Über dem Trailerpark hingen schwere Regenwolken. Ich schlug die Autotür zu und sah mich unauffällig um. Außer uns war alles ruhig.
„Der dort wohl.", sagte ich mit gesenkter Stimme und nickte einem dreckig grauen Wohnwagen zu.Joshua folgte mir zur Tür. Der Wind zerrte unseren Haaren. Ich klopfte, eine große Frau mit fahlem Gesicht öffnete uns. Im Mundwinkel hatte sie eine Zigarette hängen.
„Nur ihr zwei?", fragte sie und sah sich verstohlen um.Ich nickte und verlagerte mein Gewicht auf mein anderes Bein.
„Er soll im Auto warten. Nur eine Person."
Ich sah in ihre trüben Augen, wollte etwas erwidern, ließ es aber bleiben. Stattdessen griff ich in meine Hosentasche und zog die Autoschlüssel hervor und reichte sie Joshua. „Mach dich bereit dafür, dass wir von hier verschwinden.", sagte ich mit gesenkter Stimme.
Im Wohnwagen roch es nach Rauch und Essen. Ich schob einen Vorhang beiseite und trat in den hinteren Bereich, der Raum war in freudloses Licht getaucht. Auf dem Bett lag ein Mann.
„Hast du eine Waffe?", fragte er. Ihm fehlten zwei Zähne.
Ich schüttelte den Kopf.„Zuerst will ich das Geld sehen." Ich holte meine Geldbörse hervor und zog die grünen Scheine demonstrativ einige Zentimeter heraus.
Der Mann nickte, setzte sich auf und zog einen Plastiksack gefüllt mit Pillen unter seinem Bett hervor. Er warf ihn mir zu, ich fing ihn auf und betrachtete die gelben Tabletten zwischen meinen Fingern. Auf jede von ihnen waren beidseitig schwarze Smileys gedruckt.
„Zweihundert Stück.", sagte der Mann und musterte mich.
„Wie viel?"
„Tausend Dollar."
„Achthundert."
„Achthundert ist für Freunde."
„Jetzt sind wir Freunde."
Der Mann musterte mich langsam von Kopf bis Fuß. „Ich werde mich nicht wiederholen."
Der Vorhang wurde beiseite geschoben. Ich drehte mich um und blickte direkt in den Lauf einer Schrotflinte.
„Du hast ihn gehört.", sagte die Frau mit dem Finger auf dem Abzug. „Her mit dem Geld und dann verschwinde von hier."
„In Ordnung.", sagte ich und griff abermals nach meiner Geldbörse. Ich warf die Scheine gefaltet auf das Bett vor mir und ließ den Mann nachzählen. Er nickte mir zu und ich ging langsam zurück in die Küche. Die Frau öffnete mir die Tür, ich trat hinaus.
„Arschloch.", sagte sie und wollte die Tür schließen doch bevor sie dazukam, trat ich mit aller Kraft dagegen. Die Tür brach beinahe aus den Angeln als sie gegen die Frau traf und wieder aufflog. Mit einem Sprung war ich im Wohnwagen und stand über ihrem ausgestreckt Körper. Langsam griff sie sich an den Kopf. Blut blieb an ihren Finger kleben. Ich griff nach der Schrotflinte bevor sie es tun konnte.
„Scheiße.", keuchte sie, „Dane."
Mit einer Bewegung riss ich den Vorhang beiseite.
„Dane!"
Der Mann war gerade aufgestanden. „Her mit dem Geld.", sagte ich, den Finger auf dem Abzug. Das Blut war ihm aus dem Gesicht gewichen. „Alice?", fragte er und reckte den Hals, um an mir vorbeizusehen. „Was hast du getan?", fragte er entsetzt.
„Her mit dem Geld!", wiederholte ich, diesmal lauter, aber meine Worte schienen nicht sein Gehirn zu erreichen.
„Kyle?", hörte ich Joshuas Stimme von draußen. „Scheiße, was-„
Ich drehte mich nach links und schlug dem Mann mit der Hinterseite der Waffe ins Gesicht. Er taumelte zwei Schritte nach hinten und viel zu Boden. „Halt das.", sagte ich und gab Joshua die Schrotflinte.
„Scheiße.", sagte er.
Ich warf mich auf den Boden und zog mein Geld unter dem Bett hervor. „Start den Motor." Ich schob es hastig in meine Hosentasche und griff nach einer weiteren Packung Pillen. „Los!"
Joshua rannte hinaus, ich rappelte mich auf und folgte ihm. Als ich mich auf den Rücksitz warf, ließ er den Motor schon aufheulen. In zehn Sekunden hatten wir den Trailerpark verlassen.
☂
„Du bist wahnsinnig geworden.", blaffte Joshua als wir am Waldrand hielten. Er stellte den Motor ab, zog den Schlüssel und riss meine Tür auf. Mein Herz raste immer noch, ich hielt die Pillen umklammert, als wären sie der größte Schatz auf dieser Welt. Joshua griff nach der Waffe und eilte Richtung Wald. Ich warf die Pillen in den Kofferraum und folgte ihm.
„Ich fass' es nicht.", wiederholte er immer wieder, während wir uns durchs Dickicht kämpften. Schließlich blieb er stehen, holte aus und warf die Waffe den Abhang hinunter. Sie rollte einige Meter, riss ein paar Äste mit und kam an einem Baum zum stehen.
„Ich fasse es nicht.", sagte er und drehte sich zu mir. „Du bist ein Trottel."
„Ein erfolgreicher Trottel.", korrigierte ich.
„Was ist eigentlich los mit dir? Bist du heute aufgestanden und hast beschlossen zu sterben?"
„Ich weiß nicht.", sagte ich und fuhr mir durchs Haar. „Ich schätze, ich musste es einfach einmal riskieren, jetzt, solange ich noch nichts zu verlieren habe."
Joshua schüttelte den Kopf und sah zu Boden. „Ich weiß nicht, ob ich dich lieben oder hassen soll. Denkst du der Typ findet uns?"
„Der Junkie? Nein." Ich musste lächeln bei dem Gedanken. Langsam suchten wir uns einen Weg zurück zum Auto.
Joshua öffnete den Kofferraum meines Wagens und sah auf die lächelnden Tabletten hinab. „Wie viel Stück?"
„Achthundert.", sagte ich und wischte mir mit meinem Sweatshirt den Schweiß von der Stirn.
„Achthundert?", seine Miene hellte sich ein wenig auf. „Fuck man."
„Wir expandieren.", sagte ich, „Und in einem Monat habe ich meine eigene Bude."
Joshua klopfte mir auf den Rücken und warf den Kofferraum zu.
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Feel the pain
Teen FictionMit Problemen zuhause hilft es nicht, dass Hannah sich auch noch mit der "Tussengang" an ihrer Schule anlegt. Als auch noch Kyle auftaucht und sie trotz seiner Freundin küsst, gibt es kein zurück mehr. Zu tief steckt Hannah in allem drinnen als Kyl...