Kapitel 12

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,,Chybami se člověk učí"

,,Es tut mir leid, dass ich schon wieder absagen muss." seufze ich zerknirscht. Ich gebe es nur ungern zu, aber das ist nun schon das dritte Mal diese Woche, dass ich die Verabredung mit Carven absagen muss. Er macht eine wegwerfende Handbewegung und wirft noch einen letzten Blick auf sein Handy, bevor er es zurück in seine Hosentasche schiebt. ,,Schon okay, Baby. Ich weiß ja, wie viel du im Moment zu tun hast." Sein Lächeln ist aufrichtig und verständnisvoll. Ich schüttele lächelnd den Kopf. ,,Womit hab ich dich bloß verdient?" murmele ich und schaue ihn an. Carven hat den Kopf schief gelegt und lässt seine Augen über meinen Körper wandern.
,,Diese Frage stelle ich mir jeden Tag."
raunt er und leckt sich über die Lippen. Sein Blick verweilt einen Augenblick zwischen meinen Brüsten, dann sieht er auf und tritt näher.
,,Ich weiß, du sagtest, du hast viel zu tun.. aber ich bin mir sicher, dass es nicht einen allzu großen Unterschied machen würde, wenn du ein paar Minuten später anfangen würdest zu lernen." Er steht nun direkt vor mir und drückt seine vollen Lippen auf die empfindliche Stelle direkt unter meinem Ohr. ,,Womöglich hast du Recht." krächze ich mit heiserer Stimme. Carven lacht leise und zieht mich an der Taille näher zu sich heran. Er weiß ganz genau, was für eine Wirkung er auf mich hat.
Doch ich weiß auch, welche ich auf ihn habe. Als er unterdrückt aufstöhnt, während meine Hand auf der Beule zwischen seinen Beinen auf und ab fährt, bin ich diejenige die grinst. Ich streife seine Lippen noch einmal ganz kurz mit meinen, ehe ich mich, immer noch grinsend, umdrehe. Doch Carven reißt mich am Arm zurück.
Seine Augen blitzen.
,,Du willst mich also quälen, was?
Bitte. Kannst du haben."
Ich keuche erschrocken auf, als er seine Hand zwischen meine Beine führt und mit dem Daumen auf meine Mitte drückt. ,,Was.."
,,Was ich da mache? Ich quäle dich."
Als er mein Gesicht sieht, lacht er auf. ,,Was? Denkst du, du bist die Einzige, die den anderen anfassen darf?" Ich glaube ich höre ihm gar nicht mehr richtig zu. Alles, was ich wahrnehme, ist das Rauschen in meinen Ohren und der Druck, durch Carvens Finger, zwischen meinen Beinen.
,,Ich.."
Er zieht eine Augenbraue hoch.
,,Was, Ace?"
,,Mach.." Ich schlucke. ,,Du sollst.."
Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. ,,Du willst, dass ich weitermache?"
Weil ich meiner Stimme im Moment nicht traue, entscheide ich mich für ein hektisches Nicken. Die Hitze auf meinen Wangen, die dabei entsteht, versuche ich so gut es geht zu ignorieren. Statt eines weiteren und meinerseits befürchteten Kommentars, nähert sich Carven meinem Gesicht und umfängt meine Lippen mit seinen.
Als ich ihm Einlass gewähre, gleitet er mit seiner warmen Zunge in meinen Mund und entlockt mir ein leises Stöhnen.
,,Ich unterbreche euch ja nur sehr ungern.."
Ich bring dieses Mistkerl um!
Verärgert löse ich mich von Carven und blicke in ein Paar eisblaue Augen. Blake hebt die Augenbrauen und ein süffisantes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
,,Doch ich finde, ihr solltet euch ein Zimmer nehmen, bevor ihr noch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angezeigt werdet." beendet er sein Kommentar.
Carven verdreht die Augen.
,,Alter. Das ist mein Zimmer."
Blake starrt ihn eine Weile an.
,,Touché." gibt er dann gelassen zurück und zuckt die Schultern.
Dann deutet er mit einem Nicken auf mich. ,,Ich nehme mal an, es macht dir nichts aus, wenn ich sie dir kurz entführe." meint er.
,,Kommt drauf an, was du vorhast."
erwidert Carven und mustert ihn nachdenklich. Blake grinst.
,,Oh wir werden nur einen kleinen Ausflug machen. Wir sind jetzt Freunde, weißt du?"
Meine hochgezogene Augenbraue und mein sarkastisches ,,Tatsächlich?" ignoriert er geflissentlich.
,,Ach ist das so?" mumelt Carven.
,,Na aber sicher."
,,Hm."
Ungeduldig verdreht Blake die Augen. ,,Also was ist jetzt?"
Carven hebt abwehrend die Hände in die Luft. ,,Von mir aus. Ich muss eh zum Training."
Sag mal, hat hier eigentlich auch mal jemand vor, MICH zu fragen??
Carven verabschiedet sich mit einem flüchtigen Kuss und ist, ehe ich auch nur anfangen kann, ihn um sein Bleiben anzuflehen, auch schon zur Tür hinaus. Hervorragend.
Schlecht gelaunt setze ich mich auf Carvens Bett und strecke die Beine aus. Dann sehe ich zu Blake hinüber, der mich von der anderen Raumseite aus beobachtet. ,,Nur, dass das klar ist." beginne ich. ,,Ich werde mit dir nirgendwo hingehen. Auf mich warten Hausaufgaben und eine Menge Lernstoff."
Blake wirft mir einen merkwürdigen Blick zu. ,,Ich habe damit gerechnet, dass du so etwas sagen würdest." meint er dann und geht langsam auf Carvens Schreibtisch zu, wo sich mein Stapel mit Lernnotizen befindet.
Und ich ehe ich mich versehe, hat er sich den Stapel auch schon geschnappt und aus dem offenen Fenster geschmissen. ,,Spinnst du?!!"
kreische ich und springe blitzschnell auf. Gerade noch schnell genug um zu sehen, wie meine Blätter gen Boden segeln und von dem vorbeirasenden Schwarm von schwitzenden Sportlern in alle Richtungen zerstreut werden.
Ich spüre wie die pure Wut in mir hochkocht und stelle mit Entsetzen fest, dass sich heiße Tränen den Weg in meine Augenwinkel bahnen.
Wütend wirbele ich herum und werfe ihm einen vernichtenden Blick zu.
,,Du. Bist. So. Ein. Arsch!"
Ich kann vor lauter Wut schon gar nicht mehr richtig sprechen, also beschließe ich, es bleiben zu lassen und trommel stattdessen mit meinen Fäusten auf ihn ein. Doch Blake packt meine Fäuste und umklammert sie mit seinen großen Händen. ,,Da mag es wohl jemand nicht, wenn man seine Sachen anfasst." grinst er.
Ich schnaube wütend. ,,Ich habe kein Problem damit, wenn du meine Blätter anfasst. Aber ich habe sehr wohl ein Problem damit, wenn du sie aus dem verdammten Fenster schmeißt!!" schreie ich.
Blake zuckt nur gelassen die Schultern und gibt meine geballten Fäuste frei.
,,Jetzt mach nicht so ein Drama draus und komm."
Ungläubig starre ich ihn an. ,,Du glaubst doch jetzt nicht ernsthaft, dass ich mit dir komme? Du hast gerade meine Aufschriebe der letzten sechs Wochen aus dem Fenster geschmissen!!"
Blake blickt mich an.
,,Macht dir das eigentlich Spaß?"
Ich stutze und werfe ihm einen verwirrten Blick zu. ,,Was meinst du?"
,,Das Lernen. Das ständige Dasitzen, um Informationen, ohne Pausen in dich hineinzuprügeln. Dieses ständige Alleinsein und Nicht-Rauskommen.
Macht dir das wirklich Spaß?"
Ich antworte nicht, also fährt er fort.
,,Versteh mich nicht falsch, Lernen ist wichtig, gerade auf dem College. Aber es ist nicht das Wichtigste. Es gibt so viele Dinge, die weitaus wichtiger sind, als dieses ständige Lernen."
Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu und verschränke die Arme vor der Brust. ,,Und die da wären?"
Er blickt mir eine Weile in die Augen, bevor er sich die Lippen befeuchtet und mir antwortet. ,,Leben, Ace.
Spaß haben, auf Partys gehen, Leute kennenlernen, vögeln..."
Mein verächtliches Schnauben scheint ihn wieder in die Realität zurückzuholen, denn sein dämliches Grinsen macht jetzt einer ernsten Miene Platz. Er schließt kurz die Augen und öffnet sie wieder, bevor er weiterspricht. ,,Fehler machen.
Chybami se člověk učí.
Aus Fehlern lernt man, richtig?
Doch wie sollen wir aus ihnen lernen, wenn wir nie welche machen?
Ich meine, verdammt du bist neunzehn, Ace. Und du machst nichts anderes, als an deinem Schreibtisch zu sitzen und zu lernen."
Er unterbricht seine wilde Gestikulation und sieht mich an.
,,Ich frag dich nochmal. Macht dir das Spaß? Dieses Leben."
Mein gesenkter Blick und das
darauffolgende Schweigen, scheint ihm als Antwort zu genügen.
Er entfernt sich und geht zur Tür.
Als er schon auf den Flur getreten ist, dreht er sich noch einmal zu mir um.
Lange sagt er gar nichts, sondern blickt mich einfach nur an.
Dann öffnet er die Lippen, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben habe.
,,Man muss das Leben lieben, um es zu leben und das Leben leben, um es zu lieben. Thornton Wilder. Ich bin mir sicher, du hast von ihm gehört."
Er fährt sich nachdenklich durch die dunklen Haare, bevor er fortfährt.
,,Das Leben hat den Nachteil, dass man es nur einmal leben kann, Ace.
Verdammt viele Menschen vergessen, diese Tatsache viel zu oft, bis sie irgendwann feststellen müssen, dass sie ihr Leben gar nicht gelebt haben.
Sei bitte nicht einer davon."
Dann presst er die Lippen zusammen und verschwindet um die Ecke.

Ich weiß nicht, ob es seine Worte waren, oder der Schmerz in seinen Augen, der mich ihm an diesem Nachmittag folgen ließ.

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