Nun ja, nun war es an mir, fassungslos zu sein.
„Was? Sherlock, ich will, dass du mir jetzt auf der Stelle sagst, was los ist!"
Er wischte sich immer noch Lachtränen aus den Augen.
Dann zog er mich plötzlich an sich und drückte mich ganz fest. Eine solche einerseits liebevolle, andererseits aber besitzergreifende Geste hatte ich nicht erwartet und daher war ich völlig überrascht.
Als er mich schließlich los ließ, begann er zu erzählen.
„John, ich habe etwas empfunden, was ich nach gründlicher Recherche als Eifersucht zuordnen kann. Mir war vorher nicht klar, dass deine Handlungen, oder von mir angenommenen Handlungen so etwas bei mir auslösen können. Aber das haben sie. Und ich war mehrfach kurz davor, dich zu bitten, aufzuhören. Aber dann dachte ich, dass du doch immerhin deine Bedürfnisse hast und ich kein Recht, sie dir vorzuenthalten. Daher habe ich es ausgehalten. Aber ich habe es gehasst. Und dann ..."
Er küsste mich sanft.
„ ... dann hast du mir gezeigt, wie schön sexuelle Handlungen zwischen dir und mir sein können. Eine Zeit lang bist du zu Hause geblieben. Ich jedoch war fest davon überzeugt, dass dir das auf die Dauer nicht genügen wird und du wieder losgehen wirst. Und daher beschloss ich, mir selber jemanden zu suchen, der mich lehren kann, was zu tun ist, um einen Mann wie dich glücklich zu machen."
Ich schüttelte den Kopf. Dieser liebe, liebe Dummkopf.
Aber ich selber war ja zugegebenermaßen auch nicht besser.
„Na ja", erzählte Sherlock weiter, „erst wollte ich tatsächlich mit anderen Menschen ... üben ... aber ich konnte es nicht. Ich habe immer an dich gedacht und konnte und wollte es nicht. Und dann habe ich Charlie getroffen. Ein sehr sympathischer Mensch. Er ist dir ein bisschen ähnlich."
Ich schluckte. Ob das wohl der Kerl war, mit dem ich Sherlock den Club hatte verlassen sehen?
„Deswegen mochte ich ihn von Anfang an. Außerdem war er sehr verständnisvoll. Er hatte einfach nur ein bisschen tanzen uns Spaß haben wollen, mehr nicht. Er hat einen festen Freund, weißt du? Ich hab ihm einfach mein Problem erzählt."
Ich hustete. Einfach so erzählt ... aber so war eben Sherlock. Wenn ihm das als logische Lösung eines Problems erschien, dann tat er das eben.
„Na ja, John, und er hat mich dann mitgenommen zu sich nach Hause. Und zu seinem Partner, Chris. Und sie haben mir alles ... gezeigt."
Ich sah ihn völlig entgeistert an.
„Gezeigt?!"
„Ja, John. Ich habe zugesehen. Es war seltsam..."
Bevor er nun weiter erzählen konnte, musste er mir erst mal auf den Rücken klopfen, denn ich hatte mich an meiner eigenen Spucke verschluckt.
Er hatte zugesehen? Nur zugesehen?
Es dauerte ein bisschen, bis ich wieder klar kam.
„Es war seltsam ... und doch ... es rief interessante Empfindungen hervor, durchaus nicht unähnlich denen, die ich verspüre, wenn du und ich uns gegenseitig befriedigen ..."
Ich konnte inzwischen wieder ein paar Worte rausbringen.
„Du hast nur zugesehen?"
„Ja, John."
„Du hast nicht ... hast dich nicht ..."
„Nein, John. Ich hatte keinen Sex mit irgendwem. Außer dir."
„Dann hast du ... bist du noch ..."
„Wenn du mich fragen möchtest, ob mein Hintern noch jungfräulich ist", sagte er in einem so sachlichen Tonfall, als würde er sich über den Börsenstand oder die Wettervorhersage auslassen, „dann kann ich das bestätigen. Ja, das ist er."
Ich war schon wieder ... oder immer noch? ... fassungslos.
Aber ich war auch unglaublich erleichtert.
„Sherlock", sagte ich langsam und eindringlich.
„Sherlock, ich habe den Eindruck, wir sind beide ziemliche Idioten."
Er grinste und nickte.
Ich fuhr fort.
„Sherlock, ich verspreche dir jetzt und hier in die Hand, dich nie wieder zu belügen oder zu täuschen. Und sei es noch so sehr aus den besten, edelsten Motiven. Sondern immer ehrlich zu dir zu sein und nie wieder mit meinen Gefühlen hinter dem Berg zu halten."
„Ja, John. Das verspreche ich dir auch."
„Und sollten mir Greg und Mycroft je wieder unter die Finger geraten, zerreiße ich alle beide in der Luft. Die haben vielleicht gute Erfahrungen mit einer offenen Beziehung gemacht, aber wir beide sind eben völlig anders", sagte ich
„Nun...", sagte Sherlock zögernd.
„Was?", fragte ich.
„John, ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass auch diese beiden das Konzept inzwischen aufgegeben haben."
„Dein Ernst? Ich dachte, bei ihnen wären die unterschiedlichen Bedürfnisse der Grund ...?"
„Ja", sagte Sherlock und nickte.
„Allerdings ist mein Bruder mit Lestrades Hilfe wohl nach und nach aufgeschlossener geworden. Um genau zu sein, Mycroft ist gerade dabei, die Freuden der Peitsche zu entdecken ..."
„Lass gut sein", rief ich „so genau will ich das gar nicht wissen!"
Und dann drückte er mich auf das Sofa, bevor ich mich vor Schreck wieder verschlucken konnte, und küsste mich wild und stürmisch, so das mir regelrecht schwindelig wurde.
Seine Hände fuhren unter mein T-Shirt und begannen, sanft meine Haut zu streicheln. Dann streifte er mir mein Shirt ab und warf es zu Boden.
Ich selber begann, die Knöpfe seine Hemdes zu öffnen und ebenfalls mit den Fingerspitzen über seine wunderschöne, porzellanblasse Haut zu fahren.
Es dauerte nicht lange, da waren wir beide splitternackt.
Wir küssten uns, streichelten, rieben uns aneinander.
Schließlich begannen seine Lippen, sich langsam aber sicher an meinem Körper abwärts zu küssen.
Ich war so erregt und spürte seinen Penis, der ebenfalls wie eine Eins stand, an meinem Schenkel.
Ich hätte gerne seine Lippen um meine Eichel gespürt. Doch da hörte ich ihn flüstern:
„John, bitte, ich möchte, dass du mir mir schläfst."
„Heute?", flüsterte ich.
„Ja. Bitte", sagte er und ich spürte, wie er erschauerte vor Lust.
Ich drückte ihn etwas von mir, setzte mich auf.
„Dann lass uns ins Schlafzimmer gehen. Komm!"
Ich stand auf, nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her.
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Er und ich und ... andere?
Hayran KurguManchmal bin ich, Dr. John Watson, ein ziemlicher Idiot. Irgendwie ist es aber auch typisch für uns. Eine halbe Stunde nach unserem Liebesgeständnis einen lautstarken Streit zu haben. Dabei sollte ich doch wissen, wie Sherlock ist. So gut er deduz...