Alles war schwarz. Doch er kämpfte dagegen an, probierte die Augen zu öffnen. Aber er schaffte es nicht. Alles fühlte sich so unwirklich an.
Doch plötzlich wurde das monotone Rauschen, welches er bis jetzt nur verschwommen wahrgenommen hatte, allmählich verständlich.
Er filterte eine einzelne Stimme heraus. Sein müdes Gehirn brauchte einige Zeit, bis er sie zuordnen konnte. Aber er musste sich täuschen, denn diese Stimme konnte er unmöglich hören!
Langsam öffnete er die Augen.
,,Er wacht auf",hörte er die vertraute Stimme sagen. Als sich sein Blick klärte, schrak er in seinen Kissen zurück.
,,Grobian?",flüsterte er mit heiserer Stimme.
Er musste träumen.
Grobian war doch in Walhalla.
Noch immer tat ihm alles weh. Besonders sein Rücken brannte wie Feuer. Hicks blinzelte einmal, doch Grobians Gesicht verschwand nicht. Jetzt trat er näher an Hicks heran und lächelte. Die Sonne strahlte durch die Fenster und blendete ihn.
Aber wie bei Thor konnte Grobian hier sein?
Plötzlich durchfuhr Hicks ein schrecklicher, doch auch beruhigender Gedanke: Wenn Grobian tot war, war er es dann auch?
Er kniff die Augen zusammen und flüsterte mit rauer Stimme: ,,Bin ich in Walhalla Grobian?"
,,Nein mein Junge. Du warst nur bewusstlos"
Hicks drehte seinen Kopf schwerfällig nach rechts und erblickte im Bett neben sich Astrid. Und über sie gebeugt stand niemand anderes als Gothi. Hicks machte große Augen und blickte zurück zu Grobian.
,,A-aber wie kann das sein?",hauchte er. ,,Ihr seid doch tot!"
,,Seh ich für dich etwa tot aus Jungchen?",fragte Grobian. ,,Musst dir echt hart den Schädel angestoßen haben."
,,A-aber wie...d-die Schiffe...Viggo hat erzählt...-"
Grobain seufzte und unterbrach ihn: ,,Hicks wie kannste nach allem was passiert ist, auch nur eine Sache was Viggo sagt glauben?"
Hicks schüttelte ungläubig den Kopf.
,,Was ist mit den Schiffen? Es waren drei. Wer war dann dort drauf? Und wo wart ihr? Und wo ist Dagur? Ist er etwa...-?"
,,Hicks, Hicks beruhig dich etwas mein Junge. Ich erzähl ja schon",versuchte Grobian ihn zu beruhigen.
Er setzte sich auf die Bettkante.
,,Bist anscheinend nicht ganz auf der Höhe der Ereignisse was? Aber nicht schlimm, ich erzähl am besten mal von Anfang an: Nachdem du abgereist warst, verlief alles seinen ruhigen Gang - soweit man das sagen kann. Dagur, Gothi und ich pflegten und versorgten Berk so gut es ging. Alles war ruhig. Dann plötzlich in der zweiten Nacht kamen sie, die Drachenfänger. Es war neblig und Dagur, der die erste Wache, hatte sah sie nicht. Er war aber ohnehin übermüdet, wie wir alle. Uns blieb grad' noch genug Zeit alle Drachen in die Inselmitte zu treiben. Während Gothi und ich zurück ins Dorf eilten, um noch mehr Vorbereitungen zu treffen, blieb Dagur noch im Wald um sicherzugehen, dass die Drachen in Sicherheit waren. Doch kaum waren wir wieder im Dorf, wurden wir auch schon von Viggo, Ryker und dem restlichen Gesindel an Drachenfängern überrannt.
Wir hatten nicht mal mehr die Chance uns zu verteidigen. Aber selbst wenn, wir waren nur zu dritt und auf Verstärkung oder auf dich hätten wir nicht hoffen können. Denn auch die Medizin brauchte schließlich einige Stunden um zu wirken"
Grobian machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: ,,Kaum hatten uns also die Drachenjäger erwischt und Viggo festgestellt, dass Gothi und ich kerngesund waren, wurden wir in Gothis Hütte gesperrt. Später dann in die Große Halle, wo wir die Berkianer versorgen sollten. Allerdings nur solange, bis du gesichtet worden würdest. Dann wurden wir sofort wieder in Gothis Hütte gesperrt, da dies einer der unwahrscheinlichsten Orte war, wo du suchen würdest. Es sollte den Anschein haben, als wäre das Dorf verlassen. So bekamen wir es jedenfalls mit. Viggo wollte den richtigen Effekt haben, den richtigen Auftritt. Deshalb versteckten sich alle Jäger im Wald."
,,Und ich bin ihm blinlings in die Falle gegangen",murmelte Hicks.
,,Das hättest du doch nicht vorrausahnen können",sagte Grobian und fuhr fort: ,,Jedenfalls waren wir viele Stunden in Gothis Hütte unter strenger Bewachung eingespeert. Ich denke mal das war nach deiner Ankunft"
,,Und dann?",fragte Hicks.
,,Ja das war ziemlich merkwürdig. Denn plötzlich nach einer halben Ewigkeit hörten wir erste Geräusche von draußen und kurz darauf brach ein Jäger durch die Tür und verkündete unsere Bewacher sollen uns fesseln, sie hauen jetzt ab. Auf Befehl Viggos anscheinend. Doch diese Hohlköpfe können echt gar nichts. Ich brauchte mal gerade zehn Minuten, um mich von meinen Stricken zu befreien. Kaum liefen wir nach draußen sahen wir die Jäger, die wie Ratten vor dem Feuer der Drachen flohen. Und in dem Moment sahen wir auch, wie du mit Astrid in das Haus abstürzte. Den Rest kannste du dir wahrscheinlich denken. Als wir zu euch eilten saß Haudrauf neben dir und wir brachten euch hierher. Während wir euch versorgten, kümmerte sich Haudrauf um die Tinte, die noch in der Arena war, sodass jeder geheilt werden konnte. Die meisten sind sogar schon wieder auf'n Beinen Hicks, du musst dir also keine Sorgen machen"
,,Also wurden alle gerettet? Wer war dann aber auf den Schiffen?",fragte Hicks.
Grobians Gesichtszüge fielen etwas ein.
,,Okay das alle gerettet wurden stimmt nicht ganz. Erinnerst du dich noch an Ariana und ihren Sohn Hicks? Dagur hatte gesagt du warst sogar bei der Geburt dabei"
Hicks nickte. Er bekam Angst vor dem was er gleich erfahren würde. Grobian seufzte schwer und fuhr fort: ,,Er hat es nicht geschafft. Er war noch zu klein und kam ja auch zu früh zur Welt und war noch nicht stark genug gegen die Krankheit zu besteh'n"
,,Also war er auf dem Schiff?",hauchte Hicks.
,,Ja. Doch die ersten beiden Schiffe waren unbemannt. Viggo wusste das du bald kommen würdest. Deshalb wollte er die Schiffe in Brand setzten. Es sollte dir Angst machen, auch wenn eigentlich niemand gestorben war. Als Hicks Jr. starb, wurde er jedoch auf dem letzten Schiff nach Walhalla geschickt"
Hicks blickte aus dem Fenster.
,,Wie geht es Ariana damit?",fragte er dann leise
,,Sie trauert, doch sie ist stark. Sie wird es schaffen das zu Verarbeiten. Schließlich sind wir Wikinger nicht wahr Hicks! Hicks?"
Grobian schaute den jungen Mann an, der aus dem Fenster gestarrt hatte, tief in Gedanken versunken. Hicks drehte den Kopf und sagte: ,,Ist schon okay Grobian. Doch sag, was geschah mit Dagur?"
,,Er tat das einzigst Vernünftige und blieb bei den Drachen Jungchen und sorgte dafür, dass sie nicht entdeckt wurden. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, denn die Drachenjäger haben mehrmals am Tag die Insel durchkämmt, haben ihn und die Drachen aber nie gefunden. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit ihn zu fragen, ich hab mich um die Heilung der Erkrankten und um dich und Astrid gekümmert"
Hicks nickte und fragte: ,,Wie geht's ihr?"
,,Entsprechend den Umständen ganz gut. Sie kann froh sein, dass du da warst, denn du hast das meiste des Sturzes abgefangen. Sie ist ohnehin noch etwas labil gewesen, aufgrund der Krankheit. Zuerst haben wir uns gewundert, wieso sie nicht mehr blass war, doch dann ist uns aufgegangen, dass du sie, wie auch Haudrauf geheilt haben musstest"
,,Ja sie beide und Heidrun",antwortete Hicks, ließ jedoch bei Heidrun den Kopf snken.
,,Was bist du denn so traurig? Du hast uns doch gerettet Jungchen",sagte Grobian lächelnd.
,,Ich fühl mich aber nicht wie ein Retter",flüsterte Hicks und dachte an Heidrun und Hicks Jr. Sie hatte er nicht retten können. Dabei fiel ihm ein, das Grobain wahrscheinlich nicht mal mehr über Heidrun Bescheid wusste. Niemand außer Jason, Viggo, Ryker, Ohnezahn und er waren schließlich in der Arena gewesen. Doch er konnte es Grobian jetzt nicht sagen. Früher oder später würde er es sowieso rausfinden. Doch zuerst sollte es jemand anderes erfahren. Auch wenn Hicks Heidruns Tod nicht wahrhaben wollte, musste Heidruns letztes Familienmitglied es wissen. Hicks wünschte nur, er müsste nicht ausgerechnet derjenige sein, der die schlimme Nachricht verkündigen müsste.
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Don't lose yourself
ספרות חובביםDer 3. Teil der Don't - Triologie Viggo sinnt nach Vergeltung seit seiner letzten Begegnung mit Hicks, während dieser auf Rache aus ist. So ist der finale Kampf zum Greifen nah, denn plötzlich bekommt es Hicks mit Kräften zu tun, die alles übertref...