Kapitel 12

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"Die Frau scheint mittlerweile auch in Rom zu sein...zumindest, wenn wir uns auf die Ergebnisse der Q-Branch verlassen."

"Und was sagen die Ergebnisse?", Gaia lächelt nichtssagend, schnippt gelangweilt die Asche von ihrem Zigarillo in den Blumenkasten vor dem Fenster.

"Heute Abend ist das Meeting und wir haben die perfekte Chance, die Frau zu liquidieren", der Doppel-0-Agent sitzt auf dem Bett, ist gerade dabei seine Waffe zu putzen und sie dafür zu zerlegen, "Stell dir vor, was für ein Rückschlag das für Spectre sein wird...vielleicht ist die Organisation dann so schwach, dass wir sie endlich vollständig zerschlagen können."

"Rachegelüste?", sie nickt in Richtung der zerlegten Waffe.

"Wer hätte da keine Rachegelüste?"
Mit einer Hand fährt er sich durch sein ordentlich gestyltes, dunkelblondes Haar.

"Ich. Zum Beispiel...", gedankenverloren zupft sie an der hellgrünen Blättern der kümmerlichen Pflanze, "...ich will nur Gerechtigkeit."

"Sehr schön. Die gibt es heute Abend nämlich", er steht auf, nimmt ihr wortlos den Zigarillo aus der Hand, um selbst einen kräftigen Zug davon zu nehmen. "Nicht schlecht", Bond sieht anerkennend auf den ordentlich gerollten Zigarillo, "Was ist das für ein Tabak?"

"Kubanisch. Mit leichter Vanillenote", ein beinahe verträumtes Lächeln huscht über ihre Lippen, "Die hat mein Vater früher schon geraucht...ich habe ihm immer den losen Tabak geklaut, damit wir uns unsere eigenen Zigaretten drehen konnten."

"Romantisch...und wir ist...?"

"Seine Eltern hatten ein Weingut", Gaia nimmt einen großen Schluck von ihrem schwarzen Kaffee, "Er war zwei Jahre älter als ich und wir dachten beide, es wäre die große Liebe."

"Dachten?", Bond sieht sie fragend an, mustert ihren ruhigen, stoischen Gesichtsausdruck.

"Vielleicht hätte es die große Liebe werden können", ihr Blick wandert von ihre perfekt manikürten, blutrot lackierten Fingernägel wieder auf die Straße, auf das bunte Treiben auf dem Gehsteig, "So viel Zeit hatten wir nicht...unsere Wege haben sich schnell wieder getrennt. Trotzdem war er meine große Jugendliebe."

"Meine erste 'große' Liebe war ein Zimmermädchen auf dem Internat, aber..."

"Du bist ihretwegen von der Schule geflogen...muss wohl echt Liebe gewesen sein", sie wendet ihre Augen ab, schleicht bewusst langsam in Richtung der Tür.

Das Benachrichtigungslicht an ihrem Smartphone leuchtet rot auf.

Wenn das Telefon klingelt, hebst du ab und sagst ihm, dass etwas an der Rezeption für dich abgegeben worden ist.

Gaia bemüht sich, möglichst überrascht zu wirken, als Sekunden später das Telefon klingelt. 

Sie ist wie ferngesteuert, als sie den Hörer abnimmt.

"Für Sie ist ein Päckchen abgegeben worden, Sie können es jetzt abholen, Signorina."
Die Stimme einer Frau. Vermutlich eine der Rezeptionistinnen...sie klingt unsicher, eingeschüchtert und Gaia weiß sofort, was sich am anderen Ende der Leitung abspielt. Welcher normale Mensch kann schon ruhig bleiben, wenn man ihm eine scharfe Waffe an die Schläfe setzt.

Ja, mit dieser Masche ist sie vertraut.
Und sie weiß, dass sie fast immer von Erfolg gekrönt ist.

"Ich hole es sofort ab", sie gibt sich Mühe, Ruhe und Sicherheit auszustrahlen, "In einer Minute bin ich bei Ihnen, Signora."

„Erwartest du ein Päckchen?"
Der misstrauische Unterton in seiner Stimme entgeht ihr nicht.

„Eigentlich nicht", sie legt den Hörer zurück auf die Gabel und schlüpft in ihre Stilettos

Queen Of Spades - g1nsterkatze - 007 - James Bond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt