• Kapitel 4 •

858 52 7
                                    

Insel Hagaro/ Neue Welt

Lenne's PoV

Oh man, dieser Moment war einfach nur unangenehm. Da ist man einmal wackelig auf den Beinen und schon landet man in den Armen eines Mannes. "Tsch-tschludigung", meinte ich, während ich ihn niedlich anlächelte. Dagegen war sein Blick einfach grimmig. "Nur keine Sorge, Herr Doktor, ich hatte nicht vor mich zu verdrücken", sagte ich in einem übertrieben höflichen Ton und verdrehte die Augen. "Mir ist nur stinklangweilig".

Er ließ mich wieder los. "Du scheinst aber besser drauf zu sein, als ich dachte", sagte er. Was sollte das denn nun wieder heißen? "Darf ich mal etwas frische Luft schnappen gehen?" Ich vermutete, dass er jetzt wieder böse auf mich sein wird, aber zu meiner Überraschung gab er mir ein einfaches "Na gut" als Antwort. 

Gerade wollte ich zur Tür hinaus, da fügte er hinzu: "ein wildes Ding wie dich kann man kaum bändigen". Ich streckte ihm die Zunge raus und schloss die Tür hinter mir. Ich wusste, dass es ein Fehler war, so fies zu sein, immerhin hat er mich raus gehen lassen.

Der leicht kühle Wind wehte mir augenblicklich ins Gesicht, als ich auf das Deck trat. Ich hielt mir eine Hand vor die Augen, da mich das Sonnenlicht nach den langen Stunden im unteren Teil des U-Boots extrem blendete. Als ich wieder besser sehen konnte, entdeckte ich vor mir zwei pummelige Beine. Ich sah die Person genauer an und sie stellte sich als ein, in einem orangenen Overall gekleideter, Eisbär heraus.

Dieses Tatsache ließ mich ein paar Schritte zurück gehen. "Du bist ja ein echter Eisbär...gehörst du etwa zu Law's Bande?", fragte ich ihn vorsichtig. "Genau. Ich heiße Bepo und bin der Navigator". Wow, dieses knuddelige Tier war echt faszinierend. "Und du bist die junge Frau, die von unserem Käpt'n gerettet wurde?", stellte er die Gegenfrage.

"Ja. Ich bin Lenne. Freut mich, dich kennenzulernen, Bepo", sagte ich, ging dann an ihm vorbei und sah auf's Meer hinaus. Moment mal, warum war ich eigentlich so nett zu den Piraten? Ich wollte doch einfach nur schnell von diesem U-Boot runter und ein neues Leben auf einer Insel anfangen.

Sie waren aber auch nett zu mir, wahrscheinlich sind sie die meiste Zeit nicht so freundlich. "Auf der nächsten Insel kannst du das Schiff verlassen, außer du überlegst es dir noch anders", hörte ich plötzlich Law's tiefe Stimme hinter mir. "Erstens, was fällt dir ein, mich so zu erschrecken? Zweitens, das kannst du vergessen. Natürlich werde ich das Schiff verlassen, als würde ich hier bei berüchtigten Piraten bleiben...", meinte ich, behielt aber einen ruhigen Ton bei.

"Mache ich dir etwa Angst?", fragte er, kam dabei ein paar Schritte auf mich zu. "Das ist es nicht". Ich wollte ihm nicht ins Gesicht sehen. "Aber du hast Angst, dass dir jemand Leid zufügen könnte, hab ich Recht?" Ich sah immer noch gerade aus auf's Meer, aber ich wusste, dass er mich mit seinem kaltem Blick ansah.

"Kannst du vielleicht mal das Thema wechseln?", war das einzige, was ich ihm antwortete. Nun stand Law neben mir, wollte mir aber nicht anmerken lassen, wie nervös mich das machte. Das klappte nicht. "Du hast Angst", meinte Law nämlich. "Und wenn schon". Was wollte der Kerl eigentlich von mir? Dann bekam ich auch noch Hunger und mein Magen machte einen Aufstand. Law grinste leicht und sagte dann: "Komm mit. Ich zeig dir die Küche".

Wortlos folgte ich ihm und als wir die Küche betraten, saßen schon vier von Law's Männern am Tisch. "Guten Morgen, Käpt'n", begrüßten sie uns. Ich erwiderte ihren Gruß knapp und setzte mich neben Bepo. "Sollen wir uns mal vorstellen?", fragte mich einer von ihnen mit einer Wollmütze. Ich nickte.

"Also ich heiße Penguin, der neben mir ist Shachi", begann er und deutete auf einen weiteren Mützenträger. "Und der große hier heißt Jean Bart". Der Eisbär schon mir einen Teller und eine Tasse hin. "Und ich heiße Lenne".

Das Frühstück schmeckte ganz brauchbar, trotzdem fragte ich mich, wer von ihnen wohl für das Kochen zuständig war. "Wie geht's deiner Wunde?", fragte mich Penguin plötzlich. "Das war ja ziemlich heftig, was da geschehen ist". Machte er sich wirklich solche Sorgen um mich? Aber irgendwie war das gar nicht so übel. "Ach das, also ich spüre es kaum. Es tut auch nicht mehr so weh, wie am Anfang".

Mir kam das alles etwas komisch vor. Ich war hier bei Piraten und doch fühlte ich mich in ihrer Gegenwart nicht bedroht oder so. Ich fürchtete mich nur davor, dass es vielleicht gar nicht so gemeint war und sie am Ende doch noch ihre wahre Seite zeigen würden. "Leg dich am besten wieder hin. Du bist lange genug herum gerannt", sagte Law, den Blick genau auf mich gerichtet. "Ja ja, ist schon gut".

"Wenn du lieber was anderes lesen willst, als meine Bücher über Medizin, sag einfach bescheid". Mit diesen Worten verließ Law das Krankenzimmer, nachdem er seine Instrumente aufgeräumt hatte. Ich ließ mich auf dem Bett nieder und blickte auf den Boden, in Gedanken versunken. Piraten sind ein Mysterium.

Wie wäre es, wenn ich zusammen mit Kaito zur See gefahren wäre? Piraten wären wir vermutlich keine geworden, das läge auch daran, dass wir kaum etwas über sie wussten. Was würde er an meiner Stelle tun? Ein paar Tage musste ich noch warten, dann würden wir eine Insel erreichen und ich könnte neu anfangen.

Und noch eine weitere Frage beschäftigte mich. Wer waren eigentlich die Leute, die mich angeschlossen hatten? Waren es einfache Verbrecher oder etwa auch Piraten? Ich konnte mich noch leicht an sie erinnern. Es waren zwei. Ein Mann und eine Frau. Sie wollte irgendwas sagen, doch dann hat der Mann auch schon abgedrückt. Was, wenn sie zu denen gehörten, die meine Heimat zerstört haben? Wenn das war ist, wussten sie, dass ich entkommen war.

Silver Strike (One Piece)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt