30. Dezember 2016

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30. Dezember 2016

Was ist schief gelaufen? Ich weiß es nicht...
Ich dachte, der Krieg wäre vorbei, einer würde gewinnen. Ich dachte, die Farben würden verstummen, ich ertrage ihr Stimmen nicht mehr.

Sie lassen mir keine Ruhe. Sie jagen sich gegenseitig, schreien einander an und bekämpfen sich mit Blitzen aus purer Energie. Meiner Energie.
Es kostet so viel Kraft sie diesen Kampf führen zu lassen. Aber es ist der einzige Weg. Nur so wird entschieden, was das Richtige ist. Nur so kann ein Gewinner hervorgehen.
Ich dachte, es würde nicht lange dauern, wäre schnell entschieden.
Doch das ist es nicht. Sie kämpfen noch immer.
Rot.
Blau-grün.
Sie jagen sich, wollen sich töten.
Und ich kann nicht eingreifen.

Ich habe die Kontrolle verloren. Wenn ich mich jetzt zwischen sie wage, nehmen sie auch mich. Dann bin ich in Gefahr, mein Selbst.
Auch wenn sie um mich kämpfen, um mir in gewisser Weise zu helfen, werden sie in ihrem Blutrausch keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen. Sie werden alles töten, was nicht sie selbst sind.
Ich trage in meinem Geist keine Farbe. Ich bin weiß.
Und so wird mich sowohl das rote, als auch das blau-grüne Heer angreifen und vernichten. Denn sie können keine weitere Konkurrenz brauchen. Zur Not würden sie sich verbünden, um zuerst mich auszuschalten, nur um sich dann wieder dem Kampf gegen den jeweils anderen widmen zu können.
Und dafür bin ich nicht mehr stark genug. Ich könnte es mit einem von beiden aufnehmen, aber nicht bin der geballten Kraft zweier Heere. Ihre Farben, Stimmen und Angriffe würden mich überwältigen.
Und wie ich bereits einmal sagte...diesen Kampf, wenn sie sich haben, gewinnt man nicht. Wenn sie dich haben, die Farben, die Gedanken, dann gehörst du ihnen.

Im Moment sind sie eh aufgebracht. Denn beide hatten schon kleine Siege und ebenso auch Niederlagen.
Doch im Moment triumphiert das grün-blaue Heer.
Wegen dem...was gestern passierte.

Am Nachmittag noch telefonierte ich mit Samuel. Alles lief gut. Wir redeten über Vieles und alles schien in Ordnung zu sein.
Und abends besuchte ich eine Freundin, weil sie mich auf einen Filmabend eingeladen hatte.
Ich war glücklich, zufrieden an dem Tag...

...bis ich abends eine Nachricht bekam.

„Hey, was ist los bei dir und Samuel?"

Sie kam von seiner besten Freundin und irritierte mich. Denn wir hatten doch noch heute Nachmittag telefoniert und es war auch sonst nichts Auffälliges vorgefallen, weswegen ich sagen würde, dass etwas ‚los sei'.
Deswegen sagte ich ihr das.
Und die Antwort ließ das rote Heer zusammenzucken.

Sie berichtete mir, dass Samuel unsicher sei, ob ich denn etwas für ihn empfinde. (gut, das war ich selbst auch, aber ich hatte mir nichts anmerken lassen, so fragte ich, warum) Sie meinte, sie wüsste nicht genau warum.
Und dann kam die Höhe, die diesen Abend für mich ruinierte:
Denn Samuels beste Freundin, die rein gar nichts mit dieser Beziehung zu  tun hatte, wies mich an doch öfter kleine Phrasen wie ein ‚hab dich lieb', ‚ich vermisse dich' oder anderes von mir zu geben.
Also erklärte ich ihr das, was ich auch Samuel schon gesagt hatte. Dass ich so etwas nicht sagen konnte. Dass das nicht meine Art war. Dass ich es einfach nicht über die Lippen brachte, mich dabei dumm fühlte. Und ich musste für mich zugeben, dass ich mich in diesem Punkt für niemanden ändern würde. ich blieb lieber erbärmlich und ich selbst, als mich zu verstellen.
Und dann sagte sie etwas, wodurch ich richtig zum kochen kam.
„Ach, das macht nichts. Ich bekomm das mit euch beiden schon hin."
Was hatte sie mit unserer Beziehung zu tun? Was wollte sie hinbekommen? das war doch allein die Sache von ihm und mir!
Und das sagte ich ihr auch.

Als ich das Handy kurz beiseite legte, war meine Laune im Keller. Wie kam sie da drauf? Woher sah sie das Recht mitreden zu können?
Und da kam mir die Idee...
...Samuel.

Das Tagebuch der singenden FarbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt