Kapitel 16

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P.o.V. Jungkook

Ich werde von dem unangenehmen Weckton meines Handys aus dem Schlaf gerissen. Es ist Dienstag.

Es kommt mir vor, als ob gestern mein ganzes Leben vergangen wäre. Fast alles, was ich mir immer schon gewünscht hatte, ist an diesem Montag passiert: Jimin Cunningham hat mit mir geredet, wir haben sogar ein ziemlich großes Abenteuer erlebt...

Bei dem am Ende sogar mein Bruder involviert war. Ich habe keine Ahnung, was er getan hat, aber als er sich schweigend zu uns in den Wagen gesetzt hat, war auf seiner Hose Blut.

Er hat nichts erzählt, also hab ich auch nicht nachgefragt.

Was es auch war, Alan hat bestimmt das Richtige getan, schließlich hat er das schon immer.

Wie es heute in der Schule wohl sein wird? Ich meine, wird Jimin mit mir reden? Ein Kribbeln breitet sich in meiner Magengegend aus, als ich an ihn denke. Albern kichernd ziehe ich mir die Bettdecke bis zum Kinn und genieße die Vorstellung, wie die Anderen schauen werden, wenn ich mich mit Jimin Cunningham unterhalten werde.

Mein zweiter Wecker reißt mich aus meinen traumhaften Gedanken.

Ich seufze, aber steige trotzdem grinsend aus dem Bett.

Als ich, nachdem ich mich angezogen hatte, nach unten gehe, ertappe ich mich dabei, wie ich summe. Langsam verliere ich wirklich den Verstand!

Immer noch mit dem dämlichen Dauergrinsen im Gesicht schmiere ich mir ein Pausenbrot und werfe auch noch einen Apfel in meinen Rucksack.

"Nanu!" Alan reibt sich gähnend die Augen, als er zur Küchentür reinschlürft. "Du bist aber gut drauf."

Ich grinse ihn einfach an, ich kann nicht anders. "Ich geh zur Schule!", verabschiede ich mich und will gerade raus aus der Küche, als plötzlich mein Vater in der Tür steht.

Erschrocken bleibe ich stehen, dann spüre ich schon den pulsierenden Schmerz in meiner Wange.

Kurz bleibe ich leicht gebückt stehen und warte, bis die schwarzen Flecken aus meinem Blickfeld verschwinden.

Altbekanntes Erlebnis, nichts besonderes, auch wenn es jetzt schon eine Weile her ist, dass ich Appa gesehen habe und er dazu in der Lage war, mich zu schlagen.

"Du hast mich geweckt, du nutzloses Stück Scheiße!" Ich halte die Luft an, als sein stinkender Atem zu mir zieht.

"Tut mir leid", erwidere ich eiskalt und will an ihm vorbei durch die Tür, doch er rammt mir seine Faust in die Magengrube. Schon erstaunlich, dass er unter diesem Alkoholeinfluss noch so gut zielen kann...

Als ich mich vor Schmerzen krümme, und dabei den wenigen Platz nicht bedenke, den wir zu zweit in der Tür haben, schlage ich mir die Lippe am Türrahmen auf. Ich schmecke Blut.

"Ein bisschen mehr Respekt!", brüllt mein Vater. Ein zweiter Schlag landet dumpf in meiner Magengegend. Die schwarzen Flecken werden größer und mehr, langsam wird mir schwindelig. Ich kralle mich verkrampft am Türrahmen fest. Wenn ich jetzt in Ohnmacht falle, hat er gewonnen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er bereits zum nächsten Schlag ausholt. Ich mache mich gerade bereit, als ich hinter mir Alan höre. "Es reicht jetzt!", zischt er eiskalt.

Ich drehe mich leicht um und sehe, wie Alan Appa am Arm festhält. Mein Vater schwankt etwas durch den plötzlich verlorenen Schwung seiner Faust.

Verwundert starrt er meinen Bruder an, der schenkt ihm jedoch keine weitere Beachtung, sondern lächelt mich warm an. "Geh jetzt lieber in die Schule, Kleiner. Du kommst sonst noch zu spät!"

Ich nicke, doch bevor ich gehe verschwinde ich noch im Bad. Mein Spiegelbild sieht mich aus leeren Augen an. Meine Lippe ist aufgeplatzt, ansonsten sieht man mir die letzten fünf Minuten nicht an.

Trotzdem sehe ich, wie eine Träne meine Wange herunterkullert. Nicht vor Schmerzen, sondern weil ich mich bis zu diesem Augenblick so gut gefühlt habe. Meine aufgeplatzte Lippe stört das wunderbare Bild, Jiminie zu sehen, irgendwie.

Ich stütze mich auf dem Waschbecken ab. Dass mein Vater mich schlägt, verletzt mich schon lange nicht mehr. Mittlerweile kann ich ihm gut genug ausweichen, dass er keine sichtbaren Spuren hinterlässt, ansonsten wäre ich wohl noch ein viel größerer Freak. Zurückgeschlagen habe ich nie. Alan hat immer dafür gesorgt, dass er nicht zu weit geht, sodass eine aktive Verteidigung nicht nötig war.

Nach ein paar Minuten, in denen ich nur auf mein eigenes Schluchzen gehört habe, hole ich mir ein Wattestäbchen, um das Blut von meinem Gesicht zu tupfen.

Jimin soll mich so nicht sehen.

Bevor ich das Bad verlasse, werfe ich noch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Man muss sehr genau hinsehen, um den Riss in meiner Lippe zu sehen.

Zufrieden verlasse ich das Bad und das Haus.

Bei dem Baum vor der Schule wartet Grace bereits auf mich. Als sie mich sieht, kommt sie grinsend auf mich zugelaufen. Auch mein Dauergrinsen ist zurückgekehrt, sobald ich aus der Haustür war.

"Was ist denn mit dir los? So fröhlich hab ich dich ja schon ewig nicht mehr gesehen!" Natürlich fällt es ihr auf. Wie konnte ich nur etwas anderes denken?

Ich werfe einen flüchtigen Blick auf meine Uhr. Ein paar Minuten nur noch bis Unterrichtsbeginn. "Hast du was dagegen, ein bisschen zu spät zu kommen?"

"Nein, aber wieso?" Verwundert schaut sie mich an.

"Das, was ich dir erzählen will, kann etwas länger dauern."

Jetzt sehe ich die Neugier in ihrem Blick und grinse. "Aber wenn du nicht willst..."

"Neineinein, schieß los!"

Also erzähle ich ihr die gesamte Geschichte, angeangefangen bei der Begegnung mit Jimin vor dem Biosaal, und aufgehört bei der Lagerhalle. Am Anfang hat Grace noch Fragen gestellt, aber nach einiger Zeit sind ihre Augen größer und größer geworden und sie ist verstummt.

"Wow", haucht sie, als ich fertig bin. "Kookie, dass ist besser als alles, was wir uns jemals erträumt haben!"

"Ich weiß!", grinse ich.

Sie boxt mich sanft auf den Arm. "Los, bedank dich bei deiner besten Freundin, sie war schließlich krank, sonst wäre all das gar nicht passiert!"

Ich lache. "Geht's dir übrigens wieder besser?"

"Klar, sonst wär ich doch nicht hier, Superhirn!"

"Ich weiß nicht, vielleicht hast du mich ja auch nur so sehr vermisst? Sodass du sogar totkrank in die Schule gehst?" Albern klimpere ich mit den Augen.

Sie lacht und legt mir einen Arm um die Schultern. Ich erwidere die Geste und Arm in Arm schlendern wir auf das Schultor zu.

Das wird ein toller Tag!

♡♡♡

Tut mir unendlich leid, dass ich so lange nichts hochgeladen habe!
Ich fürchte, ich kann auch nichts besseres versprechen für die nächste Zeit, aber ich versuche, noch vor Mai ein neues Kapitel zu schreiben!
Danke, dass ihr trotz meiner unregelmäßigen Uploads dabeibleibt!

1081 Wörter.

Blinde Liebe - BTS Jikook ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt