"Tina, packen Sie das in einen Beweisbeutel, ja? Wir wollen ja keine Spuren vernichten, wenn der Bastard diese schon hinterlässt, nicht wahr?"
Ich warte bis der Officer mir wieder seine Aufmerksamkeit widmet.
"Also gut, Herr Kerner. Können Sie mir genau erzählen, was heute Abend passiert ist?" Ich atmete tief ein und begann mich an die Ereignisse des Abends zu erinnern.
Um 17:00 hatte ich wie immer mein Büro verlassen und versucht, meine Frau zu erreichen. So machten wir das seit kurzem immer, da es eher aussergewöhnlich war, wenn ich rechtzeitig aus dem Büro kam.
Ich konnte sie nicht erreichen, weshalb ich davon ausging, dass sie wohl mit den Kindern beschäftigt war, auflegte und mich auf den Weg nach Hause machte.
Beim Haus fiel mir zunächst nichts Aussergewöhnliches auf. Wie immer holte ich die Post aus dem Briefkasten, schaute sie auf dem Weg zur Tür kurz durch und betrat mit meinem Schlüssel das Haus. Da erst merkte ich, dass etwas anders war.
Erstens würden normalerweise meine Kinder schon auf mich zu gerannt kommen. Ausserdem würde meine Frau meinen Namen rufen und fragen ob ich es sei. Als ob jemand anderes mit dem Schlüssel ins Haus kommen würde.
Ich stelle meine Taschen ab und finde den Brief als ich an den Esstisch im Wohnzimmer trete. Ich bin so darauf fokussiert, dass ich meine Umgebung gar nicht mehr wahrnehme.
Unser Wohnzimmer ist teils altmodisch teils modern eingerichtet. Meine Frau hatte es sich zur Aufgabe gemacht unser Haus in ein Zu Hause zu verwandeln indem sie überall im Wohnzimmer Familien- und Einzelfotos von uns auf hing. Eine schwarze Ledercouch sowie ein riesiger Flachbildfernseher nehmen die Hälfte der Wohnzimmerfläche ein, ein massiver Holz-Esstisch mit seinen Stühlen die andere Hälfte. Überall liegen Spiele und Spielsachen der Kinder. Doch alles was ich sehe, ist der Brief.
"Sie kamen also nach Hause und die Tür war verschlossen? Das bedeutet, dass ihre Frau den Täter entweder reingelassen hat oder er auf anderem Weg ins Haus gelangt ist. Gibt es einen weiteren Eingang? Herr Kerner?"
Ich schreckte aus meinem Tagtraum oder besser meiner Erinnerung auf. "Was?"
"Hat ihre Frau jemanden erwartet? Hat sie vielleicht jemand besucht?" "Nein, das hätte sie mir gesagt." "Na gut, gibt es also jemanden, der einen Grund hat ihre Familie zu entführen und sie zu bedrohen?"
Ich dachte nach, das tat ich wirklich, doch mir fiel niemand ein. Wir hatten keine Feinde und das sagte ich ihm.
"Das wäre es für den Moment, Sir. Sie hören von uns wenn es Neuigkeiten gibt. Sie sollten allerdings wissen, dass unsere Suche erst morgen beginnen wird und bevor wir suchen fragen wir bei Ihnen nach, ob sie inzwischen wieder daheim sind. Passiert dies bevor wir uns melden, rufen sie uns bitte an."
Ich sah ihn erstaunt an.
"Was? Sie meinen alles, was ich tun kann, ist hier sitzen und Däumchen drehen und sie gehen jetzt zurück aufs Revier und trinken heissen Tee oder sonst etwas?" Ich hoffte wirklich er machte Witze.
"Was haben Sie erwartet? Dass wir die Regeln über Bord werfen und Zeit in einen Fall investieren der sich möglicherweise innert weniger Stunden selbst löst? Entschuldigen sie, Sir, doch wir haben genug Fälle, die dringlicher sind. Wenn ihre Familie in den nächsten Stunden nicht wieder auftaucht resp. mind. 24 Stunden verschwunden bleibt, verspreche ich Ihnen, dass wir die ersten sein werden, die sich auf die Suche machen."

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True Love (English/Deutsch)
Mystery / ThrillerWhat would you do if the life of those you loved were up to you? What if the one who decides when their lives end and whether or not they do gave you a Chance to save them? What if to save them you would have to cross your own lines? What if crossin...