15. Ein Lichtstrahl

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Ich stieß die Haustür auf und schleppte mich in die Küche.

"Hallo Tom."

"Wo warst du?"

"Sieh mich an.", ich blieb im Türrahmen stehen und deutete an mir herab.

"Das ist keine Antwort."

"Ich- ich bin in der Schule eine Treppe hintergeflogen. Es hat ein wenig gedauert bis-„

"Ich hatte eine lange Fahrt.", unterbrach mich Tom. "Mutter hat gesagt, es würde Essen auf mich warten, weil du mir etwas kochst. Ich bin scheiß hungrig." Er funkelte mich an.

„Ist sie nicht da?"

Offensichtlich."

"Ist okay, ich mach schnell etwas.", sagte ich hastig bevor die Situation noch eskalierte.

"Nein. Lass es. Wenn du schon zu unfähig bist eine Treppe hinunterzugehen. Geh und mach was mit dir. Wasch das Blut weg.", sagte er und wendete seinen Blick angewidert ab. "Du siehst schrecklich aus."

Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen. Als mir etwas einfiel. „Tom?"

„Hm?"

"Bitte sag Dad nichts."

Hinter mir schloss ich meine Zimmertür ab. Hastig zog ich die Vorhänge zu. Hier war es so schön dunkel und ruhig. Ich lies mich gegen die Tür sinken und schloss meine Augen, alles drehte sich. Mit zusammengezwickten Augen griff ich an meinen Kopf, erst in der Stille meines Zimmers konnte ich das ohrenbetäubende Dröhnen hören.

Mein Gesicht pulsierte und ich wusste, dass es dabei war, anzuschwellen und erst wirklich weh zu tun.

"Jenna.", flüsterte ich, der Ton durchschnitt das Dröhnen in meinem Kopf. Ruhe. Und dann wieder dieses pulsierende Hämmern.

„Patrick."

Ruhe.

„Jakob."

„Kyle."

„Jenna, Patrick, Jakob, Kyle." Ich stoppte kurz. "Dad." „Tom."

Ich schloss meine Augen wieder, die Welt schaukelte friedlich auf und ab.

Kontrolle.

"Jenna. Patrick. Jakob. Kyle. Tom. Dad."

Falsche Reihenfolge.

"Dad." Es war immer Dad.

„Mum."

"Kyle."

„Jenna. Patrick. Jakob. Tom."

Das Dröhnen lies nach.

"Dad-", ich sprang auf und stürzte mit vorgehaltener Hand zur Badezimmertür. Rücksichtslos riss ich sie auf und warf mich über die Kloschüssel. Speichel sammelte sich in meinem Mund und ich spuckte ihn in das klare Wasser unter mir.

Meine Finger krallten sich in das weiße Plastik und ich kotzte einen Strahl Magensäure aus. Augenblicklich wurde das Wasser trüb.

Ich betätigte die Spülung und lies das dreckige Wasser unter die Erde wandern wo ich sie nicht mehr sehen musste. In die Kanalisation zu all dem Mist.

Jetzt weiß ich wo Jenna wohnt.

Ich wusch mir den bitteren Geschmack von Magensäure aus dem Mund. Ein Blick in den Spiegel und ich wusste, dass ich schrecklich aussah. Dunkelbraunes Blut klebte unter meiner Nase und eine dicke schwarz-braune Kruste davon verschloss die klaffende Wunde an meiner Lippe. An meiner Wange prangte ein Zwetschken großer, purpurroter Fleck bei dem ich mir sicher sein konnte, dass er über Nacht die Farbe einer überreifen Pflaume annehmen würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 10, 2021 ⏰

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