Kapitel 1

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Kapitel 1 – Strand

„Das Wasser ist super, Luna! Komm schon.", versucht mich Arya, meine beste und gleichzeitig auch einzige, richtige Freundin, zu motivieren zu ihr ins Wasser zu kommen. Ich zögere und sehe unsicher zu ihr. Das Wasser ist ziemlich warm, die Wellen nicht zu hoch und die Sonne wärmt auch genug. Doch trotzdem zögere ich.

„Arya, ich weiß nicht.", meine ich laut genug, dass sie es hören kann, sonst aber niemand anderes, schließlich habe ich nicht wirklich Lust, dass mich der komplette Strand ansieht. Eigentlich sollte ich es langsam gewohnt sein, doch trotzdem fühle ich mich noch unwohl dabei, wenn ich zu viel Aufmerksamkeit bekomme, denn normalerweise folgen daraufhin immer nur Beleidigungen.

„Komm schon. Wovor hast du denn Angst?", fragt sie nur und schwimmt etwas näher an den Strand, damit sie nicht mehr so herumschreien muss. Kurz verziehe ich das Gesicht. Vielleicht davor, dass mich Hoseoks Freunde wieder verspotten und mir sagen, wie fett ich doch bin.

Hoseok, mein Bruder, ist mit seinen Freunden ebenfalls hier am Strand. Auch, wenn ich glaube, dass sie nur hier sind um die Mädels zu begaffen, denn was Anderes machen sie nicht, seit sie hier angekommen sind. So, wie eigentlich immer. Hoseok und seine Freunde Jimin, Jin, Taehyung, Yoongi, Jungkook und Namjoon sind die typischen Badboys. Partys, Weiber und denken sie wären sonst was für eine Nummer. Ich werde wirklich niemals verstehen, wie Yoongi mein bester Freund, immer mit ihnen abhängen kann, aber das ist schließlich seine Sache. Auch, wenn mir Arya manchmal etwas leidtut, denn sie ist hoffnungslos in ihn verknallt. Und das so richtig. Manchmal glaube ich, dass Yoongi auch in sie verliebt ist, doch dann macht er wieder irgendeine dumme Aktion, sodass ich Arya trösten muss und danach an seinem Gehirn zweifele. Mittlerweile habe ich es schon aufgegeben die beiden verkuppeln zu wollen, da kann ich meine Energie auch auf etwas anderes verschwinden, was am Ende wahrscheinlich sogar noch besser klappen würde. Bevor ich noch dafür sorge, dass meine beste Freundin einem Typen näher kommt, der anscheinend gerne mit ihren Gefühlen spielt.

Als ich kurz zu den anderen sehe, die etwas weiter von uns entfernt liegen und laut Musik hören, trifft mein Blick auf den meines Bruders, der mich fragend ansieht. Natürlich, er fragt sich, wieso ich nicht schwimmen gehen will, er weiß schließlich, dass ich es liebe zu schwimmen seit ich klein bin. Ich versuche ihm mit einem Blick zu verstehen zu geben, dass ich keinen Bock auf die dummen Kommentare seiner Freunde habe, doch er scheint nicht mal ansatzweise zu bemerken, was ich von ihm will. Als Arya erneut meinen Namen ruft verdrehe ich die Augen, nehme mein bisschen Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, das ich noch habe, zusammen und stehe auf. Natürlich bemerke ich, dass die anderen mich ansehen, doch ich versuche es einfach nur zu ignorieren. Als ein dummer Kommentar zu meinen Oberschenkeln kommt verkneife ich es mir, mich zu wehren, ich weiß wohin das führen wird und danke Yoongi innerlich, dass er die anderen deshalb anmeckert. Ich finde es immer wieder süß, wenn mich Yoongi verteidigt, auch, wenn das eigentlich die Aufgabe meines Bruders wäre. Allerdings habe ich ihm mal gesagt, dass er aufhören soll die Jungs wegen jedem kleinen Spruch anzumeckern, ich habe keine Lust, dass die sich wegen mir auch noch streiten. Es war schon immer so: Die Jungs hassen mich und ich hasse sie.

„Ganz ehrlich, Hoseok. Ich glaube immer noch nicht, dass du mit der verwandt bist. Die ist so eine Streberin.", ertönt ein abfälliger Kommentar von Jin und ich kneife die Augen zusammen. Wenigstens muss ich mein eigenes Ego nicht damit aufwerten andere fertig zu machen. Langsam wate ich in das Wasser und als es tief genug ist, tauche ich mit einem Kopfsprung einfach in das Wasser. Ich tauche mehrere Meter weit und freue mich innerlich total, dass ich noch so lange die Luft anhalten kann, das war das Rettungsschwimmer-Training, das ich als Kind besucht habe, und schwimme weiter. Als mir langsam die Luft ausgeht, tauche ich wieder auf und sehe Arya, bestimmt 20 Meter von mir entfernt im flachen Wasser stehen. Ich dagegen bin so weit heraus geschwommen, dass ich hier gar nicht mehr stehen kann. Also schwimme ich wieder etwas zu ihr zurück und lege mich dann auf den Rücken um mich treiben zu lassen.

„Wieso wolltest du denn erst nicht schwimmen?", ertönt ihre sanfte Stimme neben mir und ich mache die Augen gar nicht erst auf, als ich ihr antworte.

„Ich hatte keine Lust darauf, dass Hoseoks Bande von Affen mir wieder irgendwelche Kommentare hinterher ruft.", antworte ich ihr und öffne die Augen dann doch.

„Wieso sollten sie? Und selbst wenn, hör nicht auf die. Du bist toll, so, wie du bist.", sagt sie und lächelt mich an. Ich weiß, dass sie es ernst meint, aber wenn die jahrelang etwas Anderes gesagt wird, dann wird es schwer, das zu glauben.

„Danke.", murmele ich aber nur und schwimme ein wenig umher.

„Freust du dich schon wieder auf die Schule?", fragt sie mich dann und beginnt schallend zu lachen, als sie meinen Blick sieht. Auch wenn ich in der Schule gute Noten bekomme, ich hasse sie abgrundtief. Ich werde gemobbt und verbringe meine Pausen immer alleine. Auch, wenn ich mir vorgenommen habe, ab morgen etwas daran zu ändern und nicht immer alles hinzunehmen, so wie es ist, wird das wahrscheinlich trotzdem nichts ändern. Aber vielleicht kann ich den anderen so zeigen, dass es nicht in Ordnung ist, was sie machen und ihnen klar machen, dass ich mir das nicht mehr länger gefallen lassen will. Ein ganz neues Ich, das ist der Plan.

„Tut mir leid, die Frage war dumm.", lacht Arya weiter und ich verdrehe die Augen, dann spritze ich ihr eine gewaltige Ladung Wasser ins Gesicht und beginne zu lachen, als sie mich wütend ansieht.

„Ich hasse dich.", sagt sie dann und bringt mich damit noch mehr zum Lachen.

„Aber sicherlich doch.", meine ich nur und sehe auf meine Armbanduhr, die zum Glück wasserdicht ist.

„Es wird langsam spät, lass uns Yoongi fragen, ob er uns nach Hause fährt.", teile ich ihr dann mit und auch sie nickt, als sie einen Blick auf meine Armbanduhr geworfen hat. Gemeinsam schwimmen wir wieder an den Strand zurück und gehen dann zu unseren Sachen. Innerhalb weniger Minuten haben wir alles zusammen gepackt und ich ziehe mir schnell ein knielanges Kleid über meinen Bikini, damit ich mir keine blöden Kommentare anhören muss. Dann setze ich mir meine Nerdbrille auf und wir gehen zu den Jungs. Als wir vor ihnen stehen sehen uns alle an, manche verdrehen die Augen.

„Das Kleid macht es auch nicht besser.", murmelt Jin und ich werfe ihm einen giftigen Blick zu, nicht wissend, woher mein plötzliches Selbstbewusstsein kommt.

„Yoongi, kannst du uns nach Hause fahren?", fragt Arya und Yoongi sieht sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Yoongi hatte uns auch mit hier her genommen, weshalb wir eigentlich auch davon ausgehen, dass er uns wieder nach Hause fährt.

„Wieso?", fragt er dann. Ich verdrehe die Augen, bei seinem armseligen Versuch lustig zu sein.

„Weil wir nach Hause wollen.", sagt Arya, aber auch sie ist schon etwas genervter als eben noch. Ich an ihrer Stelle hätte auf diese Frage gar nicht erst geantwortet.

„Ich habe keine Lust schon zu gehen. Namjoon wollte eh gerade fahren, soll er euch mitnehmen.", antwortet Yoongi dann nur und setzt sich seine Sonnenbrille auf, die er am Anfang unseres Gespräches abgenommen hatte, dann lehnt er sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen nach hinten. Na danke schön, du Penner. Und so was nenne ich meinen besten Freund.

„Sagst du Mum bitte Bescheid, dass ich später komme?", fragt mich Hoseok dann noch und ich sehe fragend zu ihm.

„Wieso, was machst du noch?", frage ich.

„Das geht dich einen Scheiß an und jetzt verpiss dich.", grummelt Jimin plötzlich und ich verkneife mir einen Kommentar, dann verdrehe ich die Augen und sehe zu Namjoon.

„Okay, gehen wir.", sagt Namjoon dann und steht auf, schnappt sich seine Sachen und verabschiedet sich von seinen Freunden. Dann gehen wir gemeinsam zu seinem Auto.

Personal Hell || Park JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt