Kapitel 7 – „Ich fahre dich nach Hause"
Frustriert schmeiße ich mein Bild in den Mülleimer. Ich bekomme es einfach nicht hin ein halbwegs erträgliches Bild zu zeichnen und dass, obwohl ich es liebe zu zeichnen. Alles was ich im Moment in meinen Kopf bekomme ist, dass ich mit Jimin, mit fucking Park Jimin einen Vortrag halten soll. Andere würden es wahrscheinlich mit Freude akzeptieren, für mich ist es eher eine Strafe. Was bitteschön hatte ich getan, dass ich das verdient habe?!
Ich nehme mir ein neues Blatt und starte den nächsten Versuch irgendwas erträgliches auf mein Blatt zu bringen, doch auch dieses mal ist mein Bild gezeichnet von falschen Strichen, groben Kanten und falschen Proportionen. Erneut knülle ich genervt mein Blatt zusammen und schmeiße es in den Mülleimer, so wie die anderen zwei Versuche, die ich zuvor gezeichnet habe, auch.
„Alles in Ordnung, Luna?", ertönt die Stimme meines Kunstlehrers vor mir und ich sehe auf. Ich hatte eigentlich gehofft, dass er mich nicht bemerkt, denn ich habe keine Lust darauf, dass er mich fragt, was los ist. Denn ich weiß ganz genau, dass ich mich ihm anvertrauen würde, allerdings habe ich mir auch vorgenommen, heute kein Wort mehr über dieses blöde Projekt zu verlieren.
„Ja... hab gerade nur eine... Blockade. Nicht der Rede wert.", antworte ich ihm und zwinge mich zu einem Lächeln.
„Ich habe von eurem Projekt gehört. Bist du unglücklich mit deinem Partner?" Ich sehe auf, als er das fragt. Kann er Gedanken lesen? Sollte ich ihm wirklich erzählen, dass ich fast schon Angst davor habe, mit Park Jimin dieses Projekt zu machen, oder sollte ich einfach meine Klappe halten?
„Ich muss das Projekt mit Park Jimin machen.", erkläre ich ihm dann und er sieht mich überrascht an.
„Und wo liegt das Problem? Jimin ist ein toller Junge, sehr begabt der Gute.", Mr. Choi sieht mich leicht irritiert an, so, wie ich ihn jetzt wahrscheinlich ebenfalls anschaue.
„Sagen wir einfach, dass Jimin und ich nicht die besten Freunde sind.", gebe ich darauf nur zurück und hoffe, dass er das jetzt nicht falsch versteht.
„Ich kann es mir vorstellen, Luna. Jimin ist schließlich komplett anders als du. Aber ist dein Bruder nicht so gut mit ihm befreundet?", fragt er dann und ich schmunzele. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel dieser Lehrer im Vergleich zu den anderen, von uns weiß.
„Ja, das stimmt... das ist für mich aber noch lange kein Grund, dass ich Jimin mögen muss. Und für ihn scheinbar auch nicht, so, wie er mich immer behandelt.", gebe ich nur zurück und realisiere gar nicht richtig, dass ich nebenbei am Zeichnen bin – das beste Bild, dass ich heute zu Stande bringe.
„Weißt du, Luna. Ich hatte am Anfang auch so meine Schwierigkeiten mit Jimin. Ich habe mich gefragt, was er in meinem Unterricht will, schließlich hat er nie den Einruck gemacht, als würde er in irgendeiner Art und Weise Interesse an Kunst zeigen. Und dann hat er irgendwann angefangen zu zeichnen und ich war fasziniert, dass so jemand etwas so gefühlvolles auf sein Blatt bringen konnte. Das Bild, das du immer anstarrst, wenn dir die Ideen für deine Bilder fehlen, kommt von ihm." Als er das sagt sehe ich zu dem besagten Bild und kann mir nicht wirklich vorstellen, dass es wirklich von Jimin ist.
Ich halte kurz inne, dann sehe ich zu ihm. Natürlich hatte ich die Botschaft hinter seinen Worten verstanden: Ich solle versuchen mich auf Jimin einzulassen, sodass ich am Ende vielleicht auch eine andere Seite von ihm kennenlernen kann.
„Danke, für ihren Rat. Ich werd's versuchen.", lächele ich ihn an und konzentriere mich dann wieder auf mein Bild.
„Und wenn was ist, dann komm einfach zu mir, ja?", fragt er und ich nicke, dann lässt er mich wieder alleine. Mr. Choi, mein Kunstlehrer ist toll. Er ist so ziemlich der einzige Lehrer, der mich duzt, was wahrscheinlich aber auch nur kommt, weil ich einen Kunst-Zusatzkurs bei ihm belegt habe, weil ich Kunst so seht liebe. Das ist auch der Grund, dass ich jetzt noch in der Schule hocke.
Als es klingelt, packe ich langsam meine Sachen zusammen, verabschiede mich von Mr. Choi und gehe dann noch kurz zu meinem Schließfach. Beziehungsweise ich will es, bis ich die Gestalt sehe, die davor gelehnt steht. Dann entsinne ich mich aber eines besseren, setze meinen Weg ungehindert fort und packe meine Sachen in mein Schließfach, ohne, dass ich Jimin beachte, der immer noch an die Schließfächer gelehnt neben mir steht.
„Bekomme ich keinen Begrüßungskuss?", fragt Jimin mich und ich knalle meine Schließfachtür zu.
„Du kannst eine Begrüßungsfaust haben. In dein Gesicht.", antworte ich nur und laufe los. Dabei ignoriere ich Jimin, welcher leise lacht.
„Was willst du?", frage ich ihn dann, als ich spüre, dass er neben mir langläuft. Ich bemerke, wie mir sein Parfüm in die Nase steigt. Gott, wenn sein Charakter doch nur so wäre, wie sein Parfüm...
„Ich fahre dich nach Hause.", erklärt er mir, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
„Ganz sicherlich nicht.", schnaube ich und trete aus dem Schulgebäude heraus.
„Ganz sicher doch.", nickt Jimin nur und weicht immer noch nicht von meiner Seite.
„Ist das ein Vorwand um mich in dein Auto zu locken, dass du dann gegen den nächsten Baum fahren kannst und ich mit dir drauf gehe?", skeptisch hebe ich eine Augenbraue und bringe Jimin damit zum Grinsen, wieso auch immer. Was ist mit dem los? Sonst guckt der mich auch immer so verachtend an.
„Tue uns beiden den Gefallen und lass dich von mir nach Hause fahren. Das erspart uns beiden jetzt hier erst mal Zeit und zweitens erspart es uns beiden Ärger mit deinem Bruder, der mich dazu gezwungen hat dich nach Hause zu fahren und mir damit gedroht hat, was für ein Problem wir beide haben, wenn er mitbekommt, dass du mit dem Bus fährst. Glaub mir, ich will das hier ebenso wenig wie du.", Jimins Stimme klingt leicht genervt, doch ich verziehe nur das Gesicht, dann nicke ich.
„Okay, einverstanden.", sage ich, dann gehen wir zu seinem Auto.
„Was hat deine Familie eigentlich für ein Problem mit Bussen?", fragt Jimin mich dann belustigt, als er aus der Parklücke heraus fährt. Fast unmerklich zucke ich zusammen, doch er scheint es trotzdem gesehen zu haben.
„Das geht dich einen Scheißdreck an.", antworte ich ihm mit kalter Stimme und sehe geradeaus aus dem Fenster.
„Das geht mich sehr wohl etwas an, schließlich sind wir jetzt Projektpartner. Keine Lust mir von deinem Herumgezicke die Note versauen zu lassen.", gibt er nur zurück und sieht kurz zu mir.
„Von meinem Herumgezicke?! Du hast sie ja wohl nicht mehr alle. Denkst du allen Ernstes, nur, weil wir jetzt dieses bescheuerte Projekt zusammen machen müssen, werde ich dir sofort alle meine Geheimnisse erzählen und vergessen, was du mir all die Jahre angetan hast?", frage ich ihn spöttisch und schnaube kurz beleidigt.
„Meine Güte, entspann dich doch einfach mal. Man mag denken, dass du nicht so verklemmt bist, dein Bruder ist es zumindest nicht. Scheint aber nicht in der Familie zu liegen...", murmelt er leise, doch ich höre es trotzdem.
„Halt sofort an!", fordere ich, doch er fährt einfach unbeirrt weiter.
„Jimin, ich meine es ernst. Halt sofort an, ich will keine weitere Sekunde meines Lebens in deinem Auto sitzen und die selbe Luft einatmen, wie du. Nicht, dass meine Gehirnzellen auch noch darunter leiden, bei dir ist es ja wohl hoffnungslos zu spät.", fauche ich und er verdreht die Augen.
„Wieso hasst du mich so?", fragt er dann noch dreist nach und ich versuche meine Antwort ruhig klingen zu lassen.
„Vielleicht, weil du mir seit Jahren das Leben zur Hölle machst? Du mobbst mich, erzählst Lügen über mich herum, machst dich mit deinen Affen über mich lustig und gehst mir auf die Nerven. Ich hasse dich, du hasst mich. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern."
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Personal Hell || Park Jimin
Fanfiction„Wieso hasst du mich so?", fragt er dann noch dreist nach und ich versuche meine Antwort ruhig klingen zu lassen. „Vielleicht, weil du mir das Leben seit Jahren zur Hölle machst? Du mobbst mich, erzählst Lügen über mich herum, machst dich mit deinen...