Kapitel 7 - Ein Tauchgang voller Erinnerungen

1.1K 40 0
                                    

Am nächsten Morgen weckt mich Levi, indem er mich mit einem nassen Waschlappen abwirft. ,,Guten Morgen Hauptgefreiter!", sage ich verschlafen und mache mich fürs Training fertig. Auf dem Trainingsplatz fangen wir mit dem 3D-Training an und setzen dann mit Nahkampftechniken fort. Anschließend jogge ich 70 Runden, um meine Kondition zu verbessern. Bei der 60. Runde gesellt sich Levi dazu. Ich verkneife mir einen Kommentar und akzeptiere einfach seine Anwesenheit. Sein Bein scheint recht gut verheilt zu sein, weshalb er das Tempo problemlos erhöht. Die restlichen Runden bringen wir in kurzer Zeit hinter uns.

Nach der letzten Runde stütze ich meine Arme auf meinen Knien ab und hole tief Luft. ,,Was soll ich jetzt machen?", frage ich ihn leicht erschöpft. ,,Nichts. Du ruhst dich aus und wartest auf Kommandant Erwin.", antwortet Levi monoton. ,,Was? Wieso trainiere ich nicht mit Ihnen und Eren?", frage ich leicht enttäuscht. ,,Eren ist noch nicht so weit wie du, deshalb klappt ein gemeinsames Training noch nicht. Ich habe mit ihm genügend Probleme, da kann ich mich nicht noch um dich kümmern. Du erhältst also ein Spezialtraining von Kommandant Erwin!", erklärt Levi und putzt seine Hände mit seinem Halstuch. ,,Verstehe. Heißt das, dass unser morgendliches Spezialtraining ebenfalls wegfällt?", frage ich trauriger als ich es zulassen wollte. ,,Davon war nie die Rede. Das bleibt weiterhin bestehen, vorausgesetzt du willst es noch. Es ist deine Entscheidung!", antwortet er gelangweilt. ,,Auf jeden Fall!", sage ich fest entschlossen. ,,Tch.", gibt er als einzigen Kommentar und geht mit mir zu Kommandant Erwin der mittlerweile, wie die anderen Soldaten, auf dem Platz angekommen ist.

,,Guten Morgen, Serena! Hauptgefreiter Levi müsste dich bereits darüber in Kenntnis gesetzt haben, dass ich dich vorerst trainieren werde. Es wird ein speziell auf dich zugeschnittenes Training sein, also werden wir viel Zeit investieren. Es wird ein schwieriges und ausdauerndes Training, aber es wird sich lohnen. Bist du bereit?", fragt Kommandant Erwin nach der kurzen Einführung. Ich nicke zustimmend, obwohl ich ein mulmiges Gefühl habe. ,,Gut, dann hol dein Pferd. Wir werden in zwei Tagen zurückkehren!", fügt der Kommandant emotionslos hinzu. Was?! Das kann doch nicht sein Ernst sein. ,,Levi, wie besprochen wirst du das Training fortführen!", gibt Kommandant Erwin als Anweisung. ,,Verstanden...Serena, ich werde dich begleiten!", sagt Levi bestimmend und geht vor. Er scheint wohl nicht von der Idee begeistert zu sein.

Er füllt mein Gas auf, während ich mein Pferd sattele. ,,Danke für Ihre Unterstützung, Hauptgefreiter Levi.", bedanke ich mich. Er tritt einen Schritt näher und lehnt sich etwas vor, so dass unsere Gesichter sich ziemlich nahe kommen. ,,Sei vorsichtig, hörst du?", sagt Levi mit ruhiger Stimme und bindet mir sein Halstuch um. ,,Keine Sorge, so schnell werden Sie mich nicht los. Genießen Sie die Ruhe, sie wird nicht lange anhalten.", antworte ich aufbauend. Er sieht mich geistesabwesend an. Ich lege meine Hand an seine Wange um ihn aus seinen Gedanken zu reißen und sehe ihm direkt in die Augen. ,,Der Einzige der mich überwältigen kann sind Sie, also gibt es keinen Grund zur Sorge!", sage ich mit einem herzerweichenden Lächeln, bevor ich auf mein Pferd steige. ,,Das wird noch ein Nachspiel haben, wenn du wieder zurück bist!", antwortet er emotionslos und geht mit mir zu den Anderen zurück. ,,Ich bin bereit für das Training!", sage ich und sehe zu Kommandant Erwin. ,,Gut, dann reiten wir los!" Daraufhin reitet der Kommandant los. ,,Wir sehen uns dann!", verabschiede ich mich knapp von Eren und Levi und reite hinterher.

Wir reiten eine ganze Weile südlich. ,,In den nächsten zwei Tagen werden wir völlig auf uns allein gestellt sein. Wir werden gegeneinander kämpfen und uns unseren Weg zu unserem Schlafquartier bahnen. Es gibt keine Garantie, dass wir beide lebendig zurückkehren. Nur unter solchen Voraussetzungen können wir dein volles Potenzial ausschöpfen!", erklärt er, während wir nebeneinander reiten. ,,Wo ist unser erstes Ziel?", frage ich. ,,Etwa 20km von hier entfernt. Es ist ein Wald mit Holzhütten. Dort werden wir heute übernachten. Zuerst müssen wir unser Abendessen erlegen!", antwortet er, bevor wir den Rest der Strecke hinter uns bringen. Recht am Anfang des Waldes finden wir die erste Holzhütte und steigen von unseren Pferden ab. ,,Wir lassen die Pferde hier. Dein 3D-Manöver-Aparat wirst du nur im Notfall benutzen. Zum Jagen verwendest du entweder dein Messer oder Pfeil und Bogen. Es wird bald dunkel, also solltest du dich beeilen etwas zu fangen!", sagt Kommandant Erwin und folgt mir in den Wald. Nach einer Stunde entdecke ich ein Reh. Ich lege mich auf einen Fels und spanne die Sehne meines Bogens ehe ich den Pfeil loslasse. Der Pfeil trifft das Tier in den Hals, woraufhin es zu Boden fällt.  Mit schlechtem Gewissen komme ich aus meinem Versteck hervor und betrachte das Tier. ,,Guter Treffer!", kommentiert Kommandant Erwin und trägt es zur Holzhütte. Ich häute und schneide das Fleisch, das wir für die Mahlzeit brauchen, aus dem leblosen Körper. Innerlich ringe ich mit meinem Gewissen das Tier für meinen Hunger getötet zu haben. Wohlwissend dass ich die Kräfte für die nächsten Tage brauche, verarbeite ich das Fleisch zu einer Mahlzeit.

Harte Schale, weicher Kern! - Levi Ackermann FF :3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt