Der für immer grinsende Rumtreiber

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Ich blinzelte die Tränen weg, um wieder richtig sehen zu können. Dad sah mich mit seinen silbernen Augen an. „Dad! Fred, hol Hilfe!» Fred rannte los. „Ellie. Ist schon gut. Du hast dein Bestes getan Und das weisst du. Manche Dinge können nicht verhindert werden." Dad's Stimme wurde immer schwächer. Er legte mit letzter Kraft seine Hand auf meinen Bauch. „Gib Mum einen Gruss von mir. Und Harry. Und dem Kleinen hier." Ich lachte auf und meinte leise: „Du weisst doch noch gar nicht, was es wird." „Es wird ein Junge. Sag ihm das. Okay?" „Okay!" „Okay, Ellie." Dad grinste zufrieden. Seine Hand auf meinem Bauch wurde schlaff und fiel auf den Boden. Seine Brust hob und sank nicht mehr und seine Augen, seine wunderbaren Augen, die er an mich weitergegeben hatte, starrten reglos nach oben. Der Glanz, der einst in seinen Augen zu sehen gewesen war, wenn er von seiner Zeit in Hogwarts berichtet hatte und doch nie ganz vergangen war, ist nun endgültig erloschen und wird auch nie wieder zurückkehren. Was für eine Ironie. Den Ort, den er auf der Welt am meisten liebte, hatte ihn umgebracht. Ich schloss seine Augen, damit Dad in Ruhe gehen konnte, und sackte dann in mich zusammen. Ich hörte schnelle Schritte. Dann spürte ich, wie Fred mich in seine Arme nahm und versuchte zu trösten, doch ich weinte immer weiter. Ich schluchzte und heulte noch eine Ewigkeit in Freds Shirt. Ich bemerkte den Heiler, den Fred hergeführt hatte, nicht. Ich hörte nicht einmal Voldemorts Ankündigung, uns eine Stunde Zeit zu geben. Irgendwann schob Fred mich von sich weg und zog mich auf die Füsse. „So kannst du deinen Vater auch nicht zurückholen." Er hatte Recht. Ich schniefte noch einmal und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. «Es tut mir leid»; meinte der Heiler betrübt, doch für mich waren es nur leere Worte. Der Fremde schwenkte seinen Zauberstab und liess meinen Vater vor sich herschweben. Fred lief neben mir und dem Heiler her in die grosse Halle, die als Lazarett fungierte. Der Heiler liess Dad zu den anderen Gefallenen nieder und ging davon, um denen zu helfen, die seine Hilfe noch benötigen konnten. Ich kniete mich neben Dad. Auch Fred kniete sich hin und legte mir einen Arm um die Schultern. Nach und nach fanden immer mehr Weasleys den Weg zu uns. Die sonst so laute und fröhliche Familie gab kein Wort von sich. Sie vergossen ihre Tränen schluchzend. Ob um Dad oder um andere wusste ich nicht. Ich hoffte aber inständig, dass sie um Dad trauerten. Nur um Dad. Als wir die Stimme des dunklen Lords hörten, folgte ich Fred nach draussen. Ich stellte mich zu den restlichen Weasleys in die vorderste Reihe, wo man uns sehr gut sehen konnte. Ich war erschüttert, als Voldemort uns sagte, dass Harry tot sei. Umso mutiger fand ich es, wie Neville, gerade Neville, nach vorne trat, um eine solch emotionale Rede von sich zu geben. Offenbar war der kleine, unscheinbare Junge doch nicht umsonst nach Gryffindor gekommen. Während seiner Rede suchte ich in den Reihen der Todesser nach ihr. Nach dem bekannten Gesicht von Mum. Sie sah mich fragend an und ich wusste, was sie wissen wollte. Ich hörte ihre Frage beinahe schon. Es war nur ein Wort: „Sirius...?" Ich schüttelte traurig den Kopf, worauf sie sich über die Augen strich, als wollte sie Tränen wegwischen. Dann brach der Kampf wieder aus und diesmal kämpfte ich mit viel mehr Motivation. Ich jagte kaltblütig einen Todesser nach dem Nächsten in die Hölle. Ich wollte mich für Sirius und alle anderen rächen, die bei diesem Krieg gestorben waren. Fred gab mir Rückendeckung und ehe ich es mich versah, hatten wir gewonnen. Freudig sprang ich Fred in die Arme und küsste ihn stürmisch. „Wir leben!", rief ich. Fred lachte. Wir liefen zusammen in die grosse Halle, um uns unsere kleinen Wunden versorgen zu lassen und um andere notdürftig zu versorgen. 

LebensentscheidungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt