Kapitel 6 / Diebstahl

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Die Tatsache, dass Kim ihren Lehrer bedroht hatte, schockte mich.  
Nach 15 Minuten fahrt stiegen wir im Zentrum der Stadt aus und blieben an der Haltestelle stehen. Als der Bus dann weg fuhr bekam ich den ersten Blick auf die Stadt die vor uns lag.

Es waren ziemlich alte Gebäude, teils richtig beschädigte und teils restaurierte.
In den unteren Bereichen der Häuser befanden sich die Einkaufsmöglichkeiten.
Mein Blick erkundete jeden einzelnen Laden.
An der Ecke entdeckte ich eine Bar, sie wirkte ziemlich heruntergekommen. Die Fassade war schmutzig und der Putz bröckelte von den Wänden. Über dem Eingang hingen nur noch ein paar Buchstaben die den Namen der Bar darstellten "S h it's Bar".
Es sollte eigentlich "Schmit's Bar " heißen.
Ich konnte mir vorstellen was dort wohl für Leute rein gingen.
Kim war schon über die Straße gesprungen als sie merkte das ich ihr nicht folgte. Ich war zu gefesselt von der neuen Umgebung.
" Kommst du ? Oder schläfst du im stehen?"
rief sie mir zu. Ihre Stimme lockerten die unsichtbaren Wurzeln die um meine Beine geschlungen waren und ich rannte über die Straße zu ihr.
Sie hakte ihren Arm bei mir ein und führte uns zu einem Bekleidungsgeschäft das direkt vor uns lag.
Als sich die Türen öffneten drang richtig laute Elektromusik durch meine Ohren. Die hellen Spots über den Regalen strahlten auf die Klamotten, dadurch sprangen sie einem sofort ins Auge und man bekam das Gefühl sie sofort kaufen zu müssen.
Ich strahlte vor Begeisterung, denn ich war noch nie alleine Einkaufen.
Meine Mutter brachte mir zwar immer wieder mal was neues mit aber das hier war neu für mich.
Kim hüpfte strahlend zu seinem Ständer mit Oberteilen und zog gekonnt ein paar heiße Stücke raus.
Sie wedelte mit einem Top vor mir her.
" Das würde dir bestimmt gut stehen, komm probiere es mal an."
Ich fand das Top richtig toll, aber als ich den Preis sah bekam ich einen Schreck.
" Das ist aber teuer, ich habe kein Geld dabei." flüsterte ich weil mir das unangenehm war. Trotz der lauten Musik hatte sie mich verstanden und drückte mir das Top in die Hände. " Ist doch egal, probiere es an, wir wollen doch Spaß haben. "

Sie hatte recht.
Wir suchten mir ein paar Teile raus und gingen  gemeinsam zu den Umkleidekabinen.

Es machte richtig Spaß die Sachen
anzuprobieren. Bei jedem Teil das ich Kim zeigte strahlte sie und meinte " Das sieht scharf an dir aus."
Ein paar fand ich ziemlich knapp und durchsichtig, aber Kim gefielen diese am besten. Als ich fertig war wollte ich am liebsten alle kaufen. Der Gedanke daran machte mich traurig weil ich wusste das meine Eltern mir nie soviel Geld geben würden.
Ich wollte gerade aus der Kabine gehen als Kim rein kam. Sie hatte ein verschmitztes Lächeln in ihrem Gesicht.
Sie schnappte sich ein paar Teile und rupfte die Etiketten ab.
Mir stockte der Atem.
" Was machst du da? " und blickte sie erschrocken an.
" Psst, bleib locker." Ihre Augen funkelten. Sie packte ein paar Oberteile in ihren Rucksack und ging aus der Kabine. Ich stand immer noch erschrocken in der Ecke. Warum klaut sie die Klamotten?
Ich konnte mich aus meiner starre befreien und ging aus der Kabine, aber Kim war weg. Mein Blick ging durch den Verkaufsraum aber ich konnte sie nirgends entdecken.
Lässt sie mich jetzt stehen? Mag sie mich jetzt nicht mehr nur weil ich nicht klaue?
Mit gesenkten Kopf ging ich aus dem Geschäft. Verdammt, ich wusste nicht einmal wie ich von hier Nachhause komme.

" Hey, hier bin ich." ich hörte Kim's stimme.
Sie stand mit einem Bein an die Wand gewinkelt an der Ecke von dem Gebäude.
Ich war irgendwie wütend auf sie aber lief trotzdem zu ihr.
" Du warst weg."
" Ja ich wollte schnell raus, sei nicht sauer. Ich habe extra hier auf dich gewartet. Die Oberteile sind alles für dich."
Meine Wut verpuffte etwas.
" Aber warum hast du die Sachen für mich geklaut?" Ich musste es wissen.
" Freu dich doch. Du sagtest du hast kein Geld und ich hatte gesehen wie dir die Sachen gefallen."
Sie zog ihre Schultern unschuldig nach oben.
" Ja okay aber wenn sie uns erwischt hätten?"
" Ach was, ich hab das schon so oft gemacht und mir ist noch nie was passiert." 
Ich schluckte. Kim packte meine Schultern und schüttelte daran " jetzt werd mal locker und komm mit, wir suchen dir noch ein paar schöne Sachen."
Sie hatte recht ich muss etwas lockerer werden, immerhin hatte ich keine Freunde und wollte meine neue Freundin nicht auch noch verlieren. Ich stimmte ihr zu.

Wir gingen von Laden zu Laden und alles was mir gefiel, packte Kim für mich ein. Es klappte jedes mal.
Den nächsten Stop den wir machten war in einem Schuh Geschäft.
Kim probierte High Heels und bei jedem paar das sie am Fuß hatte lief sie den Gang auf und ab, wie bei einer Modenschau. Ich musste lachen weil sie so extrem übertrieb. Ich hatte so viel Spaß wie noch nie.
Als Kim mit ihrer Modenschau fertig war schlenderte ich durch den Laden und schaute mir alle Schuhe an. In der Sportabteilung sah ich dann Chucks, ich schnappte mir meine Größe und testete sie. Ich wollte schon immer gerne Chucks haben aber meine Eltern fanden sie zu teuer.

Kim sprang um dich Ecke und ich stolperte vor Schreck ins Regal und warf alle Kartons um. Wir mussten beide Tränen lachen.
Sie reichte mir ihre Hand und zog mich nach oben. Ich wollte noch schnell die Kartons zurecht stapeln bevor eine Verkäuferin zu uns kam.
Kim bückte sich nach unten, ich dachte sie wollte mir helfen als sie meine alten Schuhe in den leeren Karton von den Chucks steckte, die ich gerade probierte.
" Halt, das sind doch meine."
" Ich weiß, lass einfach die Chucks an.
Hör auf aufzuräumen und komm, wir gehen jetzt. "
Oh Gott, ich würde jetzt selber zum ersten mal klauen.
Ich wurde richtig nervös, es war falsch und gefährlich. Man konnte mir mit Sicherheit meine Nervosität ansehen, als ich zur Türe ging.
Der Alarm ertönte am Ausgang und die Sicherungsantennen blinkten Rot.
Verdammt ich wurde erwischt...

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