Kapitel 7

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Ich wurde vom Lärm vieler Autos geweckt. Ich musste ein paar mal blinzeln, ehe ich die Augen aufschlagen konnte. Wir waren bereits in Dover! "Hab ich wirklich die ganze Fahrt verschlafen?" fragte ich meine Großmutter mit noch rauer Stimme. "Aber ja." antwortete sie lächelnd "Auch wenn dein Schnarchen mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hat!" scherzte sie. Ich streckte ihr die Zunge raus und sah anschließend aus dem Fenster. Ich weiß, ich benehme mich sehr erwachsen. Aber mir ist egal was Andere von mir denken, solange die Leute, die mir wichtig sind, zu mir halten. Während ich nun die vorbeiziehende Landschaft betrachtete kam mir mein Traum wieder in den Sinn. Alles schien so friedlich! Auch wenn diese Frauenstimme echt genervt hatte. Und plötzlich quetschte sich das Bild von Ruby und Both vor mein inneres Auge. Egal wie friedlich und schön alles gewirkt haben muss! Irgendetwas war in dieser Traumwelt nicht in Ordnung gewesen. Aber es war eben nur ein Traum... Also wischte ich den Gedanken beiseite und wandte mich wieder meiner Grams zu. "Wann fahren wir an Bord?" fragte ich. "Ach Liebes. Bei dem Verkehr dauert es sicher noch ein halbes Stündchen." seufzte sie. Ich kramte in der kleinen Tasche, die ich neben Koffer und dem Ersatzdings, falls was verloren geht, noch zusätzlich mitgenommen hatte. Darin befanden sich lediglich ein paar kleine Dinge wie mein Smartphone, die Kopfhörer, ein Schachtel Kaugummies und anderer diverser Kleinkram. Schließlich fand ich was ich suchte: einen funkelnden blauen Stein, der, wie Grams mir erzählt hatte, das letzte Überbleibsel meiner Eltern sei. Er beruhigte mich, falls ich mal aufgeregt war oder mit meinen Gedanken in den verschiedensten Dimensionen herumschwirrte. So wie jetzt. Der Stein war ziemlich flach und hatte eine kleine Kuhle, in die ich immer meinen Daumen legte und sanft über das glatte Material strich. Doch heute wollte auch er keine Wirkung zeigen, denn noch immer kreisten meine Gedanken um die halbe Welt. Aber die halbe Stunde verging schneller als erwartet und schon bald befanden wir uns an Bord der New York Star. Nachdem wir das Auto abgestellt und unsere Koffer und Taschen aus dem Kofferraum gehievt hatten, fuhren wir mit dem Fahrstuhl in eine der höher Etagen. An der Rezeption holten wir uns den Schlüssel zu unserer Kabine und fragten direkt nach dem Weg. Natürlich ließ Grams sich alles dreimal erklären, ehe ich sie, samt Koffer, von der schrecklich freundlich grinsenden Angestellten wegzerren konnte. Wir hatten also keine Schwierigkeiten das Zimmer zu finden, auch wenn meine Großmutter immer wieder behauptete, dass wir das nur ihr zu verdanken hätten. Ich nickte einfach und steckte den Schlüssel ins Loch. Nach drei oder vier Anläufen gelang es mir schließlich auch die Tür zu öffnen und wir betraten ein zwar kleines, aber feines Zimmer mit Bad. Sofort schleppte ich mich zu einem der freien Betten und schmiss mich darauf. Es war angenehm weich und meine müden Muskeln entspannten sich ein wenig. Ich kroch, mit samt Klamotten, unter die Decke und hörte meine Grams noch irgendwas von "Schlafmütze" murmeln, ehe ich in einen, immerhin, traumlosen Schlaf sank...

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