Kapitel 3

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Es ist Freitagabend. Frank Miller läuft im Wartezimmer des örtlichen Krankenhauses auf und ab. Vor einer Viertelstunde hatte die Kaiserschnittoperation seiner Frau begonnen.

"Gleich", denkt er, "gleich werde ich meinen Sohn in den Arm nehmen können!"

Bei diesem Gedanken leuchten seine Augen vor Vorfreude auf.

Er wirft einen Blick auf die Uhr. Fünf Minuten noch. Allerhöchstens zehn. Die Uhr tickt. Er läuft auf und ab, auf und ab, auf und ab.

Schließlich hält Frank seine eigene Unruhe nicht mehr aus und setzt sich hin. Gleich darauf öffnet sich die Tür zum Operationssaal. Eine Schwester sieht sich im Wartezimmer um, nimmt den Mundschutz ab und fragt: "Mr. Miller?"

Frank springt geradezu euphorisch auf und ruft: "Ja, ich! Das bin ich!"

"Würden sie mir bitte folgen?", fordert die Krankenschwester ihn auf.

"Natürlich", erwidert Frank, etwas irritiert, als frisch gebackener Vater nicht beglückwünscht zu werden.

Er folgt der jungen Assistentin durch die Tür, durch die sie gekommen war. Dahinter befindet sich nicht der Operationssaal seiner Frau, wie Frank erst gedacht hatte, sondern ein Raum, von dem aus man durch Glasscheiben in verschiedene solcher Säle sehen kann. Neugierig schaut Frank sich nach seiner Gattin um.

Die Krankenschwester dreht sich zu ihm um.

"Bitte warten Sie hier, ich schicke Ihnen Frau Dr. Cunningham."

Sie verschwindet durch eine Tür zu einem der Räume. Frank blickt durch die dazugehörige Glasscheibe und sieht dahinter seine Frau.

Er muss unwillkürlich lächeln. Sie hat die Augen geschlossen, erleichtert, dass die Operation überstanden ist.

Eine Frau in Weiß, die zuständige Ärztin, wie Frank vermutet, zieht sich gerade ihre grünen Medizinhandschuhe aus. Sie sind blutig.

Frank wird übel und er schaut schnell woanders hin. Er kann kein Blut sehen. Deswegen war er auch nicht bei der Operation selbst dabei, obwohl es ihm angeboten wurde. Das hätte ihm sein ganzes Glück der Vaterschaft verätzt.

Einen Augenblick später, Frank hatte gerade seine Übelkeit überwunden, tritt die Ärztin, deren Namensschildchen sie als Dr. Cunningham ausweist, aus dem Saal und läuft zu ihm herüber.

"Mr. Miller, Dr. Cunningham. Freut mich."

Sie hält ihm ihre, nun von den Bluthandschuhen befreite, Hand hin und lächelt. Aber ihre Fröhlichkeit wirkt irgendwie gezwungen.

"Darf ich den Kleinen sehen?", fragt Frank, wieder mit diesem freudigen Glanz in den Augen. Das Lächeln der Ärztin erstirbt.

"Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas anderes sagen, ich wünschte es wirklich."

Das Leuchten in Franks Augen flackert irritiert.

"Ihr Sohn lebt nicht mehr. Er kam schon tot auf die Welt, ich konnte nichts dagegen tun. Ich schwöre, hätte ich die Möglichkeit gehabt, es zu verhindern, hätte ich sie genutzt. Aber es war wirklich nichts mehr zu machen."

Frank wird blass. Da ist kein Leuchten mehr in seinen Augen, nur noch blankes Entsetzen. Er schwankt.

"Nein", krächzt er, "nein, das kann nicht sein!"

"Es tut mir aufrichtig leid, Mr. Miller. Wenn Sie Gesprächsbedarf haben, wenden Sie sich bitte an die Empfangsdame, sie wird dann einen Psychologen für Sie aussuchen."

Dr. Cunningham schenkt Frank noch ein mitleidiges Lächeln, dann lässt sie ihn allein.

Er blickt wieder zu seiner Frau in den Operationssaal. Er begreift jetzt, dass sie ihre Augen nicht aus Erleichterung geschlossen hat.

Nein, seine Frau ist nicht froh. Sie fühlt den Schmerz, den er jetzt auch zu spüren bekommt, tausendmal stärker als er selbst. Er erkennt jetzt ihren leidenden Gesichtsausdruck.

"Nein!", flüstert er wieder.

Er sinkt mitten im Raum auf den Boden. Wie hypnotisiert starrt er durch die Glasscheibe.

Eine heiße Träne rollt Franks Wange hinunter. Er macht sich nicht die Mühe, ein Taschentuch aus seiner Hosentasche zu ziehen. Er lässt die Tränen einfach laufen.

"Nein!", schluchzt er.


♡♡♡

Sooo, jetzt ist es also da, das erste Kapitel, in dem weder Kookie noch Jimin vorkommen. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem! Die Story geht nach diesem Schema weiter, also P.o.V. Jungkook, P.o.V. Jimin und auktorialer Erzähler immer im Wechsel...
Dieses Kapitel hat leider nur 648 Wörter, aber keine Sorge, die nächsten werden wieder etwas länger!♡

Blinde Liebe - BTS Jikook ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt