11. Der Sturm

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„Vielleicht solltest du heute in der Schule auftauchen.", sagte Joshua.

„Schlechter Moment für schlechte Witze.", erwiderte ich und setzte mich auf die Lehne der Parkbank.

„Besseres zu tun?", fragte Matthew.

„Ich habe immer besseres zu tun." Er sah mich neugierig an. „Willst du's wirklich wissen? Ist er nicht noch ein bisschen zu jung für den Scheiß?", fragte ich und sah Joshua an.

Er schnaufte. „Nur weil du deinen Bruder aus allem raus hältst?"

„Ich will nicht, dass er irgendwann erschossen wird."

„Matthew hält die 9mm besser als du."

Ich lächelte. „Fairer Punkt. Ich geh' und versuch mein Glück bei den Crips, die sind meistens scharf darauf Ecstasy zu kaufen. Und wenn sie mich nicht erschießen und ausrauben, haben wir bis zum Abend Bargeld."

„Und dann?", fragte Matthew.

„Und dann kaufe ich Crack." Er lachte.

„Sei kein Trottel", unterbrach Joshua. „Behalt das Zeug, das ist ein mieses Geschäft. Wenn wir es selber verkaufen, kriegen wir das Doppelte."

„Wenn wir es selber verkaufen müssen wir warten bis Dennis uns wieder in seine Clubs lässt und ich brauch die Kohle jetzt. Zumindest eintausend."

„Wozu?"

„Du weißt wozu."

„Herrgott", sagte Joshua und strich sich eine abstehende blonde Strähne nach hinten. „Schlaf in deinem Auto. Du kannst nicht den Kopf verlieren nur weil du weg willst."

„Ich will nicht einfach nur weg - ich will dieses Arschloch nie wieder sehen.", sagte ich und zog eine Zigarettenschachtel aus meiner Hosentasche.

„Kyle," Joshua sah mir in die Augen. „die werden dich erschießen."

Ich schob mir die Zigarette zwischen die Lippen.

„Ein Monat und du hast das Geld. Leg dich nicht mit ihnen an."

„Ich war nie gut darin."

„Ich weiß.", sagte Joshua.

Der Wind wirbelte meine Haare nach hinten. Ich sah auf meine Uhr 7:48. „Ihr kommt zu spät."

Joshua nickte. „Du solltest vielleicht mal vorbei kommen nach der Schule."

„Wozu?", fragte ich und steckte die Zigarette an.

„Jenna hat wieder Stress."

„Ich hab' keine Zeit für ihre Dramen, sie kann das selber regeln."

„Genau das ist das Problem.", erwiderte Joshua.

Ich musterte ihn und nahm einen Zug. Er nickte mir zu und ging.

„Bis dann.", sagte Matthew und folgte ihm.

Ich blieb noch einige Minuten sitzen und sah in den Himmel ehe ich die Zigarette auf der Parkbank ausdrückte und aufstand. Die Sonne war hinter schwarzen Regenwolken verschwunden.

Feel the painWo Geschichten leben. Entdecke jetzt