zwölf. weißt du, was du getan hast?

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TRIGGERWARNUNG! gewalt, missbrauch, vergewaltigung

ich weiss, dass wenn das doch irgendwann einmal den weiten weg zu dir durchdringen sollte, du all meine Gedanken und Erinnerungen mal wieder in deine dreckigen Hände nimmst, du stetig alles abstreiten wirst. ich verstehe dich nicht, ich will dich gar nicht verstehen; ich kann es noch immer kaum in Worte fassen, wie verdammt abstoßend ich alles, was du bist, finde.

ich weiß noch, dass du mich geschlagen hast, bei mir wolltest du das eigentlich nicht tun, ich war nicht mein Bruder, doch du hast es gehasst, dass ich mich dir widersetzt habe. dass es mir nicht gefallen hat, wenn du mich angefasst hast. schon witzig, oder? wusstest du eigentlich in dem Moment, dass das pure Vergewaltigung war? Hast du es nur einen einzigen Augenblick realisiert, vielleicht als ich zu weinen begonnen habe? Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was du angerichtet hast?
DU HAST MICH ZERSTÖRT

alles hat mit allem zu tun. nur weil du mir das angetan hast, lebe ich so, wie ich es tue. und meine Mutter, die macht sich noch immer Vorwürfe. ich weiß, dass sie auch unter Depressionen leidet.
mein Bruder? ich glaube, dass er es sich selbst nicht eingestehen will. dass er nicht wissen will, wie du ihn gegen die Wand gedrückt hast.
du warst das, auch wenn du es verleugnet hast mit offenen Armen, als meine Mutter es dir an den Kopf geworfen hat. immer warst DU es. du warst der Grund, warum mein Bruder ein Nazi geworden ist, warum er so schlecht in der Schule war, alles pure Rebellion gegen deinen anormalen Systemfanatismus.
ich weiß noch, als er mich flehend angesehen hat, als du ihn wieder einmal verprügelt hast. das war kein normales "Ich weise ihn in seine Schranken"-Schlagen mehr; das war ein "Ich hasse mich selber, und deswegen zerstöre ich hilflose Seelen". war es die Genugtuung, Adrenalin, was du gespürt hast, wenn wir wegen dir geblutet haben?

weißt du, dass ich täglich über den Tod nachdenke, weil ich mir nicht mehr vorstellen will, nicht mehr kann, ICH VERKRAFTE ES NICHT, dass du, du, mein verschissener Vater mich derartig benutzt hast. Dass du mich zuerst so angefasst hast, wie es normal die Person tun sollte, die ich liebe. Dass ich mir irgendwo, so ganz tief in mir drinnen, doch die Schuld gebe, dafür dass ich es mir selbst nicht erzählen wollte. Dass ich es zugelassen habe. Ich war sieben. Ich hatte noch so viel Leben und so wenig Schmerz. Das hast du mir genommen. Du weißt, dass ich nie wieder ohne die permanenten Angstzustände leben kann, wenn mir jemand zu nahe kommt, oder?

Weißt du, dass ich mich in den Schlaf geweint habe wegen dir, gefühlte tausend Male, seit ich ein Bewusstsein besitze? Weißt du, dass ich es nicht schaffe zu leben? Kannst du dich erinnern, dass dein eigener Sohn in der Küche mit dem Messer auf sich gerichtet stand, und es tun wollte; sich erlösen? Verkraftest du das? Kannst du damit leben, ohne auch nur ein bisschen Schuldgefühle?

ich glaube, würdest du mich jetzt sehen, würdest du den letzten Funken Persönlichkeit aus mir prügeln wollen, so wie du es mit Noah versucht hast. ich glaube, du würdest es hassen, dass ich mich selbst neu erfinde, während du Mitläufer doch immer nur den leichten Weg genommen hast. realisierst du, dass das süße kleine Mädchen, mit den süßen kleinen pinken Haarspangen und den orangenen Stramplern nur gegangen ist, weil du es umgebracht hast in diesen Nächten? kannst du damit leben ein Mörder zu sein?

ich hoffe du bekommst das alles zurück, irgendwann. du lebst noch lange genug, hoffentlich wirst du auch nur einen Teil des Schmerzes zu spüren bekommen, den dein Egoismus mir aufgezwungen hat.
ich kann nicht einmal behaupten ich würde dich hassen, wenn ich an dich denke ist da einfach nur Leere, nichts als die schwarze Fläche, und Verabscheuung.
ich kann dir nicht versprechen, dass ich im Notfall nicht das Karma selbst in die Hand nehme.

dies also ist lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt