Kapitel 4

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P.o.V. Jungkook

Ich habe gerade das ideale Geschenk für Alan gefunden: einen Star of Fame! Es ist eine Steinplatte, die vom Design her haargenau so aussieht wie die vom Walk of Fame in Los Angeles! Ich finde, dass es ein sehr passendes Geschenk ist, weil mir mein Bruder so wichtig ist, wie anderen ihre berühmten Vorbilder. Er ist sozusagen mein Idol.

Ein Star of Fame, mit seinem Namen, das ist einfach perfekt.

Schnell tippe ich Grace' Nummer in mein Handy. Sie ist schon immer meine beste Freundin, und weiß, mal abgesehen von Alan, als einziger Mensch wirklich über meine Eltern Bescheid. Sie ist für mich da. So war es schon immer, und so wird es auch immer sein. Eines der wenigen Dinge, auf die ich mich wirklich verlassen kann.

"Jungkookie, wo brennts denn?"

"Wann, nicht wo. Am nächsten Donnerstag. Alan wird 21."

"Oh, wie wärs mit einer Fotocollage von euch beiden als Geschenk? Oder ein Computer zum selber bauen? Oder -"

Ich lache. Wieso google ich Geschenke, wenn meine beste Freundin die Kreativität höchstpersönlich ist?

"Danke, aber deine Ideen kommen zu spät. Auch wenn sie wirklich gut sind!"

"Oh. Was gibts denn dann?"

"Ich will eine Steinplatte bestellen, die so aussieht wie eine Star-of-Fame-Fliese. 'Alan Coleman' soll in dem Stern stehen."

"Das ist genial!" Grace' Stimme klingt ehrlich beeindruckt.

"Ich weiß", grinse ich, "könntest du bitte -"

"Schon längst auf bestellen geklickt! Das Teil kommt am Dienstag an."

"Du bist die Beste!", juble ich. "Vielen Dank!"

"Ach was, für sowas gibt es mich doch! Später werde ich mal Eventmanagerin, da kann ich es zum Beruf machen, anderen Leuten in ihre Ideen reinzupfuschen!"

Ich lache. "Bis Montag, Grace!"

"Ja, bis dann. Und überleb das Wochenende, ja?"

Ich lege auf. Dafür liebe ich Grace einfach. Nicht nur, dass sie mir schon immer - mit den Konten ihrer Eltern - Dinge bestellt hat, sondern vor allem, dass sie die Sache mit Eomma und Appa so locker sieht und Witze darüber macht.

Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen seltsam an, aber es stimmt. Es ist nämlich so, immer, wenn jemand etwas über meine Familie mitkriegt, werde ich komisch von der Seite angeschaut. So... mitleidig. Ich hasse das.

Grace muss ich noch nicht einmal anschauen, geschweige denn darum bitten, dass sie Dinge sagt wie: "Leute, überlegt doch mal, Jungkook kann tun und lassen, was er will. Während eure Eltern nur ab und an nicht merken, dass ihr bis drei Uhr in der Nacht fernseht, hängen seine Alten durchgehend besoffen in der Ecke und bekommen es nicht mal mit, wenn ihr Sohn eine Party feiert! Das ist wie ein Leben lang sturmfrei! Ihr solltet ihn wirklich beneiden, nicht bemitleiden."

Ich verdanke es ihr, dass mich die Leute aus meiner Klasse in Ruhe lassen. Wahrscheinlich denken sie, ich wäre eine Memme, weil ich es zulasse, das ein Mädchen mich verteidigt, aber die haben einfach keine Ahnung. Es ging deswegen sogar mal das Gerücht rum, dass ich schwul bin. Aber im Grunde ist mir das egal, die Meinungen der anderen interessieren mich nicht wirklich. Von meinem Privatleben können sie gar nichts wissen, weil Grace meine Geheimnisse niemals ausplaudern würde.

Und wenn ich jemanden brauche, mit dem ich ernsthaft über Eomma und Appa reden kann, habe ich Alan.

Es ist der perfekte Ausgleich: Er tröstet mich, wenn es gerade am Schlimmsten ist, und dann übernimmt Grace und bringt mich mit ihrer optimistisch-fröhlichen Lebensart und ihren Witzen wieder richtig zum Lachen.

Wenn ich mich von Alan nicht verstanden fühle, gehe ich zu ihr und umgekehrt. Sie sind die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Naja, zumindest von denen, mit denen ich rede.

Es ist nämlich so, dass ich, seit ich verstanden habe, dass nicht alle Eltern so viel Alkohol trinken wie meine, immer weniger mit meinen Mitmenschen zu tun hatte, bis ich schließlich nur noch mit Grace redete. Und mit Emma, seit ungefähr einem halben Jahr. Sie fragt mich nichts über meine Familie, und das ist die wichtigste Grundlage für mich, um eine Freundschaft aufzubauen. Deswegen habe ich mich, als Grace sich mit ihr angefreundet hat, eingeklinkt und habe seitdem immer mehr Vertrauen zu Emma aufgebaut.

Wie auch immer, dass ich mit niemandem rede, bedeutet noch lange nicht, dass mir niemand etwas bedeutet. Ganz im Gegenteil.

Ich weiß nicht, wann und wo ich ihn das erste Mal gesehen habe, er war irgendwie immer da und ich war schon immer in ihn verliebt. Und ja, ich meine "Er". Die Gerüchte über mich sind wahr.

Sein Name ist Jimin. Jimin Cunningham. Wir gehen zusammen in eine Klasse. Er ist 18 Jahre alt, zwei Jahre älter als ich, aber er wurde erst ein Jahr später eingeschult, deshalb waren wir immer im gleichen Jahrgang. Befreundet ist er mit Thomas und Adrian, vor allem aber mit Jeffrey. Sie besuchen, glaube ich, häufiger mal das Ferienhaus von Adrians Eltern im Sommer. Jimins Eltern sind die leitenden Ärzte des Krankenhauses. Er ist sehr beliebt, ich glaube, es hat noch nie ein Jahr gegeben, in dem er nicht Klassensprecher war.

Bei dem ganzen Verliebtsein gibt es nur zwei große Probleme.

Erstens: Er wird von allen Mädchen der Schule im Umkreis von drei Jahrgängen angehimmelt, wieso also sollte er sich für einen Jungen wie mich interessieren? Ich glaube nicht, dass man schwul sein kann, wenn man überall so beliebt ist, und selbst wenn, ich würde es an seiner Stelle vermutlich niemals zugeben, aus Angst, meinen Status zu verlieren.

Und zweitens: Ich habe noch nie auch nur ein einziges Wort mit ihm geredet.

Ihn immer nur verstohlen von der Seite beobachtet.

Ich bezweifle, dass er je meine Existenz bemerkt hat, wieso auch. Wieso sollte ein beliebter Kerl wie er, der noch dazu wirklich gut aussieht, und ich meine damit wirklich verdammt gut, einen stummen, schüchternen Freak wie mich bemerken? Eben.

Manchmal bin ich kurz davor gewesen, ihn tatsächlich anzusprechen. An Tagen, an denen Grace krank war und ich einen Berg mit Problemen hatte, der mich zu ersticken drohte. An solchen Tagen, an denen ich einfach nur das Bedürfnis hatte, jemandem, dem ich vertrauen kann, mein Herz auszuschütten und mich an seiner Schulter auszuheulen. In diesen seltenen Zeiten, in denen Grace witzige Art mir auf die Nerven geht und ich keine möchtegern-traurigen Augen von Emma und kein liebevolles Tätscheln meiner Schulter von meinem Bruder brauche, sondern einfach jemanden, der sich in mich hineinversetzt, mich in den Arm nimmt, mich vor den Blicken der Anderen bewahrt, mich tröstet.

Im Nachhinein war ich mehrmals dankbar, dass sich mein Verstand noch rechtzeitig eingeschaltet hat.

Ich meine: Hallo? Es ist schon seltsam genug, dass ich nie mit jemandem rede. Was würden sich Grace, Emma und Alan denken, wenn ich mich plötzlich in Jimins Arme werfen und in Tränen ausbrechen würde? Und was würde erst Jimin denken? Nein, danke, ich bin eh schon der Psycho.

Fragt sich bloß, ob er, wenn ich so weiter mache, jemals etwas von meiner Existenz erfahren wird, geschweige denn, dass ich ihn liebe...


♡♡♡

Und das wars wieder mit Kookies Kapitel. Wie versprochen umfasst dieses Kapitel wieder mehr Wörter: 1175
Ich hoffe, es gefällt euch!♡

Blinde Liebe - BTS Jikook ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt