Kapitel 17

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P.o.V. Jimin

Ungeduldig scharre ich mit dem Fuß auf dem Boden herum.

Ich war heute als erstes bei der Schule, damit ich Kookie auf keinen Fall verpasse. Adrian, Thomas und Jeffrey hab ich gesagt, dass ich später komme.

Vor etwa zehn Minuten hat der Unterricht angefangen. Langsam frage ich mich, ob Jungkookie vielleicht krank ist... Aber andererseits ist er gestern auch zu spät gekommen, fünf Minuten kann ich ja noch warten.

Plötzlich höre ich ein Lachen. Das ist Kookie, eindeutig!

Ich spüre mein Herz klopfen und meine Hände werden feucht. Was ist los mit mir? Ich will doch einfach nur mit ihm zum Unterricht gehen und ihn nach seiner Nummer fragen! Da ist doch nichts dabei...

Unauffällig spähe ich um die Ecke. Tatsächlich, da ist Kookie, aber er ist nicht allein. Er hat den Arm um ein Mädchen aus unserer Klasse gelegt, Grace. Lächelnd schaut er auf sie herunter.

Das trifft mich wie eine Nadel in die Brust. Dieses Lächeln... Ich will dass er mir jeden Tag so eines schenkt!

Ich beiße mir auf die Lippen. Das ist doch jetzt ein ganz anderes Thema! Außerdem sind die beiden vielleicht auch gar nicht zusammen... Ich merke selber, wie unwahrscheinlich das klingt.

Naja, trotzdem kann ich ihn ja nach seiner Nummer fragen. Rein freundschaftlich, natürlich.

Er kommt näher. Ich atme tief durch, dann gehe ich einen Schritt hinter der Mauer hervor.

"H-hey Kookie", stottere ich.

Seine Augen werden groß. "Jimin?"

Sofort löst er sich von Grace. Als ob ich nicht ohnehin schon bemerkt hätte, dass da was läuft... Der Gedanke versetzt mir erneut einen Stich.

Das Mädchen grinst. "Ich lass euch zwei mal allein."

Bilde ich mir nur ein, dass sie Kookie verschwörerisch zuzwinkert, bevor sie weggeht?

Verwirrt beobachte ich sie, bis sie im Schulhaus verschwunden ist.

"Ähm, was wolltest du?", reißt Jungkookie mich aus meinen Gedanken.

Ich spüre, wie meine Wangen warm werden. Stumm flehe ich, dass sie nicht rot sind...

"Also, ich wollte dich fragen, ähm, also, ob..." Ich atme tief durch. "Ob du mir deine Handynummer geben willst?"

Unsicher blicke ich ihn an. Keine Reaktion. Natürlich.

"Also du musst natürlich nicht", setze ich schnell hinzu, und dann, leiser: "Ich dachte nur, wir könnten uns mal treffen oder so..."

"Klar." Kookie krächzt mehr, als dass er spricht. Er räuspert sich und wiederholt: "Klar, warum nicht?"

Sein schiefes Lächeln lässt meinen Bauch kribbeln. "Super!" Vielleicht klingt meine Stimme zu erleichtert?

Nach einer kurzen Pause, in der unangenehmes Schweigen herrscht, hole ich mein Handy aus der Hosentasche und lege einen neuen Kontakt an. Dann gebe ich das Gerät Kookie, damit er seine Nummer eingeben kann.

Als er fertig ist, fragt er: "Schreibst du mich dann an? Dann hab ich deine Nummer auch."

Ich grinse breit. "Klar!"

"Wollen wir dann?" Er deutet auf das Schulgebäude und ich nicke.

Gerade setzen wir uns in Bewegung, als hinter uns Bremsen quietschen. Verwirrt drehen wir uns um.

Ich erkenne das Auto sofort wieder, es gehört Jungkookies Bruder, der gerade aussteigt.

"Alan?" Kookie klingt ersaunt.

"Gut, dass ich euch zwei noch erwische. Ich wollte es dir eigentlich heute morgen sagen, aber dann-"

"Was gibt's?", unterbricht Kookie seinen Bruder. Es kommt mir vor, als ob er ihm einen warnenden Blick zuwirft. Alan scheint zu verstehen, er nickt leicht.

"Ihr solltet euch nicht zusammen sehen lassen."

Seine Worte bohren sich wie Messer in meinen Brustkorb. Ich keuche. Auch Kookie sieht entsetzt aus.

"Aber warum?"

"Falls-" Alan räuspert sich. "Falls Mr. Miller gefunden wird, wird in dem Raum auch Brians Blut sein. Dass sein Bruder darin verwickelt ist, liegt nahe", er wirft mir einen kurzen Blick zu, "aber du solltest besser nicht in Verbindung damit gebracht werden."

"Aber-", stammelt Kookie, doch Alan unterbricht ihn. Seine Stimme ist ruhig.

"Das könnte auch gefährlich für mich werden."

"Warte, was?" Jetzt mische ich mich doch ein. "Was meinst du damit, auch Brians Blut? Und dass es gefährlich werden könnte?"

Ich glaube, Alan sieht mich gerade das erste mal wirklich an.

"Ich habe Mr. Miller schwerverletzt in dem Raum eingeschlossen, in dem auch Brian war. Mittlerweile sollte er nicht mehr am Leben sein."

Kookies Keuchen entnehme ich, dass er davon ebenso wenig wusste wie ich. Ich dachte, Alan hätte die Polizei gerufen, nachdem er ihn verarztet hat. Mir kommt der Gedanke, dass das Blut auf seiner Hose gar nicht von dem Versorgen der Schusswunde kam...

Mir wird schlecht. Ich hatte nicht gewollt, dass jemand stirbt. Und erst recht nicht, dass Alan zum Mörder wird... Und dass alles nur, weil ich meinen verdammten Ruf nicht verlieren wollte. Wegen eines verfluchten Raubüberfalls vor Jahren!

"Oh mein Gott", flüstert Kookie neben mir.

"Ihr solltet am besten nicht zusammen in den Unterricht gehen."

Ich fühle mich schlichtweg nicht imstande, etwas zu tun oder zu sagen. Weder Zustimmung noch Protest. Auch Jungkookie bewegt sich nicht.

"Ich warte, bis einer von euch drinnen ist." Alan klingt bestimmt.

Wie in Zeitlupe setze ich mich in Bewegung. Schritt für Schritt entferne ich mich von Kookie. Ich fühle mich wie die kleine Meerjungfrau, als sie Land betritt. Jedes mal, wenn ich meinen Fuß auf dem Boden aufsetze, fühlt es sich an, wie tausend Messerstiche.

Hinter mir höre ich, wie Alan sich leise bei seinem Bruder entschuldigt. Ich bringe es nicht über mich, mich nochmal umzudrehen.

"Lass deine Entschuldigung stecken", höre ich Kookie zischen, dann rennt er an mir vorbei ins Schulhaus. Verdutzt bleibe ich stehen.

In meinem Rücken höre ich, wie Alan den Wagen anwirft und wegfährt. Erst als der Motor leiser und leiser wird und schließlich ganz verstummt, gehe auch ich nach drinnen. Bevor ich das Klassenzimmer betrete, hole ich nochmal mein Handy hervor.

Auch wenn er nicht antwortet, ich will es wenigstens versuchen.

Als ich fertig bin hole ich noch einmal tief Luft und stoße die Klassenzimmertür auf. Ich unterdrücke das Bedürfnis, zu Kookie zu schauen. Gar nicht so einfach.

Schweigend setze ich mich auf meinen Platz neben Jeff. Er schaut mich fragend an, aber ich ignoriere ihn einfach.

Ob Kookie mich wohl von seinem Platz aus beobachtet?

Diese Frage verfolgt mich den ganzen Tag, sie quält mich und lenkt mich ab, viel zu oft will ich mich umdrehen und nachsehen.

Aber ich kann mich zusammenreißen.

Mittags renne ich förmlich aus der Schule, weg von ihm. Als ich etwa hundert Meter gelaufen bin, sinke ich erstmal auf den Boden, mitten auf der Straße.

Lange werde ich das nicht durchhalten, das weiß ich.

♡♡♡

Ich werde versuchen, in Zukunft einmal pro Woche ein Kapitel hochzuladen, aber versprechen kann ich nichts.
1080 Wörter.

Blinde Liebe - BTS Jikook ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt