Juni - I

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Tom konnte nicht einschlafen. Mit offenen Augen lag er in seinem spartanisch eingerichteten Zimmer und starrte an die Decke. Hin und wieder drang der Lärm eines vorbeifahrenden Autos durch die geöffneten Fenster, doch ansonsten war die Nacht still. Seine Mutter schlief sicher schon seit Stunden, in ihrem Schlafzimmer, auf der anderen Seite des Flurs. Doch ihm blieb die erholsame Leere verwehrt, die er herbeisehnte.

Er kam seit Monaten nicht richtig zur Ruhe. Das Geld wurde immer knapper und er hatte nicht mehr viel, das er an den Mann bringen konnte. Seine geliebte Kamera samt Zubehör waren schon lange weg. Und dann war da auch noch immer wieder dieses Mädchen. Feuerrote Haare und Augen so blau und unergründlich wie der Ozean, an einem sonnenverwöhnten Tag. Sie verfolgte ihn bis in seine Träume. Immerhin hatte er es geschafft, sie aus den meisten seiner Gedanken während des Tages zu verbannen.

Doch immer, wenn er auf der Straße, im Sportstudio oder in der Menge während eines Kampfes eine rothaarige Frau sah, fürchtete er und wünschte sich zugleich, dass sie es sei, sich zu ihm umdrehte, ihn erkannte, ihn ansah.

Tom seufzte erschlagen. Er hasste Ari dafür. Er wollte sie nicht in seinem Kopf und schon gar nicht in seinem Herzen. Doch mit grausamer Regelmäßigkeit schlich sie sich immer wieder zurück, wenn er gerade glaubte, über sie hinweg kommen zu können.

Seine Mutter hatte daran keinen unerheblichen Beitrag. Immer, wenn er zu schwer verletzt und angeschlagen nach Hause kam, rief sie das Mädchen herbei. Tom hatte nie gefragt, warum Cornelia nicht mehr zu ihnen kam, vermutlich konnte sie nicht, wunderte sich jedoch immer wieder über Aris Erscheinen. Nach allem was er gesagt und vor allem nicht gesagt hatte. Er fühlte sich wie paralysiert in ihrer Gegenwart und fürchtete sich regelrecht davor, das Mädchen anzusehen, aus Angst vor dem, was er bei ihrem Anblick womöglich tun würde und vor den Worten, die aus ihm herausbrechen konnten. Jede ihre sanften Berührungen, wenn sie sich um seine Verletzungen gekümmert hatte, hinterließen heiße, qualvolle Spuren des Verlangens.

Je länger er an Ari dachte, um so deutlich spürte er, dass längst nicht mehr nur sein Kopf und sein Herz sich nach dem Mädchen sehnten. Sobald er die Augen schloss, sah er sie vor sich stehen, in einem viel zu großen schwarzen T-Shirt, dass ihr gerade so bis über den Hintern reichte. Sie grinste ihn frech an, während sie scheinbar unschuldig ihre Schenkel zusammenpresste.

Tom konnte nicht länger an sich halten. Die dünne Bettdecke bildete bereits ein kleines Zelt über seinen Lenden. Seine Hand wanderte wie von selbst unter seine Boxershorts. Er war hart, seid ihr Bild zum ersten Mal in dieser Nacht vor seinen Augen aufgeflackert ist. Inzwischen war der Druck fast schmerzhaft. Mit den Gedanken bei Aris feucht glänzenden Lippen und weißen Brüsten verschaffte Tom sich Erlösung. Er stellte sich vor, wie nicht seine, sondern ihre weichen Hände ihn sanft berührten. Sie streichelte ihn und küsste die empfindliche Stelle hinter seinem Ohr. Er meinte fast ihren warmen Atem auf der Haut zu spüren. Er brauchte nur wenige Augenblicke, um sich zum Orgasmus zu bringen. Für den Moment befriedigt, doch noch unzufriedener als zuvor, atmete er gedehnt aus. Nichts als ein einzelner Tropfen auf einen heißen Stein.

Es war schon viel zu lange her. Seit dieser Nacht mit ihr, im September des letzten Jahres, hatte er keine andere gehabt. Und selbst jetzt konnte er sich kaum vorstellen, mit anderen Frauen zu schlafen. Wenn das nicht krank war. Stattdessen lag er lieber allein und erbärmlich in seinem alten Zimmer, dachte immer nur an die Eine und besorgte es sich dabei selbst.

Es kotzte ihn an. Er sollte sich mit irgendeiner x-beliebigen Tusse treffen, ordentlich flachlegen und wieder vergessen. Doch obwohl er selbst die Augen über sich und seine bescheuerte Moral verdrehte, wusste er, dass er genau das nicht tun würde. Er konnte nicht. Er wollte nur sie und wusste doch, dass es eine blöde Idee war. Selbst der Gedanke, dass Ari mit einem anderen Kerl rummachte, ließ ihn rasend werden. Es war frustrierend. Vor allem weil insgeheim er daran glaubte, er könne sie haben, wenn er es nur selbst zuließ. Obwohl er mehr als abweisend und teilweise gemein zu ihr gewesen war, meinte er, sie würde es ihm verzeihen und ihn immer noch wollen. Warum sonst sollte sie immer wieder kommen und ihn zusammenflicken? Wütend schlug Tom auf seine Matratze und erhob sich, um sich zu säubern.

No Limits - No Rules - No FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt