Sherlock macht Fortschritte

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Die nächste Überraschung kam. Ich war auf Arbeit, hatte gerade eine kleine Pause, da gab mein Handy wieder den SMS Ton von sich. Ich schluckte. In letzter Zeit hatte ich, sobald es das tat, oder auch sobald jemand mich anrief, immer so ein ungutes Gefühl.

Es war Sherlock.

John, welchen Nickname benutzt du in Internetforen?

Warum willst du das wissen, Sherlock?

Also welchen Nickname?

Ich bin in einem medizinischen Fachforum angemeldet, dort bin ich einfach Dr. Watson

Nein, das geht nicht. Irgendein privates Forum?

Mein Magen begann ungesund zu grummeln. Was zum Geier hatte Sherlock vor?

Jawn!!!

Hör zu, Sherlock, ich habe keine Ahnung, was du vorhast, aber ich werde keinesfalls so dumm sein, und dir einen entsprechenden Hinweis geben, bevor ich nicht weiß, worum es hier geht. WAS HAST DU VOR?

Kein Grund, ausfallend zu werden, John!

Du sagst mir jetzt auf der Stelle, was du planst!

Ich melde dich gerade auf einer Seitensprung- Datingwebsite an.

Du tust was???!!!

Ich melde dich gerade auf einer Seitensprung- Datingwebsite an.

Sherlock! Wehe!!!

Finger weg vom Laptop! Lass das sein! Ich mache hier Schluss und komme nach Hause, bin in einer halben Stunde bei dir, so Gott will und ich ein Taxi finde, und dann Gnade dir Gott!

Wenn du das tatsächlich tust, dann versohle ich dir den Hintern, dass du tagelang nicht sitzen kannst, mein Freund!

Während ich das textete, hatte ich mir schon meine Jacke übergeworfen, war am Zimmer meiner Chefin vorbei gestürmt und hatte etwas von „Ich muss weg, ein Notfall!" gerufen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie die Augen verdrehte.

Ich konnte heilfroh sein, dass ich so ein guter Arzt war und vor allem meine Patienten mich so mochten. Ich scheine einfach ein Händchen für kranke Menschen und ihre Seelenbefindlichkeiten zu haben, jedenfalls vergöttern mich meine Patienten, und das hat mir schon das ein oder andere Male den Job gerettet, wenn Sherlock ihn mal wieder regelrecht torpediert hatte.

Ich hatte Glück und erwischte tatsächlich ein Taxi, so dass ich mit viel Glück eine halbe Stunde später die Treppe zu unserer Wohnung in der Baker Street 221B hinauf stürmte.

Sherlock saß im Sessel, hatte das Laptop auf dem Tisch abgestellt und hatte die Hände unter dem Kinn gefaltet. Seine Denkerpose.

„Sherlock", schnaubte ich, „hast du...?"

Er sah mich an.

„Nein, John. Ich habe unserer SMS-Konversation entnommen, dass du mit meinem Vorhaben nicht einverstanden bist. Was mir nicht einleuchtet. Weil ich aber nicht möchte, wenn du über mich verärgert bist, habe ich es nicht getan. Ich hielt es für besser, zu warten bis du hier bist und wir die Sache besprechen können."

„Da gibt es nichts zu bereden, du wirst es nicht tun. Du wirst mich nirgends anmelden."

Sherlock seufzte.

„Es wäre eine so einleuchtende Lösung für unser Problem."

„Nein!"

„Ich hatte als Nickname an 'Jawn' gedacht."

„NEIN!!!!"

„Gut, John. Ich habe verstanden. Auch ohne deine Androhung körperlicher Züchtigung. Die du vermutlich ohnehin nicht ernst gemeint hast ...?"

Himmel, nein, natürlich nicht.

„Oh doch, mein Freundchen, oh doch!"

Er sah mich mit großen Augen an, und man merkte regelrecht, dass er versuchte, mich einzuschätzen, zu deduzieren, was ich denn nun tatsächlich dachte. Aber es gelang ihm offenbar nicht. In dieser Hinsicht bildete ich eine Ausnahme, denn es gab immer wieder Situationen, wo ihm das bei mir nicht gelang. Das war eines der Dinge, die mich von Anfang an für ihn besonders gemacht hatten.

„Andererseits", sinnierte Sherlock nun, „sollen derlei Dinge sich ja durchaus auch als eine Art sexuelles Vorspiel eignen. Im Moment ist an so etwas noch nicht zu denken. Wenngleich ich beim Kuscheln beginne, etwas zu empfinden, was ich nach eingehender Recherche als Lustgefühle einsortieren kann. Wenn du mein Ohrläppchen knabberst, reagiert mein primäres Geschlechtsteil darauf, indem es kribbelnde Signale durch meinen Körper sendet und außerdem beginnt es minimal, sich zu versteifen. Allerdings sind härtere sexuelle Praktiken im Moment noch nichts für mich."

Erstens – schaffte es mein liebster, mit diesen hochgradig sachlich vorgetragenen Worten MEIN primäres Geschlechtsteil in ein steinhartes Etwas zu verwandeln.

Zweitens – begann mir der Kopf zu schwirren, Er hatte erste Lustgefühle entwickelt! Hurra! Es ging also voran!

Drittens – schienen wir also auf dem richtigen Wege zu sein. Also gut. Dann eben doch so weitermachen, kuscheln und küssen und na ja, wie es aussieht, war es doch der richtige Weg, Sherlock den Druck rauszunehmen, in dem ich vorgab, andere Menschen zu daten ...

Und viertens war die Vorstellung, meinem Schatz seinen wunderschönen Hinten zu versohlen, verdammt heiß ... nun, zugegeben, so ein kleines bisschen stand ich eben auf spanking ,..

Und fünftens kriegte ich hier den nächsten Lachanfall, weil mein armes, überlastetes Hirn mir einflüsterte, wenn Sherlock diese Leidenschaft auf Dauer nicht teilen würde, könnte ich mich immer noch vertrauensvoll an Greg Lestrade wenden ...

Als ich mich beruhigt hatte, blieb von dem ganzen Durcheinander in meinen Hirn nur der Gedanke übrig:

Sherlock hat erste sexuelle Lustgefühle empfunden.

Und, verdammt noch mal, dass machte mich verflixt glücklich.hte mich verflixt glücklich.

Er und ich und ... andere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt