Kapitel 12

175 14 2
                                    

Frank Miller ist nicht der Schlauste.

Nachdem er Brian Cunningham in einem kleinen, abgetrennten Raum ohne Fenster eingeschlossen hatte, war er wieder in die Schule gefahren.

Der Junge selbst sitzt seit etwa einer Viertelstunde in der stockdunklen Kammer und rührt sich nicht. Seine Augen haben sich schon langsam daran gewöhnt, durch den Lichtschimmer, der unter der Tür durchscheint, kann er jetzt grobe Umrisse erkennen.

War Mr. Miller weg? Er wartet noch weitere fünf Minuten, in denen er keinen Laut von draußen hört, bevor er sich, durch die Fesseln eingeschränkt, über den Boden zur Tür rollt.

Er drückt sich an der Wand hoch. "Mmmh!", macht er durch das Panzertape, der verzweifelte Versuch, um Hilfe zu schreien.

Als Mr. Miller ihn aus dem Kofferraum gehoben und zur Lagerhalle getragen hatte, erzählte er ihm von seinen grausamen Plänen...

Brian schaudert. Er sollte langsam aber sicher verhungern, aber damit nicht genug, dieser Psycho will ihn auch foltern. Und das nur, weil seine Mutter zufällig die zuständige Ärztin für sein totes Baby ist!

Brian beginnt, seine Wange an der rauen Wand entlangzuschaben. Es tut weh, aber irgendwie muss er ja das Panzertape loswerden.

Er schabt und schabt, aber wirklich voran geht es nicht. Er spürt, wie die Stelle, an der seine Backe im Takt die Mauer berührt, langsam feucht wird. Etwas warmes, nasses rinnt sein Gesicht und Hals runter.

Tränen schießen in Brians Augen, aber er beißt die Zähne zusammen und macht weiter, so kräftig er kann.

Da! Er spürt, wie das Ende des Tapes seine Klebfähigkeit langsam verliert. Wahrscheinlich hat das Blut einen nicht ganz unwesentlichen Teil dazu beigetragen, den Klebstoff zu lösen.

Brian schabt weiter, mit neuem Mut jetzt sogar noch enerischer als zuvor. Er ignoriert den Schmerz in seiner rechten Wange.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist sein halber Mund befreit.

"Hallo? Hört mich jemand? HALLO? HILFE!" Er brüllt so laut er kann, dann hält er inne, um auf Reaktionen zu lauschen.

Nichts. Wenigstens kann er jetzt sicher sein, dass Mr. Miller weg ist.

Jetzt fangen die Tränen doch an, zu laufen, nicht vor Schmerz, sondern vor unsäglicher Verzweiflung. Die Wunde in Brians Wange brennt, als sie in Kontakt mit dem Salz kommt.

Kraftlos sinkt er zurück auf den kalten Betonboden.

Er spürt etwas hartes, viereckiges an seinem Hintern. Brians Augen werden groß. Mr. Miller hat ihn nicht durchsucht.

Das Teil in seiner Hosentasche ist sein Handy.

Rückwärts robbt er wieder zurück zur Tür und tastet blind nach einem Scharnier. Da!

Er beginnt, das Seil, das seine Hände zusammenhält, daran entlangzureiben, wobei er sich fast die Schulter ausrenken muss.

Ratsch. Ratsch. Ratsch.

Brian versucht, einen möglichst schnellen Takt einzuhalten. Was, wenn Mr. Miller wiederkommt?

Ratsch. Ratsch. Ratsch.

Wo ist er überhaupt hin? Folterinstrumente holen?

Ratsch. Ratsch. Ratsch.

Verzweiflung überkommt Brian.

Ratsch. Ratsch. Ra-

Mit einem letzten Ruck reißt das Seil. Der Junge schüttelt die Reste ab und befreit auch seine Füße von den Fesseln.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht reibt er sich über die Gelenke, die ganz wund sind.

Dann reißt er sich mit einem Ruck das restliche Klebeband vom Gesicht.

"AHHH!" Tränen schießen ihm in die Augen. Es brennt wie Feuer. Um den Schrei zu ersticken, presst er seinen Mund auf die Schulter. Sein Gebrüll geht in ein leises Wimmern über.

Als er sich wieder unter Kontrolle hat, leckt er sich vorsichtig über die Lippen. Er schmeckt Blut. Darunter spürt er keine Haut mehr, nur noch rohes Fleisch.

Er spürt seinen Puls durch das regelmäßige Pochen des Blutes.

Er presst seine Hand auf die offene Lippe. Seine Finger sind salzig vom Schweiß und es brennt wie Hölle.

Nach ein paar Minuten wird die Blutung weniger und auch der Schmerz lässt nach, was Brian die Möglichkeit gibt, wieder klar zu denken.

Er tastet die Tür ab. Keine Klinke. Verdammt. Schnell läuft er zum anderen Ende der Kammer und nimmt Anlauf. Ein stechender Schmerz durchfährt seine Schulter, als er gegen die Tür knallt. Sie gibt nicht nach.

Was soll er jetzt nur tun? Verzweifelt fährt Brian sich durch die Haare.

Handy. "Ich Idiot!", stöhnt er.

Er zieht es aus der Hosentasche und entsperrt den Bildschirm. Als erstes sieht er eine Warnmeldung:

Schließen Sie Ihr Ladekabel an. Ihr Gerät hat nur noch unzureichenden Akku (10%).

Verdammt. Jetzt muss es schnell gehen.

Brian trocknet seine von Blut und Schweiß ganz nassen Hände an seinem Pulli ab und tippt die Nummer von Daheim ein. Das Freizeichen ertönt.

Tuuut. Tuuut. Tuuut.

Die Familie Cunningham ist gerade leider nicht zu Hause! Wir freuen uns über ei-

Brian legt auf.

War ja eigentlich klar, dass seine Eltern in der Klinik sind. Und Jimin ist in der Schule.

Aber wen soll er sonst anrufen? Einen Versuch ist es ja wert.

Er gibt die Nummer seines Bruders ein und wartet. Es beginnt, zu tuten.

♡♡♡

Wie Brian Kapitel 11 erlebt hat. Ich bin mal wieder nicht zufrieden...
804 Wörter...

Blinde Liebe - BTS Jikook ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt