dreißig

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Marco blickte mich an und ich war mir sicher er hatte schon geschlafen. Er trug eine Jogginghose und ein schwarzes Shirt, das ihm perfekt stand. Sein Anblick ließ alles wieder hochkommen. Jede Sekunde die ich wegen ihm gelacht und jede Sekunde in der ich wegen ihm geweint habe. Er sah mich einfach nur an und ich hasste mich für all das was er und auch was ich wegen meiner Entscheidung durchgemacht haben. Ich wollte etwas sagen doch mein Mund blieb versiegelt. Ich brachte kein einziges Wort raus und so stand ich einfach nur da - im offenen Fahrstuhl. Ich wusste nicht wieviel Zeit verging, doch ich wurde erst wieder in die Realität geholt, als die Fahrstuhltüren sich von alleine schlossen und ich dabei zusah wie Marco langsam wieder unerreichbar wurde. Bevor ich reagieren konnte, reagierte Marco und hastete zwischen die Türen und stellte sein Fuß dazwischen. Ich sah überrascht zu ihm hoch und schluckte schwer. Hätte er es nicht gemacht wäre ich vermutlich einfach wieder wie gelähmt nach unten gefahren. 

"Willst du rein kommen?" Marco war der erste der von uns beiden sprach und ich nickte betäubt. Ich folgte ihm und war froh als ich sah das er sich auf das Sofa setzte und ich mich auch setzen konnte. Meine Beinen waren müde und vor allem war ich immer noch nicht Herr aller meiner Sinne. "Marcel hat mich her gefahren." Marco schnaubte als Antwort aber ich ordnete es eher als ein positives Schnauben ein. Es klang nicht abfällig sondern eher vielleicht überrascht. Er fuhr sich durch seine Haare und ich saugte jede Bewegung von ihm auf. Und vor allem dachte ich daran, dass ich wollte das er mich wieder berührt. "Ich habe einen Fehler gemacht." Ich sah ihn an und auch er sah mich still an. Ich hatte nur eine Chance und die musste ich jetzt nutzen. "Ich weiß das ich dir weh getan habe und vielleicht hast du die letzten Wochen die Hölle durchgemacht. Denn ich habe sie durchgemacht. Und falls nicht, dann ist das auch okay. Aber ich kann nicht ohne dich Marco. Und es tut mir leid das ich das gebraucht habe, um es zu verstehen aber es gibt nichts was ich mehr will als bei dir zu sein und mein Leben mit dir zu verbringen. Ich kann nicht richtig schlafen und alles was ich tue, tue ich nur halbherzig. Ich habe gedacht ich lasse dich gehen, damit du glücklich bist aber es hat mich zerrissen. Und vielleicht ist das egoistisch aber ich kann dich nicht gehen lassen." Ich machte eine kurze Pause und sah Marco an. Mir waren während des Sprechens die Tränen gekommen doch ich machte unbeirrt weiter während Marco schweigend da saß. "Wenn du willst dann komme ich mit nach Spanien. Wir würden das schon schaffen oder?" Ich schluchzte jetzt laut hörbar und versuchte meine Tränen aufzuhalten doch es war sowieso schon zu spät. "Ich meine nur wenn du mich noch willst. Ich kann nur nich damit leben nicht zu wissen, ob du das noch willst." Ich schluckte schwer und sah Marco an. Ihm lief eine Träne die Wange herab und er schüttelte seinen Kopf langsam während er mir näher kam. Mein Herz blieb stehen. Doch bevor ich mir die Hölle vorstellte packte er mein Gesicht mit beiden Händen und drückte seine Lippen zärtlich auf meine. Wir zitterten beide und ich versuchte seine Hände zu unterstützen dadurch das ich auch meine Hände an seine legte. Gierig und trotzdem schwach küssten wir uns und immer wieder prallte eine salzige Träne auf unsere prickelnden Lippen. Mir wurde schwindelig so glücklich war ich in diesem Moment doch wie es kommen musste löste Marco sich von mir und legte seine Stirn an meine. "Natürlich will ich dich noch. Ich will nichts anderes als dich." Wieder küsste ich ihn und konnte mein Glück nicht fassen. Obwohl ich ihn verlassen und verletzt hatte, nahm er mich wieder zurück. Eine ganze Weile taten wir nichts anderes, als uns zu küssen und uns anzusehen. Ich legte mich in seine Arme und er streichelte mir langsam darüber. Es war der erste Moment seit langen in dem alles gut war. 

"Ich habe bei Dortmund unterschrieben." Marcos Worte klangen trocken aber trotzdem gerade heraus. Ich hob meinen Kopf von seiner Brust und sah ihn an. "Was?" Ich wusste nicht genau ob ich richtig verstanden habe doch Marco nickte, als ob er meine Frage lesen könnte. "Ich habe bei Dortmund verlängert." "Marco ich..." Ich war geschockt. "Nein. Du hast mir die Augen geöffnet. Ich bin hier aufgewachsen und das ist mein Verein. Meine Leute und mein Stadion. Es ist nicht mal sicher ob ich bei Barca zur Stamm elf gehören würde. Mein Leben ist hier. Alles ist hier... Du bist hier." "Aber Barcelona war deine große Chance." Ich hatte ihm alles kaputt gemacht. Nur weil ich zu feige war wenigstens darüber nachzudenken welche Möglichkeiten wir hatten und ihn stattdessen einfach verlassen hatte, würde er seine große Chance nie nutzen. "Glaub mir ich habe darüber nachgedacht und das ist die einzig richtige Entscheidung." "Okay." Meine Antwort glich einem leisen Flüstern und trotzdem fiel ich ihm in die Arme. Er hat sich für Dortmund entschieden und das hieß für mich, er hatte sich für mich entschieden.

Marco erzählte mir alles im Detail über die Verträge und seinen letzten Wochen und auch ich spielte mit offenen Karten. Ewig verharrten wir so, streichelten uns und ließen nicht von einander los während wir berichteten und zuhörten. "Was meinst du wollen wir schlafen gehen?" Marco sah mich lächelnd an und ich nickte. "Vielleicht ist das ja die erste Nacht in der ich auch wirklich schlafe." Ich lächelte schwach doch ich sah ihm an, dass auch er wenig Schlaf bekommen hatte in letzter Zeit. Und trotzdem hatte er es geschafft auf dem Fußballfeld zu stehen während ich es gerade mal ein paar mal in die Uni geschafft hatte. Marco lieh mir ein Shirt und ich zog mich um während ich die Blicke die Marco auf meinen nackten Bauch und meine Brust warf genau sah. Und trotz der Zeit die vergangen war, war es für mich das natürlichste der Welt. Ich vertraute keiner Person so sehr wie ihm. Während ich auch aus meiner Hose schlüpfte konnte ich es nicht lassen und mein Blick wanderte auf seinen Nachttisch, auf dem normalerweise ein Bild von uns beiden, eingerahmt in einem grauen Rahmen, stand. Ich konnte es nicht sehen. Stattdessen lag der Rahmen mit der Bildseite nach unten und ich fragte mich, ob unser Bild wohl immer noch darin war. Es schmerzte zu wissen, dass er mich anscheinend nicht mal sehen konnte. Aber andersherum bin ich auch bei jedem Bild von ihm zusammengezuckt als hätte es mich kalt erwischt. Ich legte mich in Marcos weiche Bett und schüttelte die Gedanken ab. Ab jetzt würde alles wieder bergauf gehen. Ich schrieb schnell Greta das ich über Nacht bleiben würde und legte mich dann in Marcos offenen Arme. Es gab nichts was ich mir jetzt schöneres hätte vorstellen können. Ich drehte mich zu ihm und presste mein Gesicht in seine Halsbeuge um seinen Duft aufzunehmen. "Ich liebe dich Marco" murmelte ich und er rückte ein Stück weg um mein Gesicht in seine Hand zu nehmen und mir zu antworten. "Ich liebe dich über alles."

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