Granat

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Es war beinahe Schicksalhaft als Chen und ich nach unserem Diskussionsreichen Mittagessen auf Sehun trafen. Und nicht nur auf ihn.

Wir waren gerade auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer, als wir um eine Ecke bogen und Sehun und Kyungsoo auf der breiten Fensterbank sitzen sahen. Sehuns breites, aufrichtiges Lächeln verwandelte sich augenblicklich in sein Gegenteil, als unsere Blicke sich kreuzten. Er sprang von der Fensterbank und kam uns lächelnd entgegen.

„Chen, leistest du deine Sozialstunden ab? All das Kokain muss dich letztlich wohl doch in Schwierigkeiten gebracht haben."

Chen lächelte nur zurück. „Keine Sorge, ich würde dich nicht aus dem Bilde lassen, wenn mich jemand auf das Koks ansprechen wollte. Du weißt schon, ein paar unserer gemeinsamen Geschichten teilen."

Sehuns Augen verengten sich. „Du meinst es ernst."

Der braunhaarige zuckte die Achseln. „Halb so ernst wie du offensichtlich."

Sehun zischte. „Wissen deine Eltern, was für Freunde du dir anschaffst?"

Das ging unter die Gürtellinie und ich hätte wahrscheinlich eingegriffen, wenn ich nicht den völlig entspannten Ausdruck auf Chens Gesicht gesehen hätte. „Sehunnie ich bin nicht Baekhyun, schon vergessen?" Er trat einen Schritt näher auf ihn zu. „Du schüchterst mich nicht auf die gleiche Art und Weise ein wie ihn."

Chen war...großartig, seine Augen waren starr auf Sehun gerichtete und keine Miene verzog sich in seinem Gesicht. Ich war mir sicher, dass dieser Punkt an Chen ging, als Sehuns Lächeln noch breiter wurde. „Du willst das ich zu anderen Mitteln greife Chennie?"

Chen zuckte zurück als hätte er sich verbrannt, seine Augen waren geweitet in Schock. „Was?"

„Erinnerst du dich an den Kosenamen? Wie lautete ihr Name noch gleich?"

„Du-"

„Oh ich weiß von ihr, natürlich weiß ich von ihr, wir sind doch Freunde", grinste er. Chen machte noch einen Schritt zurück und Sehun wandte sich wieder mir zu. „Weißt du es ist lustig wie sich alle Leute auf deine Seite schlagen. Nervig ist wahrscheinlich das passendere Wort."

„Alle?", wiederholte ich und dachte plötzlich an Luhan, meinte Sehun eventuell tatsächlich auch ihn damit?

„Was macht ihr da?", fragte Kyungsoo plötzlich. Er war ebenfalls von der Fensterbank gesprungen und stand jetzt neben Sehun. „Wo sind die Kameras? Euer Melodrama ist wirklich Filmreif."

Sehun wandte sich überrascht zu ihm herum. „Was?"

Kyungsoo verschränkte die Arme vor der Brust. „Werft ihr jetzt mit Geheimnissen um euch und wartet darauf, wer den größten Trumpf aus seinem Ärmel zieht?"

„Das-", sagte Sehun verunsichert und blickte tatsächlich flüchtig zu Chen und mir herüber.

„Ihr klingt wie Straßengangster. Lasst uns zurück in die Klasse gehen, Minseok hat versprochen ein Gedicht von Bukowski mitzubringen." Er seufzte als wir uns nicht bewegten. „Was ist euer Problem? Wollt ihr euch tatsächlich auf dem Schulflur an den Hals gehen?"

Chen brach in diesem Moment in unerwartetes Gelächter aus. Sehun und ich starrten Kyungsoo derweil mit Spiegelgleicher Fassungslosigkeit in unseren Gesichtern an. Das war eine verdammt ernste Situation. Eine Konfrontation zwischen Feinden.

„Was verstehst du schon, das-?"

„Sehun", unterbrach Kyungsoo dann sanfter. „Tu das nicht." Dann leiser und noch so viel weicher: „Du wirst es bereuen."

DiamantenstaubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt