Klaus Pov:
Mit grimmiger Entschlossenheit lief Caroline vor mir her und schlängelte sich durch Büsche und Äste. Wir hatten kein bestimmtes Ziel vor Augen, ich konnte mich noch nicht einmal mehr wirklich erinnern, was über mich gekommen war, dass wir uns immer weiter von Mystic Falls entfernten. Aber wahrscheinlich spielte mein ununterbrochenes Lechzen nach Blut, das die Blondine mit ihrer Aktion hervorgelockt hatte, eine ziemliche große Rolle dabei. Ich wollte auch gar nicht zurück. Unerklärlicherweise gefiel mir dieses ganze Vorhaben. Die Aussicht auf mehr frisches Blut ließ mich weiter abdriften und ich folgte mit meinem Blick jeder noch so kleinen Bewegung der Vampirin vor mir. Sie behielt die Umgebung ganz genau im Auge, lauschte auf jedes Geräusch. Mittlerweile bewunderte ich zugegeben sogar die finstere Aura, die sie umgab. Eine komplett andere Seite brach durch.
Plötzlich stoppte Caroline. „Ich kann nicht mehr“, murmelte sie und wandte sich zu mir um. Erst jetzt musterte ich sie genauer. Wir waren jetzt tagelang unterwegs gewesen, seit einer halben Woche hatte keiner von uns auch nur Blut gerochen. Mir machte das nicht so viel aus, aber bei ihr sah es ganz anders aus – ihre Haut war blasser geworden, ihre Adern begannen langsam sich schwarz unter ihrer Haut abzuzeichnen und sie wirkte auch nicht mehr ganz so standfest wie sonst.
„Wir können nicht rasten“, meinte ich.
„Ich freue mich wirklich, dass deine Jagdinstinkte wach sind, Klaus, aber ich werde nicht weitergehen“, konterte sie unbeeindruckt und machte bereits Anstalten, sich hinzusetzen.
„Du wirst dich nicht hinsetzen, Liebes“, knurrte ich und sie funkelte mich herausfordernd an.
„Ach und warum nicht?“
Einen Augenblick erwiderte ich nichts, sondern starrte sie ausdruckslos an. Dann atmete ich tief durch. „Weil ich die Befürchtung habe, dass du dann nie wieder aufstehen wirst“, erwiderte ich leise und einen Moment schien sie wieder sie selbst zu sein. Ihre verhärteten Züge wurden weicher und sie legte den Kopf ein wenig schief.
„Ich würde wieder aufstehen, Klaus“, antwortete sie und ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen.
„Würdest du nicht. Dafür hast du zu wenig Kraft und das weißt du auch.“ Ich blickte sie ernst an und sie nickte schweigend, dann kehrte sie wieder zu ihrer totalen Abwehr zurück.
„Ich habe genug Kraft“, beharrte die Blondine und ihre Augen blitzten. Die Leere, die für einen Augenblick dem Glück Platz gemacht hatte, war wieder da. Mir war irgendwo im Unterbewusstsein klar, dass irgendetwas hier nicht stimmen konnte – dass sie ihre Gefühle vielleicht gar nicht wirklich abgeschaltet hatte, sondern es nur vorgab und es auch selbst glaubte. Doch momentan schienen diese Vermutungen so unbedeutend, dass ich gar nicht daran dachte.
„Lass uns weitergehen“, forderte ich und Caroline gab meiner Forderung nach, mehr gezwungen als gewollt setzte sie sich wieder in Bewegung und lief weiter vor mir her durch den Wald.
Stunden später wusste ich, dass sie bald am Ende ihrer Kräfte war. Sie strich praktisch jeden Baum, an dem wir vorbeiliefen, damit sie zur Not Halt hatte. Ihre Schritte wurden zunehmend unsicherer und ich betrachtete sie besorgt. Ich hielt vielleicht noch ein oder zwei Tage ohne Blut durch, aber für Caroline würde es noch heute mit dem Wandern vorbei sein. Jeden Moment konnte es so weit sein.
„Blut“, hörte ich sie vor mir flüstern und kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Blut“, hechelte sie erneut und ich begriff gerade noch rechtzeitig. Die Vampirin taumelte und plötzlich gaben ihre Beine unter ihr nach. Mit einem für mich ungewöhnlichen Kraftaufwand blitzte ich zu ihr und fing sie auf. Ich sank langsam mit ihr zu Boden und strich ihr vorsichtig mit einer Hand über die Wange, die Adern zeichneten sich nun immer stärker ab. Ihre Augenlider flatterten und ihre Atmung wurde schwächer. „Klaus“, hauchte sie und tastete mit letzter Kraft nach meiner Hand. „Blut.“
„Mein Blut hilft dir nur für ein paar Stunden, Liebes, du brauchst menschliches Blut“, antwortete ich kopfschüttelnd.
Caroline erwiderte nichts, ihre Augen schlossen sich und sie nahm einen letzten Atemzug, bevor nur noch ihr schwacher Herzschlag von ihr ausging.
„Ich habe mein Ziel aus den Augen verloren. Wie konnte ich nur?“, fragte ich mich selbst und schüttelte den Kopf, enttäuscht von mir. Statt Caroline zurückzuholen, hatte ich mich auf ihr Spielchen eingelassen und war meinem Blutdurst zum Opfer gefallen, hatte auf unserem Weg eine Blutspur hinterlassen und rücksichtslos gemordet wie damals. Und ich hatte all das genossen.
Und der Preis dafür war nun, dass nahezu alles davon abhing, dass ich Blut fand, bevor auch ich das Austrocknen begrüßen musste.Caroline Pov:
Meine Kraft schwand immer weiter und jeder Schritt begann mir Schmerzen zu bereiten. Ich stand kurz vorm Austrocknen, das wusste ich. Mein schwacher Puls dröhnte in meinen Ohren, die Welt verschwamm vor meinen Augen und ich wusste, dass ich sowohl laut, als auch in Gedanken nach Blut japste – ich war mir dem brennenden Blick von Klaus in meinem Rücken sehr wohl bewusst.
Mit schleppenden Schritten lief ich weiter, strich an den Bäumen entlang, damit sie mir Halt gaben. Immer schwerer und langsamer kam ich voran, meine Atmung hatte sich dem vollkommen angepasst und bei jedem Atemzug zog meine Lunge sich schmerzhaft zusammen.
„Blut“, keuchte ich zum wiederholten Male leise.
Warum gestand ich mir bloß nicht ein, dass ich schon von Anfang an ich selbst gewesen war? Ich hatte es mir eingeredet, mich selbst in dem Glauben gewogen, mich angelogen. Ich hatte es glauben wollen, dass ich keine Menschlichkeit mehr besaß. Dabei war sie nie wirklich weggewesen und das wusste ich. Unbewusst hatte ich meinem inneren Teufel nicht komplett die Oberhand überlassen und war nur so weit gegangen, dass ich es selbst geglaubt hatte. Ich hatte meine Menschlichkeit noch. Sie war ein Teil von mir, den ich nie verlieren wollte und konnte. Zu Beginn war mir das nicht klar. Aber inzwischen wurde es mir mit jeder verstreichenden Stunde klarer. Mit jeder Stunde kehrte ein Stück meiner alten Gefühle zurück. Mit jeder Nacht eine schmerzende Erinnerung. Mit jeder Minute ein kleiner Moment der Klarheit, der mich näher an mein altes Leben heranbrachte.
Wie konnte ich so dumm sein.
Mein Herz sehnte sich so sehr danach, alles was ich getan hatte ungeschehen zu machen. Jeden Tod rückgängig zu machen. Den Angriff auf Bonnie und Elena zu verhindern. All mein Verhalten gegenüber Klaus, das eigentlich mein Todesurteil hätte sein müssen, zu entschuldigen. Aber ich konnte nicht. Ich musste diese Lüge aufrecht erhalten, wenigstens eine Weile noch. Ich war mir der Unsinnigkeit bewusst und Klaus war es garantiert auch. Auch wenn es in der nächsten Zeit wahrscheinlich nicht von Bedeutung sein würde, weil wir kein Blut hatten und ich vollkommen am Ende war.
Plötzlich gaben meine Beine unter mir nach und ich stürzte zu Boden. Gerade rechtzeitig fing Klaus mich auf und sank langsam mit mir zu Boden.
„Klaus...Blut“, brachte ich hervor, tastete nach seiner Hand und merkte, wie ich langsam das Bewusstsein verlor.
„Mein Blut hilft dir nur für ein paar Stunden, Liebes, du brauchst menschliches Blut“, erwiderte er sanft und ich nahm gerade noch wahr, wie er den Kopf schüttelte.
Ich wollte seinen Namen sagen, mich für alles entschuldigen und zugeben, dass ich Mist gebaut hatte. Dass er mir gefehlt hatte. Dass er zu meiner Zukunft gehörte, dass ich ihn liebte. Ich wollte seinen Namen sagen. Doch ich brachte kein Wort über die Lippen, blickte in seine strahlenden Augen, die mich tieftraurig anblickten und wünschte mir im Stillen, dass ich ihn küssen könnte. Irgendetwas tun.
Doch meine Kraft schwand und schließlich fielen mir die Augen zu – die Welt versank in tiefer Finsternis.
DU LIEST GERADE
Activate My Heart
FanficSeit Klaus' Verschwinden leidet Caroline unter ihren Träumen - dauernd hat sie Flashbacks. Sie will sich niemandem anvertrauen, hat jedoch ständig Nervenzusammenbrüche und will nur Erlösung von den Problemen. Den berühmt-berüchtigten Schalter umzule...