Kapitel 5

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"009 meldet sich zum Dienst, Sir."

"Es ist wohl am besten, wenn Sie gar nicht danach frage, wie Sie das gemacht haben", die kalten, grauen Augen ihres Vorgesetzten scheinen sie zu durchbohren und Gaia gibt sich alle Mühe, einen distanzierten Gesichtsausdruck zu behalten.

"Ja", sie deutet ein Nicken an, senkt ihren Blick etwas.

"Wie sieht es mit Ihrer psychischen Verfassung aus?", er lässt sich wieder auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch aus massivem Eichenholz nieder, deutet ihr, sich ebenfalls zu setzen.

Gaia ist sich nicht sicher, ob er wirklich erwartet, dass sie ihm diese Frage ehrlich beantwortet.

Das letzte, was der Secret Service von ihr gehört hat, bevor die Verbindung unterbrochen worden ist.

Schießen Sie doch endlich.

Keine besonders guten Voraussetzungen für das anstehende Gespräch mit den Psychologen, der die Sektion betreut.

Sie kommt seiner stillen Aufforderung nach und nimmt auf dem freien Stuhl Platz, überschlägt elegant ihre Beine.
"Bestens, Sir."

"Sie haben den Mann geradezu angefleht, Sie zu erschießen."

"Richtig."
Ihr Blick wandert durch das Büro, ohne dabei wirklich an M hängen zu bleiben.

Das gleiche, maritime Ölgemälde in einem schweren Goldrahmen an der Wand hinter ihm, die gleichen bronzenen Löwenfiguren auf seinem Schreibtisch.
Ordentlich sortierte Aktenmappen und Unterlagen neben ihm.

Alles beim Alten.

"Ich werde Sie für die Zulassungsprüfungen freistellen...auch wenn ich meine Zweifel habe, dass Sie in absehbarer Zeit wieder zum aktiven Dienst zugelassen werden."

Natürlich.
Der Secret Service musste sich Spielraum, in dem man ihren Hintergrund durchleuchten würde, verschaffen.

Der Verdacht, dass sie in den letzten Jahren übergelaufen ist, ist naheliegend.

Aber Gaia vertraut Spectre in dieser Sache.
Sie ist zu wichtig, als dass man sie direkt verbrennen könnte.

Hinter ihr ist zuverlässig aufgeräumt worden und es wird keinen Grund geben, sie nicht wieder zuzulassen.

"Nach derzeitigem Stand werden Sie gemeinsam mit 007 an einem groß angelegten Schlag gegen Spectre arbeiten", er blättert in der schmalen, grauen Aktenmappe, die vor ihm auf dem Tisch liegt, "Sie können gehen."

"Danke für Ihre Zeit", sie steht auf, reicht Gareth Mallory die Hand, "Ich werde Sie nicht enttäuschen."

Dann ist sie aus der Tür.
Sie hat einen Termin in der Q-Branch.

Eine neue Waffe und die ersten Schießübungen.
Keine große Sache.

Danach Mittagessen in der Kantine; sie hat eine Verabredung mit Eve Moneypenny.

Gaia joggt die gläserne Haupttreppe nach unten.
Niemand begegnet ihr.

Das laute und gleichmäßige Klicken ihrer Absätze das einzige Geräusch.

Sie ist wieder auf dem richtigen Weg und der Secret Service bringt ihr erstaunlich wenig Misstrauen entgegen.
Vielleicht sind sie aber auch einfach nur gut darin, es zu verstecken.

Der Aufzug hält auf der Ebene der Q-Branch an und die Türen gehen nach links und rechts auf.

Genau wie zuletzt.

Der breite Mittelgang mit dem großen Schreibtisch des Quartiermeisters am Ende, die kleinen Abteile links und rechts, in denen die Mitarbeiter an ihren Aufgaben arbeiten.

Der Lärm, den sie dabei verursachen, übertönt alle anderen Geräusche.

William sieht sie erst, als sie direkt vor ihm steht und sich provokant auf der Tischplatte abstützt.

Die Frau, die er vor sich sieht, ist nicht mehr wie er sie in Erinnerung hat.
Sie ist ihm fremd...und kommt ihm doch so vertraut vor.

Die Frau vor ihm weiß, dass ihr eigener Körper ihre gefährlichste Waffe ist.
Weiß, dass es keine Schwäche ist, ihre Weiblichkeit zu zeigen.

"Willst du mir nicht lieber helfen, anstatt mich untätig anzustarren?", Gaia lehnt sich leicht nach vorne und lächelt.

Das Lächeln.
Er bekommt jedes Mal weiche Knie davon.

"Natürlich", antwortet er eilig, rückt seine Brille mit einer etwas fahrig wirkenden Bewegung gerade, "Natürlich...die neue Waffe und die Schießübung."

"Beeil' dich, William. Ich habe ein Lunchdate mit Ms. Moneypenny."

Sie weiß genau, was sie tut.
Wie sehr er damit ringt, vor den Angestellten seine Professionalität zu wahren.

Früher war es ihm egal...kleine, unschuldige Küsse, Händehalten auf den Fluren und beim gemeinsamen Mittagessen.
Obwohl sie sich besonders am Anfang in den Kaffeepausen das Maul über sie zerrissen.

Natürlich.
Man respektiert ihn für seine fachliche Kompetenz...aber das war es auch.

William findet sich selbst nicht besonders attraktiv.
Besonders, wenn Gaia neben ihm steht.

Scheinbar hat er ein Talent dafür, sich Partner zu suchen, die hundertmal so attraktiv wie er selbst sind.

Auch wenn Bond nicht wirklich als Partner zählt...

"Träumst du?", sie berührt ihn an der Schulter und er zuckt überrascht zusammen, fährt sich mit einer Hand durch seine dunklen Locken und streicht seinen Cardigan glatt.

"Nein", ein entschuldigendes Lächeln, "Immer noch SIG Sauer?"

"Ja."

Wann ist ihr Verhältnis so...unangenehm, so gezwungen geworden?

[A/N]

Ich weiß, dass es erst Donnerstag ist, aber weil es heute auf den Tag zwei Jahre her ist, dass 'Spectre' in London Weltpremiere hatte, dachte ich, ich verschiebe das Kapitel einfach ^^
Das heißt nämlich auch, dass es schon fast zwei Jahre her ist, dass ich angefangen habe über Gaia zu schreiben =]

-M

Queen Of Spades - g1nsterkatze - 007 - James Bond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt