Schwäche 2

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Caroline Pov:

Die Haustür von Elenas Haus sprang auf und Klaus trat hinaus, sein Blick richtete sich beinahe automatisch auf mich.
„Wie sind Sie rausgekommen?“, fragte ich erschrocken.
„Ich fürchte, etwas Schlimmes ist deiner Freundin Bonnie zugestoßen“, erwiderte er und sah mich ausdruckslos an. Kurz darauf kam er auf mich zu, ich stand sofort von der Hollywoodschaukel auf, mein Herzschlag beschleunigte sich. „Keine Sorge, Liebes. Du weißt, dass ich dir niemals wehtun würde.“ Der Urhybrid hob kurz die Hände, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Sie haben genug getan.“
„Ich habe mehr als genug getan“, verteidigte er sich und sah mir fest in die Augen. Mein Herz machte einen kleinen Satz, was sollte das werden? „Ich habe Güte, Vergebung und Mitleid gezeigt.“
Meinen Blick hatte ich absichtlich nicht mehr auf ihn gerichtet, ich blickte stur an ihm vorbei.
„Wegen dir, Caroline.“
Sofort sah ich ihm wieder in die Augen, konnte meine Verblüffung gerade noch verbergen. Wegen mir?
„Es war alles für dich“, erklärte Klaus mir und ich spürte einen Funken Mitleid in mir aufkommen, dass er so um mich kämpfte, aber ich ihn immer wieder zurückwies. Schweigend sahen wir uns einen Moment an, Klaus blickte mir nach wie vor in die Augen – niedergeschlagen, gebrochen, unterlegen. Nur weil ich seine Schwachstelle war. Er würde wahrscheinlich auch ganze Berge für mich versetzen, wenn er könnte. Ich schluckte, wusste nicht, was ich sagen sollte.
Klaus nickte, wich meinem Blick kurz aus und sah mich dann wieder an, öffnete noch einmal den Mund, als wolle er noch etwas sagen, ließ es dann aber doch und seufzte einmal, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und ging.
Meine Beine zitterten, mein Herz trommelte gegen meine Brust und meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich war nahezu gerührt von seinen Worten und empfand tatsächlich Mitleid. Mit ihm. Meine Gedanken kreisten um seine letzten Worte, sie schienen sich in meine Seele eingebrannt zu haben. Alles für dich.
Ich fuhr aus dem Schlaf hoch und sah mich einen Moment verwirrt um, bis ich mein Zimmer erkannte. Seit dem Fiasko mit dem Anruf, bei dem ich kein einziges Wort herausbekommen hatte, waren drei Wochen vergangen. In dieser Zeit war ich von weiteren Träumen verschont geblieben, doch jetzt hatte ich wieder einen. Dieses Ereignis lag schon länger zurück, aber es hatte sich in meine Seele eingebrannt, als hätte ich mich damals schon gegen Tyler entschieden, was gewiss nicht der Fall gewesen war – auch wenn ich Klaus' Aufmerksamkeit und seine Schwäche für mich auf jeden Fall genossen hatte. Ich seufzte tief und ließ mich wieder in mein Kissen sinken, bis ich merkte, dass es bereits Morgen war. Also stemmte ich mich todmüde wie ich war aus dem Bett und schleppte mich zur Haustür, um nach der Post zu sehen. Beinahe gelangweilt ging ich die Post durch, als ich sie in der Hand hielt – Zeitung, Zeitschriften, Werbung, Rechnungen... Moment, was ist das?
Ich hielt bei einem einfachen Umschlag inne. Er war an mich adressiert. Ich riss den Umschlag vorsichtig auf und entdeckte darin nur zwei Zettel. Verwundert sah ich darauf hinab und zog sie aus dem Umschlag. Auf dem einen Zettel war nur eine Bleistiftzeichnung von mir zu sehen und ich schüttelte den Kopf, als ich die Initialen in der rechten unteren Ecke entdeckte. NM.
Dann widmete ich meine Aufmerksamkeit dem zweiten Zettel. In ordentlicher Handschrift stand dort eine Nachricht für mich:
Liebe Caroline,
da mein Bruder sich partout weigert, Kontakt zu dir aufzunehmen, übernehme ich das für ihn. Ich hoffe es geht dir gut, Niklaus war auf jeden Fall nach deinem Anruf ziemlich aufgewühlt und mindestens eine Woche lang nicht auf dich und Mystic Falls ansprechbar. Ich weiß nicht, woran es lag, aber vor allem Kol hat darunter sehr gelitten.
Nun ja, ich hoffe, es geht euch allen in Mystic Falls gut. Ich erwarte auch keine Antwort - wenn mein Bruder davon Wind bekommt, wird bei uns die Hölle losbrechen.
In seinem Atelier habe ich diese Bleistiftzeichnung gefunden – ich denke, er wird sie nicht vermissen.
Mit freundlichen Grüßen,
Elijah Mikaelson.
Ein schwaches Lächeln umspielte meine Lippen und ich schüttelte einfach nur den Kopf. Klaus gab nie gerne Schwäche zu – dass Elijah sich bei mir meldete und nicht er, war beinahe klar gewesen, auch wenn ich mit einem Brief nicht gerechnet hatte.
Warum Klaus allerdings eine Woche lang auf dieses Thema nicht ansprechbar war, war mir ein Rätsel. Vielleicht wollte er nichts von mir wissen und versuchte mich eigentlich aus seinem Leben zu verbannen.
Ich schluckte schwer und drängte die Tränen zurück. Das war absoluter Quatsch.
Hoffte ich zumindest – auch wenn ich in diesem Augenblick nicht daran glaubte.

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