Kapitel 22

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Kapitel 22 – Pizza

Als ich dieses Mal vor Jimins Haustür stehe, ist es komplett freiwillig, doch trotzdem fühle ich mich ziemlich unwohl dabei, denn wenn ich an seinen Vater denke, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. Als ich klingele höre ich kurz Geschrei, dann jemanden näher kommen. Als sich die Tür öffnet, strahlt mir Daesung entgegen.

„Hallo, Luna!", ruft er fröhlich und ich begrüße ihn ebenfalls, dann betrete ich die Wohnung und ziehe mir Schuhe und Jacke aus, meinen Rucksack stelle ich erst mal an die Seite.

„Keine Sorge, unser Vater ist nicht da. Weißt du, Luna, Jimin und ich, wir sind eigentlich fast immer alleine... aber das ist nicht schlimm, weil Jimin viel besser ist, als unser Vater. Der behandelt uns nicht gut, und wenn wir was Schlimmes machen, dann haut er uns.", sagt er, als er gesehen hatte, dass ich mich vorsichtig umschaue. Als er mir das sagt erstarre ich. Auch, wenn er das Ganze in einer eigentlich kindlichen Sprache erzählt, ist die Botschaft mehr als nur deutlich: Jimins Vater schlägt die beiden. Gerade als ich darauf etwas erwidern will, greift Daesung nach meiner Hand und zieht mich mit Begeisterung in die Küche, wo ich Jimin entdecke, von oben bis unten mit Mehl befleckt. Sofort beginne ich zu lachen und ernte deshalb einen grimmigen Blick des Älteren.

„Hey, Jimin. Nettes Outfit. Diese Flecken sehen toll aus, ist das jetzt ein Trend?", begrüße ich ihn. Jimin blickt noch grimmiger drein, als vorher schon, dann schmeißt er plötzlich nach mir und ehe ich mich versehe ist mein schwarzes T-Shirt mit Mehl befleckt. Empört sehe ich ihn an.

„Park Jimin!", gespielt böse schaue ich ihn an, allerdings scheint ihn das in keinster Art und Weise zu beeindrucken, denn er grinst nur blöd vor sich hin.

„Also... ich wollte eigentlich Pizza zum Mittag machen. Und weil heute ja Sonntag ist, hat nichts mehr auf... deshalb wollte ich den Teig selber machen... aber irgendwie...", bemerkt er dann und ich weiß schon was jetzt kommen wird.

„Mach Platz und fang an irgendwelches Gemüse zu schneiden.", grinse ich nur, schiebe ihn leicht zur Seite und wasche mir dann die Hände, anschließend beginne ich den Pizzateig zu kneten und ignoriere dabei völlig, dass Jimin nicht, wie ich ihm gesagt habe, das Gemüse schneidet. Denn als ich mich umdrehe, sehe ich, dass er gerade Fotos von mir macht.

„Oh Gott, hör auf Fotos von mir zu machen.", beginne ich zu lachen. Jimin denkt gar nicht erst daran aufzuhören, sondern macht nur fröhlich weiter.

„Wir brauchen schließlich Beweisfotos...", verteidigt er sich dann und steckt sein Handy wieder weg, dann schneidet er mit Daesung das Gemüse.

Etwa eine dreiviertel Stunde später essen wir und waschen die Sachen dann alle ab, bevor wir uns von Daesung verabschieden und in Jimins Zimmer gehen.

„Park Jimin, du schuldest mir saubere Klamotten.", meine ich dann nur und sein Blick gleitet an mir herunter.

„Ich glaube das tue ich, stimmt.", bestätigt er dann und beginnt in seinem verhältnismäßig großem Kleiderschrank zu kramen. Dann schmeißt er mir einen schwarzen Hoodie und eine Jogginghose zu. Dankbar fange ich sie und gehe dann ins Bad um mich umzuziehen. Schon in dem Moment, wo ich den Hoodie das erste Mal anziehe, stelle ich fest, dass ich ihn am liebsten nie wieder ausziehen möchte. Nicht nur, dass er total weich und bequem ist, nein, er riecht auch nach Jimin. Bei meinen Gedanken lasse ich mich auf den Klodeckel sinken und vergrabe das Gesicht in den Händen. Luna, kann es sein, dass du Park Jimin ein wenig mehr zugetan bist, als es gut für dich ist? Mein Bruder würde mich umbringen – und ihn gleich mit. Schnell verdränge ich diesen Gedanken und verlasse dann das Badezimmer, und schnappe mir meinen Rucksack, den ich vorhin mit hochgenommen habe und krame meine Sachen für das Projekt heraus. Jimin hat sich in der Zwischenzeit auch umgezogen und wir setzen uns auf das Bett. Ich nehme mir einen Moment und besehe mir sein Zimmer das erste Mal, letztes Mal habe ich nicht wirklich darauf geachtet. Schnell stelle ich fest, dass es ziemlich ordentlich ist.

„Luna? Bevor wir mit dem Projekt weiter machen, habe ich noch etwas für dich.", sagt Jimin plötzlich, als ich gerade dabei bin meinen Block zu durchsuchen. Ich halte inne und sehe fragend zu ihm. Er lehnt sich zu seinem Schreibtisch und holt ein kleines Päckchen hervor, welches er mir dann in die Hand drückt. Ich sehe ihn noch einen Moment lang skeptisch an, doch sein auffordernder Blick begegnet mir und ich beginne das Geschenkpapier abzumachen. Hat er das selber eingepackt? Das ist so ordentlich... Ich reiße das Geschenkpapier vorsichtig ab und ziehe ein Buch heraus. Als ich den Titel sehe, mache ich große Augen. Es ist das Buch, das Dalika zerstört hatte.

„Ich habe ein bisschen gebraucht um es zu finden, aber vorgestern hatte mir Namjoon einen Tipp gegeben, wo er immer seine gebrauchten Bücher kauft.", erklärt er mir und ich beginne zu grinsen, dann falle ich ihm in die Arme.

„Danke, Jimin!", grinse ich und will ihn gerade loslassen, weil er die Umarmung nicht erwidert, als er seine Arme um mich schlingt.

„Gerne."

*

„Jimin? Kann ich dich etwas fragen? Es ist sehr persönlich, und es kann sein, dass du dich dadurch angegriffen fühlst. Aber diese Frage beschäftigt mich schon länger.", beginne ich abends, als wir unsere Sachen von dem Projekt weggepackt haben und noch auf seinem Bett sitzen. Wir waren heute ziemlich gut voran gekommen und sind eigentlich so gut wie fertig mit unserem Vortrag.

„Dann frag.", fordert Jimin mich auf und ich zögere trotzdem einen Moment, dann allerdings sehe ich Jimin an und stelle meine Frage.

„Wieso seid ihr alle plötzlich so nett? Besonders Jin und du?", frage ich ihn dann und will ihm am liebsten gar nicht in die Augen sehen, denn ich kann mir seine Reaktion auf diese Frage schon gut vorstellen.

„Ich weiß echt nicht wie ich dir das erklären soll... wenn wir so gemein zu dir waren, dann haben wir in dir nicht Luna gesehen, sondern das Mädchen, das wir leicht ärgern konnten. Und dann haben wir dich kennengelernt und plötzlich warst du Luna...", erklärt er und ich sehe ihn einen Moment lang irritiert an, dann allerdings verstehe ich was er meint.

„Das heißt ihr wart einfach so scheiße, weil ihr gemerkt habt, dass ich ein einfaches Ziel bin, ohne euch auch nur ein mal zu fragen wieso ich so bin, wie ich bin. Das ist ziemlich oberflächlich.", stelle ich fest und Jimin weicht meinem Blick aus.

„Ich weiß, Luna. Und glaub mir, ich bereue es. Und ich bereue es auch, dass wir dir dein Schulleben zerstört haben. Und ich bereue es auch, dass wir selber dafür gesorgt haben, dass wir jetzt nicht zu dir stehen können, weil wir der ganzen Schule klargemacht haben, dass man uncool ist, wenn man mit dir abhängt.", antwortet er mir und ich verziehe das Gesicht.

„Namjoon war es auch egal."

„Namjoon war auch derjenige der uns an Sakura und Luhan erinnert hat, woraufhin wir eingesehen haben, dass wir was ändern müssen."

„Das sieht ihm ähnlich... wieso könnt ihr nicht alle so vernünftig wie er sein?" Ich lehne mich zurück und entspanne mich.

„Vielleicht ist er auch einfach nur reifer als wir alle.", äußert Jimin und ich sehe ihn an.

„Daran könnte es liegen, ja."

„Aber glaub mir, Luna. Ich versuche mich zu bessern.", fügt er dann noch hinzu und ich ziehe eine Augenbraue hoch.

„Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen, Jimin.", sage ich dann.

„Ich möchte aber. Es ist mir wichtig, was du über mich denkst."

Ich lächele.

Personal Hell || Park JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt