Kapitel 1

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Ich ruderte wild mit Armen und Beinen, in der Hoffnung wieder an Land zu kommen. Doch Englands Küste verschwand immer weiter am Horizont und die starken Wellen trugen mich immer weiter auf's offene Meer hinaus, egal wie sehr ich mich anstrengte. Mit dem Einsetzen der Dämmerung ließen meine Kräfte nach. Ich hatte nun schon mehrere Stunden gekämpft und versucht gegen die Wellen anzukommen. Doch ich war zu schwach. Ich trieb müde und erschöpft im Wasser und schloss die Augen. Langsam sank mein Körper nun Richtung Meeresgrund. Der Druck auf meiner Brust nahm mit jedem Meter, den ich tiefer sank, zu. Als meine Lunge zu bersten schien tat ich einen Versuch, zurück an die Oberfläche zu gelangen. Vergebens. Ich schrie und etliche Luftblasen entwichen meinem Mund. Eigentlich hatte es keinen Sinn mehr. Ich würde es eh nicht wieder nach oben schaffen. Ich würde hier unten verrecken und keine menschenseele würde meine Leiche je finden. Diese Gedanken ekelten mich an und ich unternahm einen letzen Versuch, doch dieser raubte mir lediglich meine letzten Kräfte und ich verlor das Bewusstsein. Mein letzter Gedanke war, dass ich auf dem Meeresgrund verrotten würde und kleine Tierchen mich anknabbern würden... Na lecker!

Schweißgebadet wachte ich auf und holte keuchend Luft. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte schaute ich auf meine Wecker, welcher auf meinem Nachttisch neben meinem Bett stand. Erst 4:38 Uhr?! Stöhnend setzte ich mich auf und rieb mir mit den Händen übers Gesicht. An Schlaf war nicht mehr zu denken, also stand ich auf und ging so leise ich konnte zu meinem Kleiderschrank. Heute war der letzte Schultag vor den Sommerferien und Grandma wollte, dass ich mir wenigstens heute etwas hübsches anzog. Also tat ich ihr den Gefallen und entschied mich für das blaue Tanktop und meine weißen Shorts. Mit den Sachen im Arm schlich ich die Treppen hinunter ins Bad. Dort duschte ich erstmal und föhnte anschließend meine Haare trocken Diese flocht ich dann zu einem Zopf. Auf dem Weg zur Küche schaute ich kurz in Grandma's Zimmer, um zu überprüfen ob sie noch schlief. Tatsächlich hatte der Lärm den ich gemacht hatte nicht geweckt, dennoch ging ich auf leisen Sohlen die Treppe nach unten und übersprang die knarzenden Stufen. Mittlerweile war es schon halb sechs, also beschloss ich mit dem Frühstück anzufangen. Schlug fünf Eier in die Pfanne und briet Speck dazu. Na bitte! Ein typisch britisches Essen. Nur gegen die Bohnen war Grandma allergisch, deshalb ließ ich diese weg. Als der Kaffee fertig war erschien sie auch schon in der Tür. Wir aßen schweigend und als ich fertig war ging ich nach oben in mein Zimmer um meine Tasche für die Schule zu packen. Es war eine alte, lederne Tasche, die meine Großmutter wahrscheinlich selbst zu ihrer Zeit getragen hatte. Ich hatte sie schon mehrfach um eine Neue gebeten, doch sie liebte dieses ramponierte Teil so sehr, dass sie es immer wieder verneinte. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir 6:20 Uhr. Ich musste los! Der Bus fuhr im Sommer immer extrem pünktlich. Ich rannte die Treppen hinunter, gab Grandma einen Kuss auf die Wange und stützten zur Tür hinaus, Richtung Bushaltestelle.

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