Mason Moore.
Gestern habe ich das erste Mal mit ihm gesprochen, seitdem er hier ist. Er ist ein großer, gutaussehender, netter Junge in meinem Alter. Allerdings auch ein Freak, sein ganzes Zimmer ist mit StarWars Postern zugeklebt und letztlich leider auch mein Nachbar. Anfangs schien er ganz normal zu sein. In der Schule hatte er einen relativ guten Start und wurde innerhalb drei Tage Mitglied im Rugby Team. Des weiteren ist er ein kleiner Mädchenschwarm geworden. Ich habe mir ganz fest vorgenommen nicht auch für ihn zu fallen.
Es ist aber ziemlich schwierig ihn nicht zu mögen, wenn er jeden Morgen vor deinem Haus auf dich wartet und mit dir zusammen zur Schule geht und zurück. Ich habe ihn nicht darum gebeten, das kommt ganz vom ihm. In English sitzt er sogar neben mir. Er ist so nett. Aber vielleicht trügt auch nur die äußere Hülle und innerlich ist er ein schreckliches Biest. So war es bei meinem Bruder auch. Conor war alles für mich, ich habe ihm bis zum Ende der Welt und zurück vertraut, hätte alles für ihn getan aber nein. Offensichtlich wurde meine Geschwisterliebe nicht geschätzt, denn er hatte nichts besseres zu tun, als meine Eltern und mich von einen Tag auf den anderen zu verlassen. Das ist einer meiner Gründe, weswegen ich dem anderen Geschlecht nicht mehr glauben, geschweige denn vertrauen kann. Ich bin gerade an meinem Spind und hole meine Bücher für Englisch und Wirtschaft als mich jemand in den Arm kneift. Ich lasse die Schulsachen in meine Tasche fallen und drehe mich zu meinem Angreifer um. War ja klar. Es ist niemand anderes als die Nettigkeit in Person. Ich zupfe meinen dunkelgrünen Rock, der zu dieser hässlichen Schuluniform gehört, zurecht und begrüße ihn.
„Hi Mason. Was hast du jetzt?"
„Freistunde. Du doch eigentlich auch. Was wollen wir machen?", antwortet er. Dazu mit einem strahlenden Lächeln. Ich sag es ja, meine schwer aufgebauten Schutzwände sind kurz davor, zusammenbrechen.
„Ich würde ja gerne rausgehen, aber ich muss noch in Wirtschaft den Essay schreiben. Gestern lief das Finale von X-factor und das musste ich ansehen. Man es ist so schön draußen, aber nein ich muss meine einzige Freistunde damit verbringen zu schreiben.", beschwere ich mich. Ich weis, die Ausrede ist nicht so toll, aber den Tag zuvor hatte ich wirklich keine Lust etwas für die Schule zu tun. Er bewegt mich zur Cafeteria.
„Tja, dann darfst du nicht so faul sein, Irina. Aber keine Sorge, ich bleibe bei dir, dann kann ich dir helfen, falls du mich brauchst." Das ist nett.
„Danke. Hast du eigentlich schon die vier Szenen für Theater gelernt?" Ich blicke zu ihm herauf, denn er ist mindestens einen Kopf größer. Das ist schon außergewöhnlich, denn ich bin auch schon 1,80m. Könnt ihr euch diese Dimensionen jetzt besser vorstellen? Ich hoffe.
„Nein, aber falls du früher fertig wirst, kannst du es dann mit mir durchgehen und Julia spielen? Alleine kann ich mir das nie so gut vorstellen.", erzählt er mir. Ja, wir spielen momentan Romeo und Julia in Theater. Da ist es mein Pech, dass er genau die selben drei Wahlfächer gewählt hat wie ich. Eines davon ist Theater. Ansonsten hab ich nur zwei gemeinsame Fächer mit ihm, Englisch und Biologie.
"Klar. Also ich schreibe jetzt schnell diesen Essay. Du kannst ja Musik hören oder so.", erkläre ich ihm mein Vorhaben. Ich achte gar nicht mehr auf ihn, nachdem wir uns an einen leeren Tisch hingesetzt haben, allerdings bemerke ich mit einem Seitenblick, dass er ein Buch auftauchen lässt.
Nachdem wieder viel zu viel gefühlte Zeit vergangen ist, schließe ich meinen Collegeblock und räume mein Zeug zurück in die Tasche. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, oder? Böses ich! Ich heiße Irina Whelan, bin 17 Jahre alt und absolut abstinent gegen Jungs. Meine einzige Freundin Alice ist heute krank und aus irgendeinem Grund verbringe ich tatsächlich meine Freistunde neben einem Kerl, mit dem ich erst ein einziges Mal geredet habe. Das ist schon seltsam, oder? Ich sehe ihm in die Augen.
"Ich bin fertig. Also, welche Szenen möchtest du noch einmal durchgehen?", frage ich ihn höflich. Seine Mundwinkel zucken zu einem entschuldigenden Lächeln. Tut das eigentlich nicht weh, ständig zu lächeln?
"Nee das ist schon okay. Ich habe den Text ein paar Male gelesen, während du geschrieben hast. Aber ich habe da eine andere Frage. Du sagtest, du hast gestern das Finale von X-factor geschaut?", erkundigt er sich vorsichtig. Mein Blick muss ziemlich überraschend aussehen. Daran erinnert er sich noch? Ich nicke langsam. Irgendwie ahne schlimmes. Fragt mich nicht wieso, aber gleich kommt etwas, was nicht so angenehm sein wird. Darauf verwette ich meine Haare. Man sollte sagen meine Haare sind wunderschön also muss das auch etwas bedeuten.
"Es gibt wesentlich bessere Dinge, die man an einem Bildschirm ansehen kann." Er will doch nicht auf Pornos hinaus, oder? Hoffentlich nicht! Wie als wenn er meine Gedanken gelesen hätte äußert er sich. "Nein das meinte ich nicht. Eher an...StarWars. Genau, das ist mein Deal für dich. Wenn du mit mir StarWars ansiehst, dann tue ich das, worum du mich gestern gebeten hast, also dich nicht mehr "anzustarren". Na was sagst du dazu? Ein kleines Date und wir sind quitt?"
NEIN! Ein wenig zu schnell schüttele ich meinen Kopf. Das kommt gar nicht in Frage! Ich habe mir geschworen, nie diesen Film anzusehen. So soll es auch bleiben. Ich meine so etwas wie einen Hauch von Enttäuschung in seinen Augen für wenige Sekunden gesehen zu haben aber möglicherweise habe ich es mir auch bloß eingebildet. Aber moment, wenn ich es doch tue, dann ist es vorbei. Ein verlockender Gedanke. Lass mich nachdenken....Nein!
"Tut mir leid, aber das mache ich nicht. Ich schätze, dann muss ich eben dein Starren weiter aushalten.", entschuldige ich mich. Mason grinst. Ein wirklich gruseliges Grinsen. So wie ein kranker Pedophiler.
"Oh glaub mir, ich finde schon noch einen Weg, dass du mit mir den Film ansiehst. Du magst zwar stur sein, aber lass mir dir eines sagen. Ich bin weitaus schlimmer, was stur sein betrifft. Wir sehen uns morgen in Theater. Bye Irina." Er küsst mich schnell auf die Wange und verschwindet in einen anderen Flur mit noch mehr Spinden.
Moment. Er hat mich auf die Wange geküsst?! Das ist das erste Mal dass das ein Junge bei mir tut! Ich hätte es nicht zulassen sollen. So ein Mist aber auch! Es ist mir egal, ob ich das letzte Wort habe oder nicht. Lieber Gott, hilf mir bitte die nächsten zwei Wochen gut zu überstehen, denn ich glaube nicht, dass das alles so einfach wird.
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Honest Humans
Novela Juvenil"Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht." - Mahadma Ghandi Oft neigen wir dazu, einfach zu lügen, doch ehrlich sind wir zu uns selbst nur selten. Dies ist so ziemlich auf alle Situationen übertragbar. Mason Moore ist absolut inakzeptabel, une...