Blinde Liebe - BTS Jikook ff

Kapitel 20

P.o.V. Jimin

Nervös werfe ich einen Blick auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Und schon kurz nach neun.

Wahrscheinlich kommt er nicht mehr. Warum sollte er auch, nach dem was sein Bruder gesagt hat? Aber warum hat er dann nicht auf meine Nachricht geantwortet? Er hätte doch sicher abgesagt, oder nicht?

Nervös laufe ich zur Schaukel und setze mich hin. Ein bisschen werde ich noch warten, vielleicht zehn Minuten oder so.

Plötzlich schießt mir ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf. Was, wenn ihm was zugestoßen ist? Was, wenn er sich auf den Weg gemacht hat um mich zu treffen, und dann gestürzt ist? Oder überfallen wurde? Oder was, wenn ihn ein Auto angefahren hat? Nur weil ich mich heimlich, still und leise mit ihm auf dem Spielplatz treffen wollte...

Verärgert über mich selbst schüttle ich den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Ihm ist doch bestimmt nichts passiert... Hoffe ich...

Aber warum ist er dann immer noch nicht da? Mit einem weiteren Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es bereits fast halb zehn ist. Eine Leere breitet sich in mir aus. Was, wenn er mir eine falsche Nummer gegeben hat? Immerhin haben wir früher nie miteinander geredet, gut möglich, dass er es einfach nur total seltsam findet dass ich ihn nach seiner Nummer gefragt hab. Aber höflich, wie Kookie eben ist, wollte er nicht nein sagen und hat mir einfach eine völlig willkürliche Ziffernabfolge in mein Handy eingegeben. Wäre auch irgendwie nachvollziehbar...

Der Gedanke, dass Jungkook mich möglicherweise so wenig mag, dass er mir nichtmal seine Nummer gibt, versetzt mir einen Stich. Es stört mich deutlich mehr, als mir lieb ist. Immerhin bin ich sonst wahnsinnig beliebt, wie kann also ausgerechnet er mich nicht mögen? Er hat doch sonst kaum Freunde, da sollte es ihm doch eigentlich eine Ehre sein, wenn ich mich für ihn interessiere. Rein freundschaftlich, natürlich.

Unruhig beginne ich, auf der Schaukel leicht vor und zurück zu schwingen. Vielleicht hat er ja auch aus Versehen eine falsche Nummer eingegeben. Was, wenn er sich einfach nur vertippt hat? Wahrscheinlich werde ich es nie erfahren. Wie seltsam wäre es bitte, wenn ich morgen in der Schule zu ihm gehe und nachfrage und er mir dann ins Gesicht sagt dass er mich absichtlich nicht getroffen hat? Was würden Jeff und die anderen da von mir denken? Vom schwulen Freak abserviert. Ganz toll.

Es ist mittlerweile Viertel vor zehn. Seufzend erhebe ich mich. Während ich über den Spielplatz in Richtung Straße schlendere, denke ich darüber nach, ob Jungkook wohl wirklich schwul ist, wie alle sagen. Heute morgen hat er schon ziemlich vertraut mit dieser Grace gewirkt, wahrscheinlich sind sie zusammen, also wäre die Antwort nein. Aber wie findet man heraus, ob jemand schwul ist, ohne dass eine total unangenehme Situation entsteht?

Ich kann ihn ja nicht einfach fragen, hey bist du eigentlich schwul? Wenn er auf Mädchen steht, wäre er beleidigt, dass ich so viel auf irgendwelche Gerüchte über ihn gebe und wenn er sich tatsächlich zu Männern hingezogen fühlt, wirkt es so, als ob ich aus direktem persönlichen Interesse fragen würde. Und das ist ja nicht mein Ziel, oder?

Enttäuscht von dem miesen Abend ziehe ich mir meine Kapuze über und verlasse den Spielplatz. Immer noch in Gedanken bei Kookie schlendere ich den Gehweg entlang.

Da höre ich plötzlich Schritte hinter mir. "Jimin, hey, warte!", keucht jemand. Sofort erkenne ich den Klang von Kookies Stimme und fahre herum. "Kookie, was... Du bist ja doch da. Es ist doch schon fast zehn, du bist viel zu spät!" Meine Worte klingen härter, als ich beabsichtigt hatte. Jungkook zieht verlegen den Kopf ein und senkt den Blick.

"T-tut mir leid...", stammelt er, "ich, ich hab irgendwie... den ganzen Tag nicht aufs Handy geschaut." Seine Augen fixieren immer noch den Boden. Freundlicher sage ich: "Schon gut, hab ja nix mehr vorgehabt."

So stehen wir jetzt voreinander, schweigend. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, bis Kookie sich schließlich räuspert und wieder das Wort ergreift. "Du... du wolltest mich treffen. Warum?"

Ja, warum eigentlich? Das ist eine gute Frage... Um ihm zu sagen, dass er mir wichtig ist? Wie soll ich dass denn formulieren, ohne dass es komisch klingt? "Ich, ähm, wollte, äh, danke sagen, denke ich. Dafür dass du mir ohne zu zögern mit Brian geholfen hast."

"Achso, das, ja, ist doch klar." Bilde ich mir nur ein, dass seine Schultern enttäuscht ein wenig herabsacken? Ich hole tief Luft. "Muss das denn echt sein? Dass wir gar nicht mehr miteinander reden? Ich mein ich kann ja verstehen dass Alan nicht will dass du da mit rein gezogen wirst. Aber, naja, also, ich... Ich hätte schon gerne... etwas mehr Zeit mit dir verbracht."

Erstaunt hebt Kookie den Kopf und blickt mich das erste mal an diesem Abend direkt an. Er hat braune Augen. Sie haben die Farbe von diesem wunderschönen Stein, Goldfluss heißt er glaube ich. Nun bin ich derjenige, der den Blick nervös senkt, als ich merke, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Was zum Teufel ist nur los mit mir?

Nach einer weiteren Ewigkeit unangenehmen Schweigens antwortet er endlich: "Ich... ich würde dich auch gerne... wiedersehen, Jiminie." Mein Herz macht bei diesem Spitznamen einen Satz. Er hat mich dort bei der Lagerhalle also doch gehört. "Aber mein Bruder hat auch irgendwie Recht, vielleicht sollten wir uns nicht in der Schule zusammen sehen lassen. Wenn tatsächlich die Polizei Brian oder dich befragt, wäre es vermutlich besser, wenn möglichst wenige wissen, dass wir Kontakt zueinander haben."

Ich nicke vorsichtig. Was er sagt, ergibt Sinn, auch wenn ich es ziemlich schade finde, auf die Vorstellung verzichten zu müssen, gemeinsam mit Jeffrey, Thomas, Adrian und Kookie ins Kino oder ins Schwimmbad zu gehen. "Okay."

"Sollen wir uns dann... einfach morgen wieder hier beim Spielplatz treffen?", fragt Kookie.

"Können wir machen, wieder um 21 Uhr?"

"Okay."

"Okay", wiederhole ich und komme mir sofort blöd vor, so einfallslos geantwortet zu haben. Ich räuspere mich. "Gut, dann bis morgen!"

Er nickt und dreht sich um, um langsam in die Richtung zurückzulaufen, aus der er gekommen war. "Ach, und Kookie", rufe ich ihm hinterher, "nicht wieder zu spät kommen!" Ich grinse ihn schief an, als er sich verlegen nochmal nach mir umsieht. "Ich werde pünktlich sein", murmelt er und schenkt mir ein schüchternes Lächeln.

Ich sehe ihm hinterher, bis er um die nächste Straßenecke verschwunden ist. Dann mache auch ich mich auf den Weg nach Hause. Es dauert noch einige Zeit, bis sich mein klopfendes Herz wieder beruhigt hat.

♡♡♡

Gerade bin ich irgendwie motiviert weiterzuschreiben, hoffentlich bleibt es so, damit es nicht wieder eine zweijährige Pause gibt xD

1100 Wörter.