor der Antwort. Aber Cameron wäre nicht Cameron, wenn ich einmal eine eindeutige Antwort von ihm bekäme. Seine blauen Augen blitzen schelmisch.
"Das erfährst du nur, wenn du ja sagst."

Fighting Cameron Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt