Kapitel 2

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Gerade noch rechtzeitig! Ich erreiche die Bushaltestelle genau in dem Moment, als der Bus vorfuhr. Ich kramte meine Monatskarte aus meiner Tasche und zeigte sie dem Fahrer. Der Bus war noch ziemlich leer, also ging ich nach ganz hinten und setzte mich. Nachdem ich mein Handy eingeschaltet hatte checkte ich meine Nachrichten. Eine von Cleo (sie wollte wissen, ob ich ihr im Bus einen Platz freihalte) und eine von Both (ob ich ihm meinen MP3-Player leihen könnte). Both, Cleo und Ich bildeten zusammen mit Ruby eine der ''Cliquen'' in unserer Klasse. An einer der folgenden Haltestellen stieg Cleo dann auch ein und setzte sich neben mich. Sofort fing sie an mir den neusten Klatsch zu erzählen: Both hatte sein erstes Tattoo bekommen und offenbar war es riesig und richtig cool ; die Parallelklasse hatte kurz vor den Ferien noch eine Mathearbeit geschrieben ; es ging das Gerücht um Natalie wäre schwanger (Cleo glaubte das natürlich nicht, würde es Nat aber zutrauen) und und und... Ich hörte ihr zu und gab hin und wieder meinen Senf dazu. Schließlich hielt der Bus direkt vor unserer Schule und wir sprangen raus (das heißt ich sprang raus, Cleo ging ganz normal). An einer der Bänke standen schon Ruby und Both und warteten auf uns. Both begrüßte uns mit einer Bärenumarmung und presste mir die Luft aus den Lungen. ,, Lass mich los! Lass mich los!'' krächzte ich und lachend ließ er uns wieder los. Ruby hatte das ganze lachend beobachtet. (sie lachte eigentlich immer und soweit ich weiß hab ich sie auch noch nie weinen sehen) Wir begaben uns Richtung Klassenraum und kurz vor Unterrichtsbeginn zeigte Both uns sein Tattoo. Es war wirklich ziemlich groß, aber es passte zu ihm. (Es errinnert mich sehr an das von Elias M. Barek in Fack ju Goethe!) Dann betrat Mrs Parry den Raum und bat um Ruhe. Sofort herrschte Stille. Sie hatte so eine einschüchternde Aura, obwohl sie eher klein und pummelig war. Ich schaute auf meinen Stundenplan, da ich mir nicht mehr sicher war, welchen Hefter ich auspacken sollte. Achja! Mathe! Frustriert stöhnte ich auf. Offenbar ziemlich laut, denn Mrs Parry dreht sich langsam um und warf mir einen vernichtenden Blick zu. ,,Möchten sie etwas sagen Mrs Fellows?'' Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss und schüttelte den Kopf. ,,Gut. Dann folgen sie dem Unterricht doch bitte schweigend. Das gilt für jeden!" Sie zeigte mit ihrem runzeligen Finger auf jeden einzelnen und schließlich wieder auf mich. ,,Kommen sie doch nach der Stunde bitte einmal zu mir." sagte sie nur noch. Ach Mist! Hinter mir vernahm ich ein leises Kichern und drehte mich um. Natalie. Wer sonst. Feixend sah sie mich an. ,,Herzlichen Glückwunsch." meinte ich nur. Sie zog die Augenbrauen hoch und blickte verwirrt drein. ,,Hast du es deinen Eltern schon erzählt? Oder hast schon eine Idee wer der Vater sein könnte?" Sofort wandelte sich ihre Verständnislosigkeit in Wut um. Ich schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und drehte mich wieder um. Unterm Tisch klatschte ich Both ab, der das ganze grinsend mit angehört hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit erlöste uns das Stundenklingeln und ich bat meine Freunde auf mich zu warten. Mrs Parry stand mit dem Rücken zu mir und wischte die Tafel. ,,Sie wollten mich sprechen?" fragte ich. ,,Jaja genau Mrs Fellows..." fing sie an ,, ich habe dieses Jahr bemerkt, dass Mathe ihnen offenbar nicht so liegt. Ich verstehe jedoch auch nicht, warum du Mittwochs nach dem Unterricht nie zu mir gekommen bist!" leicht beschämt sah ich zu Boden. ,,Bitte streng dich nächstes Jahr mehr an. Ich habe diesjahr noch ein Auge zugedrückt und dir eine drei gegeben. Du kannst das Keya! Du musst dich nur mehr anstrengen." Ich nickte und bedankte mich. Jetzt würde mein Zeugnis doch nicht soo schlecht werden. Noch leicht verwirrt, weil sie mich bei meinem Vornamen genannt hat, verließ ich den Raum. Vor der Tür standen Cleo und Both (Ruby war auf dem Klo) und wollten wissen wie es lief. Ich erzählte es ihnen detailreich und Cleo boxte mir fröhlich gegen die Schulter, als sie das mit meiner Note hörte. Wir lachten und gingen mit Ruby zur zweiten und letzten Stunde. Zeugnisausgabe. (Deswegen auch nur zwei Stunden) Ich war sogar relativ zufrieden mit dem Endergebnis. Nur Einsen, Zweien und Dreien! Das heißt, Grandma und Ich werden den lang ersehnten Urlaub in New York machen!

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