Kapitel 7 (fertig)

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Die Sonne wollte mich aber ärgern und strahlte mitten auf mein Bett. Zuerst wurde mir warm und schließlich lag ich so ,dass sie mich blendete. Ich raffte mich dann entnervt auf und steuerte auf die Küche zu und auf die Kaffeemaschine. Wie schon erwähnt, ohne meinen Kaffee am Morgen konnte ich ziemlich unangenehm werden. Meine Eltern und meine Schwester sind unten bei meinen Großeltern und brunchten dort. Ich liebe Brunch, aber heute hatte ich keine Lust darauf unter lauten Gesprächen, durchdringenden Stimmen und zuletzt noch Wurst und Fleisch zu sitzen. Darum blieb ich oben in unserer Wohnung. Ich fütterte meine Katze Garfield, die wirklich wie Garfield aussah, und schmiss mich nach dem Kaffee und ein bisschen Obst wieder in mein Bett und dachte nach. Wow... Ich hatte die Prüfungen überlebt und hatte nun nichts zu tun. Kein lernen, kein Hausaufgaben machen, gar nichts. Das kannte ich bis hierhin noch gar nicht, denn ich hatte eigentlich immer was zu tun. Ich schaute auf mein Handy, ob mir jemand geantwortet hatte. Zwei SMS. Julez zuerst: Ich fahre! Dann Minas: Warum muss man immer einen Suchtrupp nach Hannah losschicken? Und dahinter war ein Lachsmiley. Wir machten wie letztes mal eine Uhrzeit aus und Julez holte uns ab. Ich bin gespannt das erste mal in dem VW-Bus zu sitzen und damit zu fahren. Julez und ich hatten immer davon geträumt mit einem VW-Bus und unsere sieben Sachen durch die Weltgeschichte zu fahren. Das war unser Traum. Scheinbar unerreichbar, bis hierhin zumindest. Jetzt hatte sie schließlich einen Bus und wir haben nichts zu tun. Naja nichts außer Hannah zu suchen. Mein Handy bimmelte erneut und riss mich damit aus meinen Gedanken. Eine SMS von Hannah. Nun wunderte ich mich und dachte das Rätsel, wo Hannah denn sei, zu lösen. Nope. Es stand kein Hinweis drin, nur dass sie weg ist. Um genauer zu sein stand drin: War 'ne schöne Zeit, doch ich brauche einen Neuanfang. Macht euch keine Sorgen. Keine Sorgen machen? Hat sie noch alle? Ich rief sofort Julez an. „Hallo?“ meldete sich eine schläfrige Stimme am Telefon. „Hey Julez, ich bins Ems, ich dachte du warst schon wach?“ - „Ja war ich auch aber ich bin vorm Fernseh wieder eingepennt. Ist was los?“, fragte sie mich ein wenig besorgt. Ich erzählte es ihr noch nicht, ich wollte ihren Schönheitsschlaf nicht weiter unterbrechen. Ich wartete bis wir uns alle zusammen auf den Weg machten. Hmm... Das war eine blöde Idee, denn wohin sollten wir denn gehen? Ich beschloss beide anzurufen: „Hey, habt ihr was gegen einen Last-Minute Urlaub?“. Ich erklärte ihnen die Situation und sie hörten sich ziemlich verständnisvoll an. Ok... Ich packe meinen Koffer und nimm mit: Meine Lieblings-CD (jaja Retro CD´s, hat mir Julez gezeigt) eine warme Jacke, genug Wechselklamotten und natürlich Versorgung. Für die machte ich mich extra auf den Weg zum Supermarkt. Drei Schachtel Cornflakes (die Ungesüßten), Dosen-Ravioli, ungefähr sieben Stück in verschiedenen Varianten aber fünf davon Vegetarisch, noch andere Dosen-Gerichte und schließlich das Highlight: drei Kilo Äpfel. Ja ich weiß, es scheint nicht sehr spektakulär zu sein, aber Äpfel sind einfach genial. Man kann sie zwischendurch einfach essen und sie machen ziemlich satt. Das brauchen wir bestimmt, denn reich sind wir allemal nicht , um in jedem vorbeigehenden Supermarkt Kaviar und Risotto zu kaufen. Als ich wieder zu Hause ankam, stand Jakob vor der Tür. Das ist jetzt nicht sein Ernst. Ich hatte jetzt keine Zeit für ihn. Jede Minute sind wertvolle Kilometer, die sich Hannah noch weiter entfernt. Ich begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange und er begleitete mich hoch in die Wohnung. Auf dem Weg dorthin erklärte ich ihm das Problem. Ich hetzte von einem Zimmer ins andere um noch ein paar Kleinigkeiten zusammen zu kratzen: Ein riesen- Bottich mit Bodylotion, eine dreier Packung Zahnbürsten, zwei Tuben Zahnpasta und zwei Scheren. Jakob stand während meine Hetzerei still im Flur und versuchte jedes Mal wenn ich an ihm vorbei huschte etwas zu sagen. Doch bevor er etwas sagen konnte verschwand ich im nächsten Zimmer. Als ich meinen Koffer und Handtasche fertig gepackt und im Flur abgestellt hatte sagte ich: „Also... Was wolltest du sagen?“. „Das geht so nicht.“ Was sollte nicht so gehen? Ich schaute ihn fragend an. „Du kannst nicht einfach so mitten im Jahr beschließen weg zu gehen, ohne zu wissen wann du wieder kommst. Das geht so nicht!“. Ich war erstaunt. Und ein wenig verblüfft. „Du kannst nicht gehen.“... - „nicht ohne eine männliche Begleitperson.“ So.. jetzt machte ich große Augen. Ich sah ihn ohne zu blinzeln fragend an und er nickte. Ich habe richtig verstanden. Ich schlang mich um seinen Hals. Was würde wohl Mina und Julez dazu sagen? Ich rief sie gleich mal an um ihnen von der frohen Botschaft zu erzählen. Zumindest war sie für mich froh. Julez stammelte ein wenig am Telefon noch bevor ich es ihr gesagt habe. „Weißt du Ems... Da ist so was. Namens James. Er ist vorhin einfach aufgetaucht und möchte uns unbedingt begleiten. Ich kann ihn einfach nicht loswerden. Genauer gesagt will ich das auch nicht unbedingt, aber...“ sagte sie und mir fiel ein Kiesel vom Herzen. „Julez“, unterbrach ich sie - „Ist Ok, Jakob möchte auch mit!“. Ich konnte im Telefon hören, dass sie das wesentlich erleichterte. Nun musste ich es nur noch Mina sagen. „Hey Mina!“ sprach ich ins Telefon doch sie unterbrach mich. „Ems ich weiß, aber bevor du irgendetwas sagen kannst, muss ich dir beichten, dass Ben mitwill. Unbedingt.“ Ich musste in mich hineinlachen... All die Jahre in denen kein einziger Junge uns auch nur angesehen hatte und nun drei Jungs, die uns nicht mehr von der Seite weichen wollen. Na gut.. Ich hatte nichts daran auszusetzen. Ich machte allen nochmal die Situation und die Reisebegleiter bekannt und Jakob ging noch einmal nach Hause um seine Sachen ebenfalls zu packen. Am Treffpunkt, Julez Vorgarten, trafen wir uns alle, Julez, Mina und Ich, James, Ben und Jakob. Die anderen hatten ebenfalls ihr Gepäck dabei. Insgesamt sechs Koffer, drei Handtaschen, eine große Matratze, ein Zelt und drei Isomatten. Nicht zu vergessen hatte jeder noch einen Schlafsack und ein Kissen. Das sollten wir alle in diesen Bus hineinbekommen?! Wir beschlossen in Julez Wohnung hoch zugehen und nochmal den Inhalt der Koffer zu untersuchen. Wir misteten ein paar Sachen aus. Z.B. Bens Haargel, sowie dazupassendes Haarspray. Oder Julez Hundefutter. Ihr Hund kam ja schließlich nicht mit deshalb fand ich das ziemlich unpassend, doch sie bestand darauf es mitzunehmen. Ein paar T-Shirts und ein paar Hosen von jedem weniger und wir hatten schließlich nur noch vier Koffer. Das Zeug, dass wir nicht mitschleppen wollten, ließen wir in Julez Wohnung. Als wir mit dem Ausmisten fertig waren, lief Julez noch einmal in ihr Schlafzimmer und kam mit eine kleinen Gitarre, einer Ukulele, zurück. Alle schauten sie entgeistert an. „Hey! Wir fahren in einem Hippie-Bus also muss mindestens ein Musikinstrument mitgenommen werden!“ erklärte sie uns. Mina und Ben schmiegten sich aneinander und nickten, als ob sie zusammengeschmolzen wären. Julez grinste nur ein wenig gutgläubig und James blickte sie verliebt an. Jakob und ich saßen Händchen-haltend nebeneinander.

Zu guter Letzt schrieben wir noch einen Fahrplan: Es waren immer drei Vorne und drei hinten im Wagen. Hinten auf der freien Fläche breiteten wir die Matratze aus und im Kofferraum verstauten wir die Koffer. Das Zelt stopften wir unter den Beifahrersitz und die Isomatten quetschten wir gewaltsam unter die hintere Bank. Die Kissen und die Schlafsäcke waren durch den ganzen Bus verteilt. Ein paar im Kofferraum und ein paar lose in der Gegend. Als wir mit vorbereiten fertig waren, fiel uns ein, dass wir außer meinem Essensvorrat nichts da hatten. James und Julez liefen noch einmal in die Wohnung hoch und holten alles einigermaßen lange haltbare Essen runter. Dazu noch ein Sixpack 1,5l Wasserflaschen und verstauten die Sachen in einem kleinen Wandschrank im Bus. Außer die Wasserflaschen, die stellten wir unter das Manurenbrett des Beifahrersitzes. Als wir dann ENDLICH fertig waren mit Planung, Essen, Fahren, und ALLES anderem fing es schon fast an zu dämmern. Die erste Schicht hatten Julez, Mina und James. Jakob, Ben und ich durften uns hinten ausruhen. Ich war schon sehr müde, also breitete ich meinen Schlafsack auf der Matratze im fahrenden Wagen aus und fragte mich wo wir überhaupt hinfuhren. Schließlich wussten wir nicht wohin Hannah hingefahren ist. Ich huschte nach vorne und schaute über Minas Schulter. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, fragte ich die drei. „Ich habe mit meinem Handy die Bushaltestellen durchgeschaut und den Bus mit einem Reiseziel zu einer Raststätte schätze ich mal hat sie genommen. Dahin fahren wir.“ antwortete mir Mina. Sie klang wie so eine M.I.T-Studentin. Ich vertraute ihnen mal und legte mich hinten hin. Jakob schlief schon und Ben versuchte Ukulele zu spielen. Ich kuschelte mich zu Jakob und er fühlte sich so warm und kuschelig an. Ich schlummerte schließlich mit einem Gefühl der Geborgenheit und mit den schrägen Tönen von Ben ein....

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