Kapitel 6

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Kaum sind wir losgefahren, da war ich auch schon eingeschlafen. Es war ein ruhiger und friedlicher Traum. Ganz anders als die vorherigen:

Ich lief durch eine Welt, bestehend aus Wasser. Bunte Pflanzen wogen sich sachte in den Wellen und kleine Fische schwammen fröhlich dazwischen umher. Plötzlich hörte ich eine zarte liebevolle Stimme in meinem Kopf: "Mein Liebes Kind! Endlich, endlich hast du es geschafft! Dein Weg ist nicht mehr weit! Bald kannst du deinen rechtmäßigen Platz, auf dem Thron Atlantis', einnehmen. Wir warten schon so lange auf deine Rückkehr!" flüsterte die Stimme. Verwirrt drehte ich mich mehrfach um mich selbst, um zu sehen, woher diese Stimme kam. "Was meinst du damit?" rief ich ins Nichts. Doch die Antwort blieb aus... Die Stimme war weg. Ich zuckte mit den Achseln und folgte einem kleinem Fischschwarm, welcher sich zu einem schwach leuchtendem Licht begab. An einem kleinen Abhang blieb ich stehen und blickte auf das, was nun unter mir lag. Es war... ein Schloss! Ein riesiges, prachtvolles Schloss! Es war schneeweiß und sah aus, als wäre es aus Kalkstein gebaut! Vermutlich war es auch so. An dem Kalkstein waren unendlich viele schillernde Muscheln befestigt und die runden Dächer selbst sahen ebenfalls aus wie glatte blaue Muscheln. Es war ein Traum... Moment? Traum? Genau das war es doch auch! Diese Schönheit war einzig und allein meiner Fantasie entsprungen! Schade eigentlich, dass ich schon bald wieder aufwachen werde. Raus aus dieser farbenfrohen Fantasiewelt und rein und die dunkle Realität. Aber noch wollte ich nicht aufwachen! Ich kletterte den kleinen Abhang vorsichtig hinunter und lief über den weichen Sandboden des Meeresgrundes. Ich hatte die Stimme, welche sich vorhin in meinen Kopf geschlichen hatte, schon fast vergessen, als sie sich plötzlich wieder meldete: "Wunderschön, nicht wahr? Und das alles könnte dir gehören! Wenn du den miesen Tyrann, den falschen König, stürzt und den Thron selbst, als rechtmäßige Herrscherin besteigst! Klingt das nicht wunderbar meine Liebe?" fragte die Stimme fröhlich. "Nein!" erwiderte ich "Nein das klingt einfach nur krank! Ich als Königin eines Reiches, das es nicht gibt? Was hast du genommen?" knurrte ich. Die Stimme gab nur noch ein beleidigtes "Pfff.." von sich und war verschwunden. Ich widmete mich wieder dem Schloss und konnte plötzlich ein kleines Fenster entdecken, durch welches ich schauen konnte, wenn ich auf den großen Kalkstein neben dem Schloss kletterte. Gesagt (oder eher gedacht), getan. Schon bald hatte ich einen perfekten Blick durch das perlenbeschmückte Fenster und lugte vorsichtig hinein. Das was ich erblickte war das schönste was ich in meinem ganzen Leben je gesehen hatte! Es war ein riesiger, nein gigantischer Saal, welcher mit deckenhohen Bücherregalen geschmückt war. So viele Bücher! Unbeschreiblich! Doch plötzlich erregten zwei Gestalten, die sich zwischen diesen unterhielten, meine Aufmerksamkeit. Sie sahen aus wie... Both und Ruby! Und sie standen umschlungen mitten im Saal und weinten. "Warum hat er das getan?" wimmerte Ruby leise und schluchzte laut. "Ich weiß es nicht." murmelte Both und strich Ruby sachte den Rücken. "Sie soll endlich zurückkommen! Sie soll endlich den falschen König stürzen und Atlantis in glorreiche Zeiten führen!" schrie Ruby schon fast und sank zu Boden. "Sie soll mir mein Kind zurückholen!" wimmerte sie noch, ehe sie in Ohnmacht fiel. Plötzlich starrte Both mich durch das Fenster direkt an, als wüsste er, dass ich da stand und sagte: "Du hast es gehört. Beeil dich!"

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