Kapitel 8

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Gaia weiß genau was sie tut.
Sie ist niemand, der solche Dinge dem Zufall überlässt.

Es ist der letzte Schritt, um Bond restlos von ihrer Loyalität zu überzeugen.
Danach wird sie ihm endlich überlegen sein.

Das hellblaue Wasser reflektiert das schwache Licht der Poolbeleuchtung an die Decke und Bonds schweres, gleichmäßiges Atmen sowie das laute Klatschen des Wassers erfüllen den Raum.
Gaia wendet ihm den Rücken zu, legt ihr Handtuch neben seinem Trainingsanzug auf der Bank ab und bindet ihr Haar in einem strengen Pferdeschwanz zusammen.

Auch ohne sich umzudrehen weiß sie, dass er aufgehört hat, zu schwimmen.
Dass er auf sie wartet.

Es ist ihr überwältigend starkes Verlangen nach Kontrolle, das sie schließlich dazu bringt, sich umzudrehen.
Ihre Blicke treffen sich.
Das Ebenbild ihrer Mutter. Das ist es, was Bond in diesem Moment in ihr sieht.
Was er sieht, als seine kühlen Augen langsam über ihren Körper wandern.

Gaia lächelt.
Dieses Spiel beherrscht sie par Excellence.

Viel besser als ihre Mutter.
Besser noch als Bond selbst.

Sie lässt sich auf den Beckenrand sinken, spürt die kühlen Fliesen unter ihren Knien. Bonds Arm, der sich um ihre Taille legt, die Wärme, die sein Körper abstrahlt.
Und im nächsten Moment zieht er sie zu sich ins Wasser, drückt sie gegen den Beckenrand.

"Warum ausgerechnet ein Pik?", seine Augen kleben an dem schwarzen Symbol, das sie unterhalb ihrer Brüste tätowiert hat.

"So haben sie mich in Neapel genannt. Regina Di Picche...Pik Dame, Queen of Spades", sie lächelt herausfordernd, "Es hat noch niemanden gegeben, dem dieses Symbol besonders viel Glück mit mir gebracht hat. Wie beim Hearts...13 Minuspunkte für die Pik Dame."

"Vielleicht habe ich ja mehr Erfolg", er lacht dunkel, küsst ihren Hals.

"Versuchen Sie Ihr Glück..."

-

Sie ist anders, als Lucia.
Keine Unsicherheit, kein Zögern...keine Spur von Unterwürfigkeit.
Nicht, als der seidene Morgenmantel über ihre schmalen Schultern gleitet und geräuschlos zu Boden fällt, auch nicht, als er ihr einen kräftigen Stoß, der sie rückwärts stolpern lässt, verpasst.

Ihre Worte liegen wie eine Herausforderung zwischen ihnen.
Etwas, das Lucia niemals gewagt hätte.

Gaias Augen blitzen gefährlich.
Wie zwei glühende Holzkohlen, an denen er sich jeden Moment verbrennen kann...gerade das macht es aufregend.
Eine so junge Frau, die mit ihm in einer Liga spielt.

Seine Fliege landet zusammen mit seinen Hosenträgern und seiner Weste auf dem Boden und er vergräbt eine Hand in ihrem weichen Haar, zieht sie in einen langen Kuss.
Ihre Hände auf seinen Schultern, dann wandern sie weiter nach unten, finden die Knopfleiste seines Hemdes.

Sie hat es eilig
Die ersten drei Knöpfe seines Hemdes öffnet sie ordentlich, dann verliert sie die Geduld, ihre Bewegungen verlieren an Präzision und im nächsten Moment reißen die Fäden, die filigranen Knöpfe fallen zu Boden.

Seine Hände auf ihrem Rücken, am Verschluss ihres BHs.

Sie drückt sich ihm entgegen, fängt seine Lippen in einem überraschend leidenschaftlichen Kuss ein.

Die Grenze zwischen Gaia und 009 verschwimmt.
Immer mehr, je weiter sie gehen.
Löst sich ganz auf, als sie rückwärts auf das Doppelbett fällt und er endlich über ihr ist.

Er weiß, dass es diese Linie wieder gibt, sobald die Nacht vorbei ist.
Weiß es, als sie am Morgen neben ihm liegt.

Sie erinnert ihn plötzlich wieder an Lucia.
Das lange, dunkelbraune Haar, das ihr in die Stirn und über ihre nackten Schultern fällt, ihre leicht geöffneten Lippen.
Mit dem Unterschied, das Lucia wie immer verzweifelt versucht hätte, ihm zu gefallen und ihm alles recht zu machen. Davon ist Gaia unendlich weit entfernt und er weiß, dass es besser so ist.

Violette Flecken in unzähligen Schattierungen blühen auf ihrer gebräunten Haut, an ihrem Schlüsselbein und über ihren Hüftknochen.
Feine, silbrig glänzende Linien überall an ihrem Körper.

Eine Narbe tiefer als die andere.
Es sind so viele. Zu viele für jemand so jungen.
Und die wenigsten davon sind nur äußerlich.
Jede einzelne ein Zeugnis von einem Überlebenskampf, von stundenlangen medizinischen Eingriffen, bei denen die Chirurgen jedes Mal um ihr Leben gekämpft haben.
Sie sind ihm noch nie zuvor so deutlich aufgefallen.
Dabei hat er natürlich gewusst, dass sie da sind. Als Doppel-0-Agent lebten sie gefährlich. Jeder Schritt, jede falsche Entscheidung konnte das letzte, was man tat, sein. Sie arbeiten immer mit dem Tod im Nacken.

Es grenzt an ein Wunder, dass Gaia ohne richtige Ausbildung so lange überlebt hat. Ihr Vater hat in diesem Punkt ganze Arbeit geleistet und Bond zweifelt keinen Augenblick lang daran, dass sie eine perfekte Nachfolgerin für Marco Sciarra abgegeben hätte. Immer noch eine perfekte Nachfolgerin abgeben würde.
Dumm nur, dass sie eine Frau ist und es ihr fast unmöglich sein dürfte, ihren Vater einfach so zu ersetzen.

"Wie spät ist es?"
Sie öffnet die Augen nicht, streicht sich mit einer Hand das Haar aus der Stirn.

"Fast halb zehn", er schlägt die Bettdecke zurück und steht auf, zieht die Vorhänge zurück.
Die Strahlen der Morgensonne zeichnen goldene Flecken auf Gaias Rücken, als sie sich den BH überstreift und nach ihren engen Boxershorts, die neben dem Bett liegen, angelt.

Er reißt sich von ihrem Anblick los, beobachtet das bunte Treiben auf der Straße unterhalb des Fensters, steckt sich nebenbei die erste Zigarette des Tages an.

Das Rascheln von Stoff, ein Reißverschluss der geschlossen wird...Verschlüsse die zu schnappen und ein leises Klicken, als sie ihre Waffe überprüft.

"Er bringt mich um, wenn er davon erfährt."

"Hast du vor, es ihm zu sagen?", sie tritt neben ihn, nimmt ihm die Zigarette aus der Hand, um sich selbst einen kräftigen Zug zu genehmigen, "Von mir wird er nichts erfahren."

Bond nickt langsam, nimmt sich Zeit, sich die Details ihres Profils einzuprägen.
"Ich hätte wetten können, er weiß es, bevor wir wieder in London sind."

"Warum sollte ich ihm davon erzählen?", sie gibt ihm die Zigarette zurück und legt ihre schmalen Hände auf seine Schultern.
Ihre Lippen kommen seinen gefährlich nahe. So nahe, dass sie sich bei ihren nächsten Worten beinahe streifen.
"Es ist nicht so, als wäre es das erste Mal."

"Das macht es nicht besser."

"Stimmt", sie lächelt.
Ihr Raubtierlächeln, bei dem er ihre Eckzähne sehen kann.
"Aber es lässt sich nicht mehr rückgängig machen."

[A/N]
So, Freunde, das ist das letzte Kapitel für dieses Jahr ^^
Ich hoffe, es hat euch gefallen und würde mich wie immer über Feedback freuen =]

Diese Geschichte neigt sich tatsächlich langsam dem Ende zu und das Finale ist schon geschrieben ^^

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

-M

Queen Of Spades - g1nsterkatze - 007 - James Bond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt