Kapitel 4 / Veränderungen

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Meine Hand griff nach der Schere und ich drehte mich zum Spiegel. Ich hielte die Schere an meine Haare gerichtet und starrte mein Spiegelbild an, was ich sah war mein verheultes, uninteressantes ich.
Meine Hand zitterte. Ich legte die Schere auf den Rand des Waschbeckens und nahm mich genauer in Betracht.
Ich hatte dunkelblondes Haar dass mittig gescheitelt lag und mir bis zur Hüfte ging. Meine Augenbrauen wirkten ziemlich durchsichtig weil sie Blond waren, ebenso wie meine Wimpern durch die mich meine  Eisblauen Augen anschauten. Meine Haut ist hell, fast so weiß Kreide auch meine Lippen sind ziemlich blass, nicht so kräftig Rot wie bei anderen.

Ich hatte mich selber nie groß betrachtet, mir wurde auch noch nie an den Kopf geworfen das ich hässlich sei.
Meine Figur fand ich ganz ok ich war zwar nicht so mager wie ein Model aber das wollte ich auch nicht. Ich hatte auch keine üppige Oberweite aber das  hatten die meisten in meinem Alter noch nicht.
Ich musste was verändern, mein Typ verändern.
Ich griff wieder zur Schere, packte vorne einen Bündel Haare und schnitt mir einen Pony. Zuerst war er ziemlich schief aber das besserte ich aus. Ich war noch nicht ganz zufrieden. Dann griff ich zu einem Haargummi, warf meinen Kopf nach vorne und knotete meine Haare mittig auf meinem Kopf zusammen.
Es machte Schnapp und bestimmt 30cm von meinem Haar fielen zu Boden.
Ich schaute das Ergebnis im Spiegel an.
Meine Haare fielen Stufig über meine Schultern und gingen mir nur noch knapp bis unter die Brust, über meinen Augenbrauen lag jetzt mein Pony, den ich ganz hübsch fand. Aber das reichte mir noch nicht, ich wollte mehr aus mir machen.

Meine Mutter hatte in ihrem Schrank Unmengen an Kosmetikprodukten. Davon schnappte ich mir ein paar Sachen und benutzte sie.
Ich pinselte mir zum aller ersten mal Make Up ins Gesicht, meine Haut sah viel ebenmäßiger und dunkler aus. Die Augenbrauen malte ich etwas dunkler nach, wodurch sie meinem Gesicht Ausdruck verliehen. Meine Wimpern waren nun nicht mehr durchsichtig, sie waren Schwarz, dadurch stach das Eisige blau meiner Augen richtig hervor. Der Lidstrich wurde ziemlich schief aber das würde ich noch lernen. Ich pinselte einfach einen Lidschatten darüber.
Als ich fertig war musste ich zweimal in den Spiegel schauen, das war doch nicht ich. Die Person im Spiegel sah anders aus, hübscher, weiblicher, erwachsener.

In meinem Zimmer lagen Berge an Klamotten auf dem Boden, ich hatte meinen kompletten Schrank nach schöner Kleidung durchforstet, aber nichts gefunden. Alles war kindlich oder verwaschen, nichts was modisch wäre.
Ich schnappte mir ein paar alte Jeans und schnitt mit der Schere rein.
Zerrissene Jeans hatte ich schon bei einigen gesehen.
Leider hatte ich keine schönen T-Shirts oder Pullover, dagegen musste ich was tun.

Am nächsten morgen stand ich ein bisschen früher auf um mich zu richten. Ich schminkte mich genauso wie den Tag zuvor, da mir das gefiel. Dann zog ich meine zerschnittene Jeans an und wollte mir einen alten Pullover aus meinem Schrank ziehen als mir eine Idee kam.
Ich ging in das Schlafzimmer meiner Eltern und öffnete den Kleiderschrank meiner Mutter, mir stach sofort ein richtig tolles Oberteil in die Augen dass vorne einen Aufdruck hatte der mit funkelnden Steinen besetzt war.
Ich schnappte es mir.

Mit neuem Look machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, dort saßen schon wie jeden Morgen Nancy, Greta und die beiden Jungs. Als ich ihnen näher kam blickte einer der Jungs zu mir, er drehte seinem Kopf zwei mal in meine Richtung als er irgendetwas zu den anderen sagte. Alle 4 Köpfe schwangen zu mir. Ich spürte wie mich ihr blicke durchbohrten und fühlte mich nicht wohl dabei. Wie immer blieb ich mit genug Abstand zu allen stehen.

Ich spürte wie sich hinter mir etwas bewegte, drehte mich aber nicht um.
Mein Blick war auf den Boden gerichtet auf dem ich einen Schatten sehen konnte der immer größer wurde und mir näher kam. Jemand stand jetzt neben mir, ich wagte einen Blick zur Seite und sah Nancy die mich anschaute.
"Schicke Frisur hast du da, sieht gut aus."
Ich wusste nicht ob sie mich verarscht oder es ernst meinte, wieso sollte sie nett zu mir sein? Da ich ihr nicht gleich antwortete verzog sie ihr Gesicht.
"Ähm, ja Danke" sagte ich in der Hoffnung das sie ihre Aussage ernst meinte. Sie grinste und nickte mir zu. Ich verstand nicht warum sie heute Nett zu mir war.
"Komm doch rüber zu uns, du musst nicht immer so weit weg von uns stehen." Sagte sie und ging zurück.
War das ein Trick ? Was hatte sie vor?
Dann ging ihr einfach hinterher und stellte mich mit noch genug Abstand zu allen dazu.
Greta lächelte mir zu und fragte mich
" Und wie gefällt es dir hier zu wohnen? Ihr seid ja erst vor ein paar Monaten hier her gezogen."
Ich war überrascht das sie mit mir sprach.
"Naja, um ehrlich zu sein find ich das Dorf ziemlich klein und man kommt schlecht von hier weg, aber sonst ist es ok."
Alle stimmten mir zu, als dann endlich der Bus kam.
Mich überkam ein gutes Gefühl, ich spürte das dies ein besserer Tag werden würde.

Als ich in der Schule unseren Gang erreichte  saßen viele Schüler auf dem Boden, da die Klassenzimmer heute morgen noch verschlossen waren mussten wir warten bis die Lehrer kamen. Ich setzte mich in die Ecke vor unserem Zimmer und wartete.
Einige meiner Mitschüler saßen auch auf dem Boden schauten zu mir und tuschelten sich dann was zu, wenn ich nur hören könnte was sie sagten. 
Da hier schon ziemlich viele Schüler waren merkte ich gar nicht das neben mir jemand stand, ich blickte an der Person hoch und sah das es Tom war. Er spürte wohl mein Blick und schaute direkt nach unten zu mir, ich sah wie er blinzelte und ein Stück zur Seite schreckte  als sein Blick mich genau studierte.
" Lilie? du, siehst so anders aus, ich habe dich erst gar nicht erkannt." Seine Augen huschten an mir auf und ab.
Ich nickte ihm zu und meinte
"Mal was neues " und zuckte nur mit der Schulter.
In seinem Gesicht bewegte sich etwas, ich wusste nur nicht was es zu bedeuten hatte.
Er rutschte mit dem Rücken die Wand runter und saß jetzt genau neben mir.
" Sieht aber gut aus." Ein Lächeln machte sich auf seinem Mund breit.
Ich lächelte zurück, als ich im Augenwinkel sah wie Mia und Greg in unseren Gang abbogen, Starb mein Lächeln sofort.

Mia kam mit Greg Hand in Hand auf uns zu, sie blickte zu Tom und strahlte. Als ihre Augenpaare mich sahen wirkte sich kurz erschrocken und runzelte ihre Stirn.
Sie ging auf mich zu, bis sie direkt vor mir stehen blieb.
Ihr Blick wurde fies. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und öffnete ihren Mund....

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