siebenundzwanzig

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Ich wachte auf und wusste nicht welcher Tag es war. Es verstrichen schon ein paar Tage aber ganz genau wusste ich es nicht. Vielleicht war es Mittwoch, aber es wäre auch gut möglich das es bereits Donnerstag war - oder Freitag? Das einzige was passierte war, dass ich wie ein Roboter in die Uni ging und dann wieder nach Hause. Ich aß jeden Tag ein paar Anstaltshappen, weil Paul und Max sich um mich sorgten und ich nicht wollte, dass auch sie die Trennung traf. Ich versicherte ihnen immer wieder, dass es mir gut ging und dann verkroch ich mich in mein Bett. Ich fühlte mich wie ein Soldat der mutig in den Krieg gezogen ist um für etwas zu kämpfen was richtig war und jetzt liege ich verwundet in einer Ecke. Keiner scheint mich wahr zu nehmen und ich verblute ganz langsam. Immer wieder hatte ich Flashbacks und irgendein Moment kam mir in den Kopf, der mit ihm zu wunderschön gewesen war und dann traf es mich aus dem Nichts. Dann fing ich an zu weinen und hörte so schnell nicht wieder auf. Meine geröteten Augen waren mittlerweile ein Dauerzustand und meine Nase war an den Seiten völlig spröde und rot. Den Pulli den ich seit zwei Tagen trug war an den Ärmelspitzen komplett nass, doch ich bemühte mich nicht mal mehr darum mir einen neuen anzuziehen. Ich hörte nicht mal Musik oder schaute eine Serie. Ich lag einfach nur da und war müde. Auf meinem Handy tat sich nichts. Zumindest nichts was mit ihm zutun hatte. Greta, Paul und Max schrieben mir ihm Minutentakt aber ansonsten blieb alles leer. Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich auf Marco und mein Gespräch ging und es durchlas bis ich es in einem mutigen Moment löschte und nun auf ein leeres Feld starrte, was immer wieder anzeigte das er online war. Einerseits wollte ich wissen wie es ihm ging und erwachsene Menschen redeten wahrscheinlich auch nach einer Trennung über sowas aber andererseits hatte ich zu viel Angst das er mir vorhalten würde, dass ich ihm sein Herz gebrochen hatte und das hätte ich beim besten Willen nicht ausgehalten.

Es klopfte leise an der Tür und Greta trat herein. "Hey Maus" begrüßte sie mich und setzte sich zu mir. "Wie gehts dir?" fragte sie und ich setzte ein müdes Lächeln auf. "Schon viel besser" log ich und setzte mich auf. Sie musterte mich und ich vermutete schon, dass ich nicht wirklich aussah als würde es mir schon besser gehen. Das letzte mal das ich in den Spiegel gesehen habe hatte ich tiefe Augenschatten und eine fade Hautfarbe. Ich sah einfach müde aus und genau das spiegelte auch meinen Gemütszustand wieder. "Komm wir essen eine Kleinigkeit." Greta nickte mit dem Kopf Richtung Tür doch ich winkte ab. "Ich hab gegessen." Noch eine Lüge, dachte ich doch mein eingeübtes Lächeln stand. Ich wusste nicht mal wieso ich meine beste Freundin anlog. Ich hätte ihr auch einfach weinend um den Hals fallen können und ihr die Wahrheit sagen können. Das ich nicht wusste wo hinten und wo vorne war. Doch ich wollte stark sein. Dieses Mädchen musste das gleiche schonmal mit machen und ich konnte ihr nicht antun wieder so ein Monster vor die Nase zu halten das in Selbstmitleid ertrinkt. "Hast du nicht. Komm steh auf." Um ihr zu beweisen wie gut es mir doch ging, stand ich also auf und tapste in die Küche. Greta holte aus dem Schrank eine Tasse und ich setzte mich seit gefühlten Ewigkeiten mal wieder auf die Couch während Greta den Tee kochte und mich auf den neusten Stand vom Tratsch brachte um mich abzulenken. Doch meine Aufmerksamkeit war ganz wo anders. Max's Bild Zeitung lag auf dem Tisch und der Sportteil lag breit gefächert auf dem Tisch. Ich sah das Bild von Marco und es zerriss mich. Der verwundete Soldat wurde von einem Gegner entdeckt und es wurde noch einmal ins Bein geschossen, sodass er wieder frisch blutete. Ich sah immer wieder auf das Bild auf dem Marco in seinem BVB Trikot allein auf dem Platz war. Ich wusste nicht ob es ein neues Bild war aber ich vermutete es fast. Sein Bart war etwas länger als sonst aber davon abgesehen sah er so gut aus wie immer. Von dem Text nahm ich nur einige wenige Schlagwörter war. Marco Reus: Wechsel zu Barcelona schon längst in trockenen Tüchern? - Der Lieblingsspieler der Borussen: Jetzt verlässt er doch den Verein. - Noch keine offiziellen Meinungen des Trainers doch alles steht auf Spanien. Greta stellte mir flötend den Tee hin als sie mich sah und vor allem die Zeitung auf dem Tisch. Den Schokoriegel in der Hand ließ sie zu Boden fallen."Verfluchte Scheiß Mitbewohner hast du" fluchte sie und kramte schnell alles zusammen um es in die nächste Ecke zu pfeffern. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und versuchte meine Atmung ruhig zu halten um nicht in Tränen auszubrechen. "Lea" fing Greta und ich sah sie an. Der Soldat war verwundet verdammt. Ich sah sie einfach an und weinte. Sie zog mich in eine Umarmung und drückte mich so stark wie es ihr schmaler eben Körper her gab. "Es ist okay" bezeugte sie immer wieder und ich saß einfach nur da und ließ meine Tränen laufen.

Als ich mich wieder beruhigt hatte redeten Greta und ich über banale Dinge und ich merkte wie es mir gut tat. Ich musste nicht über Marco reden und sie mied auch stets Wörter die etwas mit ihn zutun hatten oder die mich zurück denken ließen, wie zum Beispiel Fußball, Dortmund, Marcel, Liebe, Beziehung und so weiter und so fort. "Ich muss jetzt los Süße. Falls was ist ruf mich an okay?" Sie sah mich unsicher an und ich nickte. "Klar ich komm zu recht." "Ich weiß" lächelte sie dann noch einmal aufmunternd und ich sah zu wie sie die Tür hinter sich schloss und ich mich weiter auf dem Sofa ausbreitete. Ich sah nach draußen und passend zu meiner Stimmung prasselte der Regen gegen die Fensterscheibe. Zugegebenermaßen war ich ein Wrack, aber irgendwann würde es mir besser gehen. Es würde lange dauern aber der Tag wird kommen an dem ich den Namen Marco Reus hören werde, lächeln werde und meinen Teil denken. Aber ich würde nicht in Tränen ausbrechen. Es müsste einfach so sein.

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