Topas

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Ich hatte ganz vergessen, dass es eine Zeit gegeben hatte, zu der Kyungsoo und ich jeden Tag zusammen zur Schule gegangen waren. Vor seinem Umzug, als er noch im Haus neben unserem gelebt hatte. Das war nun schon lange her, aber es fühlte sich ein bisschen an wie damals, als Kyungsoo und ich heute Morgen zusammen aus dem Haus gingen.

„Wieso siehst du mich so an?", fragte er und neigte neugierig den Kopf zur Seite.

„Mache ich gar nicht", sagte ich schnell. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich ihn angestarrt hatte. Wie peinlich. Dennoch, es war ein gutes Gefühl zusammen zu laufen ich ging mit Absicht etwas langsamer als gewöhnlich. Wenn es Kyungsoo aufgefallen war (und das war es mit Sicherheit) so sagte er nichts dagegen.

„Ich habe dich letztens übrigens in der Bibliothek gesehen. Mit Lay, wie seid ihr so plötzlich Freunde geworden?", fragte ich mit offenkundiger Neugierde in der Stimme.

„Oh das. Es ist wirklich nur ein Zufall gewesen", grinste er. „Lay war in der Bibliothek und ich bin zufällig an ihm vorbeigelaufen. Wusstest du dass er malt?"

„Was?"

„Er malt", wiederholte Kyungsoo. „Und er ist unheimlich gut darin! Ich habe ihn darauf angesprochen, weil ich begeistert von dem Bild war, an dem er gerade gearbeitet hat und so sind wir ins Gespräch gekommen."

Ich blinzelte den schwarzhaarigen mehrfach an. „Oh, wow, ich denke das hat noch keiner vor dir geschafft."

„Ich weiß nicht, wieso niemand richtig hinsieht", murmelte er. „Oh und jetzt halt dich fest, ich bin beinahe vom Stuhl gefallen, als er mir das erzählt hat. Du erinnerst dich an das Graffiti an der Westwand der Yokseng? Lay hat es da drauf gesprüht."

„Ernsthaft?!"

Kyungsoo nickte begeistert. „Ich habe ihm davon erzählt, weil ich nicht viel mit Kunst am Hut habe, aber dass das Graffiti an der Yokseng uns alle begeistert hat. Du hättest sehen sollen, wie sehr er sich über das Kompliment gefreut hat!" Kyungsoo selbst strahlte ebenfalls. „Er hat mir anvertraut, dass er Künstler werden möchte, dass seine Familie aber sehr streng ist und er seine Kunstfreunde in China verlassen musste, als sein Vater ihn an die Seongon geschickt hat."

„Kein Wunder, dass er immer so mies drauf ist", murmelte ich.

„Sein koreanisch ist außerdem nicht das beste, weil er nicht viel praktische Erfahrung gesammelt hat, obwohl er schon so lange hier ist, aber wenn er spricht, klingt es super niedlich."

Darüber runzelte ich kurz die Stirn. „Super niedlich also." Kyungsoo stupste mich mit dem Ellenbogen in die Seite und blieb dann stehen. „Was ist?"

„Wir sind fast da", sagte er, als wäre es offensichtlich. „Geh du zuerst."

Ich spürte das schlechte Gewissen in mir aufkommen. „Kyungsoo, wegen dem was ich zu dir gesagt habe-"

„Ist schon in Ordnung Jongin", sagte er und lächelte. „Ich denke ich habe es zuvor einfach nicht verstanden, aber die Seongon legt tatsächlich hohen Wert darauf, welchen Familienhintergrund ihre Schüler haben." Er lachte ohne Freude. „Ich kann jetzt verstehen, dass du in keiner einfachen Situation warst."

„Kyungsoo-" Er machte mein schlechtes Gewissen nur schlimmer.

„Es macht mir nichts aus", versicherte er. „Ich will nicht dass du meinetwegen in Schwierigkeiten kommst und ich will nicht das Sehun uns gegeneinander aufhetzt, wenn er weiß dass wir befreundet sind."

Wie konnte ich ihn jetzt alleine lassen und weiterhin so tun als hätte ich keine Ahnung, wer er war? Jetzt, da Kyungsoo so großartig und verständnisvoll war, machte es alles nur umso schwerer. Und dann dachte ich wieder an die Seongon Schüler und erschauderte.

DiamantenstaubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt