Widerstand

1.3K 53 5
                                    

Caroline Pov:
„Hallooo, mir ist langweilig, Leute!“, schrie ich und strich eine meiner blonden Strähnen zurück. Sie war von meinem Blutmassaker komplett rot gefärbt. „Hey, ich sollte mir rote Strähnen machen“, grinste ich ein wenig amüsiert und warf mich dann rücklings auf das Bett. Ein mir nur zu bekannter Geruch stieg mir in die Nase und ich schloss genießerisch die Augen. Gefühllos oder nicht – allein Klaus' Geruch lockte mich aus der Reserve. Bei dem Gedanken an die letzte Nacht zierte ein zufriedenes Grinsen mein Gesicht – Elena hatte damals Recht gehabt. Kaum hatte ich die Menschlichkeit abgestellt, fühlte ich mich nicht mehr schuldig wegen meinem ungebrochenem Verlangen nach dem Urhybriden. Warum hatte ich nur nicht früher auf sie gehört?
Die Tür wurde geöffnet und der Geruch, der mich sowieso schon einhüllte, kam mir nun frischer vor – und mit Blut versetzt. Ich leckte mir über die Lippen und der Gedanke an Klaus' Blut bahnte sich einen Weg in mein Bewusstsein, was ungewollt meine Vampirzähne durchbrechen ließ. Bestimmt drängte ich jede aufkommende Menschlichkeit wieder zurück.
„Gut geschlafen, mein Lieber?“, fragte ich gleichgültig und sein tiefes Knurren hallte in meinen Ohren.
„Du solltest froh sein, dass du noch lebst, Liebes“, gab er verärgert zurück. „Normalerweise wird mir das Genick nicht einfach so gebrochen – schon gar nicht von einem Baby-Vampir.“
„Das tut mir jetzt aber leid.“ Ich hielt die Augen weiter geschlossen und gab mir nicht einmal Mühe, meine Schadenfreude zu unterdrücken. Erst, als der Urhybrid mich wutentbrannt so fest an der Kehle aufs Bett drückte, dass ich nach Luft schnappen musste, riss ich die Augen auf und starrte ihn fassungslos an. Niemals hatte er mich fest angefasst und jetzt war es bereits das dritte Mal an einem Tag.
„Du solltest vorsichtig sein, was du sagst und tust, Caroline“, knurrte Klaus und ließ mich schließlich wieder los. Er dachte allerdings gar nicht daran, sich von mir wegzubewegen, er heftete seinen Blick fest auf meine Augen und der Zorn in seinen grünen Augen wich langsam. Ohne es wirklich beeinflussen zu können, begann ich schwach zu lächeln.
Caroline, was tust du da? Er sieht dich nur an und du wirst schwach? Schäm dich, weg mit der Menschlichkeit und her mit grenzenlosem Spaß!
Unfassbar, wie mein innerer Teufel mich im Griff hatte, aber ich packte den Urhybriden nahezu sofort am Kragen seines Oberteils und zog ihn zu mir hinab. Er selbst schien willenlos zu sein und ließ sich vollkommen auf mein Spiel ein. Als unsere Lippen sich trafen, ließ ich meinen geistigen Schutzwall komplett fallen und lebte damit gefährlich nah an der Grenze zur Menschlichkeit – Teufelchen und Engelchen begannen innerlich bereits einen heftigen Streit, doch ich blendete die beiden gekonnt aus und konzentrierte mich auf Klaus. Er machte keinen weiteren Schritt, als mich zu küssen, aber mein Inneres war auch was das anging, zweierlei Meinung – Teufelchen verlangte nach mehr, Engelchen war vollkommen zufrieden damit. Nach wie vor hörte ich auf meine dunkle Hälfte und knabberte auf der Unterlippe des Urhybriden, was dieser mit einem leisen Knurren quittierte.
Von einer Sekunde auf die nächste jedoch löste er sich von mir und blitzte zur Tür, sein Blick immer noch verdunkelt, aber auch voller Schuldgefühle. „Das geht nicht mehr, Caroline. So funktioniert das nicht“, brachte er angestrengt hervor und lehnte sich an die Wand.
„Ist das dein verdammter Ernst?“, fuhr ich ihn an und setzte mich aufrecht hin. „Ewig habe ich dich weggestoßen und wenn ich willig bin, dir beinahe alles zu geben, stößt du mich zurück? Ernsthaft?!“
Klaus kniff die Augen zusammen und musterte mich misstrauisch. „Sag das nochmal, im gleichen Tonfall, mit der gleichen Ernsthaftigkeit“, verlangte er streng und plötzlich fiel mir auf, was er auch gemerkt hatte. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, dass mein Schalter momentan ungeschützt – und wahrscheinlich auf Kippe gestellt – vorlag. Dass dadurch natürlich ein Teil meiner alten Persönlichkeit durchgebrochen war, war auch dem Urhybriden nicht entgangen.
„Sicher nicht“, gab ich unbeirrt zurück und ließ meinen kleinen Teufel dafür sorgen, dass der Schalter blieb, wo er war.
„Wie kann das sein, dass du zwischen Menschlichkeit und keiner Menschlichkeit beinahe hin und her springen kannst, wenn du nicht aufmerksam bist? Davon habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gehört, ebenso wenig habe ich es gesehen.“ Die trügerische Ruhe in seiner Stimme ließ mein Herz kräftiger schlagen, aber ich bewahrte dennoch Ruhe.
„Woher soll ich das wissen, ich kann es eben – finde dich damit ab“, fauchte ich und warf mich wieder auf sein Bett.
„Das ist keinesfalls normal“, murmelte er und verließ das Zimmer.
„Kann ich gehen?“, schrie ich ihm hinterher.
„Nein – und unbemerkt kommst du ohnehin nicht raus“, brüllte er zurück und ich zischte leise.
„Dann geh ich eben duschen“, beschloss ich schulterzuckend und hievte mich vom Bett hoch. Mit federnden Schritten lief ich ins benachbarte Bad und zog mir nebenbei mein Oberteil aus, das ich achtlos auf den Boden fallen ließ.

Ich wickelte mich in eines der großen, schwarzen Handtücher, die ich in Klaus' Bad gefunden hatte und tappte wieder ins Schlafzimmer zurück. Dort lag Klaus ausgestreckt über das ganze Bett und rieb sich erschöpft übers Gesicht. Ich räusperte mich verwundert. „Was tust du da?“, fragte ich beiläufig und der Urhybrid seufzte tief, ehe er mich ansah. Allein bei meinem Anblick blitzten seine Augen verräterisch auf, doch er schüttelte nur den Kopf. „Okay, nettes Gespräch“, meinte ich kühl. „Du hättest nicht zufällig-“
„Hier“, unterbrach er mich und deutete neben sich aufs Bett, wo ein wenig Kleidung lag. „Von Rebekah.“
„Das meinte ich eigentlich nicht.“
„Was dann?“
„Ich wollte wissen, wie spät es ist.“
„23:48 Uhr – du warst lange duschen, Liebes. Etwa zwei Stunden, Kol hat sich auch schon ausführlichst beschwert.“ Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen und ich grinste beinahe triumphierend. Dann lief ich zu seinem Schrank, fischte mir ein T-Shirt heraus und verschwand wieder im Bad. In Ruhe zog ich mich an. Ein Funken meiner Menschlichkeit brach in Klaus' Gegenwart immer durch, aber wenn ich nicht wieder wie vorher werden wollte, musste das aufhören. Und zwar dringend.
Ich verließ das Bad wieder, lief zum Bett und nahm den ordentlich gefalteten Stapel von Rebekahs Sachen, welche ich schließlich im Schrank deponierte. Danach ging ich wieder zum Bett und ließ mich neben Klaus darauf fallen. „Würdest du ein Stück rüber rutschen?“, fragte ich bemüht gleichgültig, der Urhybrid rutschte soweit, dass ich bequem unter die Decke kriechen konnte. Ich kehrte ihm den Rücken zu und spürte lediglich von ihm noch seine Gegenwart und wie die Matratze unter seinem Gewicht nachgab. Schließlich strich er mir sanft über den Arm und stand dann auf. „Wo willst du hin?“, fragte ich etwas neugieriger als beabsichtigt.
„Trinken“, antwortete er knapp. „Gute Nacht, Liebes.“
Ich antwortete nicht, da ich fürchtete, dass ich sonst noch Dinge sagen würde, die eigentlich momentan nicht einmal durch meinen Geist schwirren sollten. Ich hörte noch, wie er die Zimmertür hinter sich zuzog, außerdem seine schweren Schritte auf dem Flur, dann schloss ich die Augen und betete, dass ich es wirklich durchhielt ohne Menschlichkeit – ohne dass Klaus mich schon am zweiten oder dritten Tag wieder in mein altes Leben zurückverfrachtete. Dann hätte ich mir alles sparen können.
Grübelnd malte ich mir einige Pläne und Ideen aus, wie ich vielleicht jegliche Probleme umgehen konnte – und zwar was Bonnie und Co. anging, außerdem auch die Urvampire und selbstverständlich Klaus. Meinen Freunden musste ich nur die kalte Schulter zeigen, die Urvampire würden auf die Dauer das kleinere Problem sein. Am meisten beschäftigte mich wirklich Klaus. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, ihn von seinen Versuchen, mein altes Ich zurückzuholen, abzubringen.
Plötzlich hatte ich einen besonders interessanten Gedanken, der mich kaum wieder losließ. Mit einem teuflischen Lächeln auf den Lippen und dem Beginn eines Plans schlief ich schließlich ein.

Activate My HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt