Kapitel 19

6 1 0
                                    

Seufzend zwang ich die letzten Schlucke Wasser herunter, bevor ich die recycelte Flasche wieder zuschraubte. Mit jedem Tag wurde es einfacher, mehr zu trinken.

„Und wie gefiel es dir, Isobel?", erkundigt sich Alice, die rechts neben mir saß. Wir waren immer noch die einzigen zwei aktiven Mädchen, hier im Verein. Es wäre sehr schön, wenn sich dies bald ändern würde.

Die Braunhaarige nickte aufgeregt ihren Kopf. „Ja, ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass es so schön und cool wäre. Es ist so viel besser, als das was ich mir vorgestellt habe."

Ich lächelte ihr freundlich zu. In den letzten paar Stunden hatten meine beste Freundin und ich die Chance, sie ein wenig besser kennenzulernen. Und das was wir fanden war perfekt. Ich zumindest habe nichts auszusetzten an ihr. Wir hatten heute eine Menge Spaß, das war alles jedoch nach dem Vorfall mit Doreen...



Es schien, als würde die Zeit stehen bleiben. Das einzige zu vernehmende Geräusch war ein hilfloser Schrei. Ihr Schrei. Wenige Augenblicke nachher, hatte sie sich schon wieder gefasst und kam mit wütenden Schritten auf uns zu. Viele Sekunden zum Vorbereiten blieb uns. Der strenge Blick unseres Kommandanten im Rücken machte es nicht besser.

Als Doreen in eine mir sichtbare Nähe kam, musste ich feststellen dass ich Gesicht nicht trocken gelassen wurde. Ein Tropfen nach dem anderen floss ihr über die Stirn, Nase und Wangen. Ihre Augen sahen jedoch in Ordnung und funktionsfähig aus. Alice schien den gleichen Gedanken zur selben Zeit zu haben.

„Oh je, das tut mir so schrecklich leid! Habe ich deine Augen erwischt, bitte es tut mir leid, hörst du?"

Ihr Blick war voller Mitgefühl und Bedrücken. Es gelang nur ihr, in einer Situation wie dieser, mit Doreen, die ihr einen heftigen Konflikt einbrachte, Mitleid zu haben und helfen zu wollen.

Das Opfer, wenn man sie so nennen wollte, sah allerdings als alles andere als beruhigt aus. Panisch gestikulierte sie mit beiden Händen.

„Ach ja, es tut dir leid? Das kannst du dir den Arsch stecken! Hast du nicht gelernt, wie man richtig mit dem hier umgeht?" Fuchsteufelswild zeigt sie auf den Schlauch. Genau hinter mir konnte ich Schritte vernehmen. Das hieß nichts Gutes.

„Irina, kannst du bitte einmal zur Seite treten?", forderte Mitchel, der Kommandant mich auf. Ich gehorchte rasch. „Hallo, was passiert?", er blickt fragend Alice und mich an. Diese sah selbstbewusst zurück.

„Ich habe die Kontrolle über den Schlauch verloren und sie ausversehen erwischt. Es ist nichts Wichtiges getroffen worden." Damit meint sie wohl ihre Augen, dafür war es aber peinlich genug.

Wäre ich an ihrer Stelle mit dem folgenden Blick bedacht worden, wäre ich umgehend weggerannt, doch nein. Im Gegensatz zu mir hatte sie Stärke und stand in voller Größe.

Ich hatte mich schon auf eine von Mitchels Predigen gefasst, als er lediglich zu Doreen sah und kurz nickte.

„So etwas geschieht nicht noch einmal." Nach diesem Satz drehte er sich auf der Stelle um und verschwand hinter dem großen Feuerwehrfahrzeug.

So ist es ungefähr grob gewesen. Nach diesem Tag trafen wir auf Jonas und Isobel nun täglich vor dem Unterricht bei unseren Spinden. Alice verstand sich extrem gut mit der Brünetten und hatte ihre Telefonnummer. Das konnte sie wahrscheinlich ihrer Offenheit und netten Art verdanken.

Unter uns beiden bin ich schon immer die Schüchterne. Von den Moores hörte man überhaupt nichts. Ich zumindest nicht. Laut Alice hatte sie sich wieder mit Louis einigermaßen vertragen, aber das Eis war noch nicht gebrochen. Das war alles gut so. Die nächsten Tage waren ziemlich stressig.

Honest HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt