Prolog

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- Seduce and Destroy -

Ihre Hände zittern so sehr, dass sie wirklich Angst hat, ihre SIG Sauer jeden Moment fallen zu lassen...oder, noch schlimmer, ihn zu verfehlen.

Sie muss sich zusammenreißen.
Er ist nicht hinter ihr her.

Nein.
Oberhauser braucht sie noch.
Ganz sicher.

Bei dieser Sache geht es einzig und allein um ihre Mutter Lucia. Darum, sie zu erschießen, zu verhindern, dass sie mit dem Briten spricht und ihm zu viel über die Organisation verraten kann. Dabei ist das schon längst passiert.

Die Dielen knarren unter den polierten Lackschuhen des Killers, als er sich langsam durch den offenen Wohnbereich und ihn ihre Richtung bewegt.
Ein Raubtier auf dem Weg zu seiner Beute...

Jedenfalls denkt er das. 
Er hat keine Ahnung, dass ihr Geliebter ihre Mutter im hintersten Eck des Kellers eingesperrt hat.
Er hat keine Ahnung, dass sie bewaffnet ist.

Ihr Vorteil.
Ihr einziger Vorteil.

Wenn sie nicht mit einer Kugel zwischen den Augen enden will, darf sie nicht zu lange zögern.
Zielen. Augen beim Abdrücken auf keinen Fall schließen. Die Worte ihres Vaters...sie hat sie so oft gehört. So oft, dass es sich jetzt fast anfühlt, als würde er hinter ihr stehen, ihr eine Hand auf die Schulter legen.
Du kannst das. Ich weiß, dass du eine großartige Nachfolgerin für mich sein wirst.

Sie steckt ihre entsicherte Waffe hinten in der Bund ihrer schwarzen Shorts und tritt aus dem Schatten.

Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen.
Nur sie beide.
Der Lauf seiner Waffe direkt auf ihre Brust gerichtet.

Die Kristalle des Kronleuchters brechen das Licht in seine einzelnen Farben und reflektieren diese an die Wände und auf ihre Wangen.

Ihre Blicke treffen sich, dann schließt sie kurz die Augen.

Warum muss es ausgerechnet jemand sein, den sie kennt?

Nein. So darf sie nicht denken.
Eigentlich spielt ihr das in die Karten.

"Gaia."

"Emilio", ihre Stimme klingt erstaunlich fest und sicher, obwohl ihr Herz schmerzhaft gegen ihre Rippen hämmert und sie das Gefühl hat, nicht mehr richtig atmen zu können. Weil sie jetzt schon weiß, wie es ausgeht.
Er wird der erste Mensch sein, den sie erschießt. Der erste von vielen.

Ihre schwarze Wimperntusche ist bereits verlaufen und bildet dunkle Schatten unter ihren glasigen Augen.

"Wo ist sie?"

"Ich weiß es nicht...", sie blinzelt einige Male und dann laufen ihr die Tränen über die Wangen.

Keine davon ist echt.
Keine einzige.

Sie war schon immer eine gute Schauspielerin und eine noch bessere Lügnerin.
Es erleichtert vieles in ihrem Geschäft...

"Du weißt, dass ich gar keine andere Wahl habe", er lässt seine Waffe sinken, legt eine Hand an ihre Wange, um ihre Tränen behutsam weg zu wischen.

"Aber ich..."

"Shh", und im nächsten Moment liegen seine Lippen auf ihren.

Ihr Puls sinkt auf ein normales Level.

Sie erwidert seinen Kuss ohne zu zögern, öffnet sogar ihre Lippen, als er sie spielerisch in die Unterlippe zwickt.
Diesen Teil hat sie sich von ihrer Mutter abgeschaut.

Er schmeckt nach Kirschen und riecht nach Ebenholz.
Schade. Wirklich zu schade.

Sie vergräbt ihre Finger in seinem seidigen, schwarzen Haar und seine Hände wandern zum obersten Knopf ihrer Bluse.

Eine kurze Unterbrechung, in der sie sich voneinander lösen, um nach Luft zu schnappen.
Ein Knopf nach dem anderen, so spielerisch leicht, während sich die Finger ihrer freien Hand immer fester um den Griff ihrer SIG Sauer schließen. 

Drei.
Zwei.

Eins...

Sie löst den Kuss, kurz bevor sie den Abzug durchdrückt.

Die erste Kugel durchschlägt den Oberschenkel des Killers, zerfetzt den Stoff seiner dunklen Chino und zertrümmert Knochen.

Er schreit vor Schmerz; seine Waffe fällt zu Boden.

Ein Schuss löst sich, als sie auf dem Parkett aufschlägt, das Projektil trifft den raumhohen Wandspiegel, der sofort mit einem ohrenbetäubend lauten Klirren zerspringt.

Gaia schafft es gerade noch, einen Arm schützend vor ihr Gesicht zu halten.

Sekunden später regnen tausende von winzigen, funkelnden Scherben auf sie herab.
Wunderschön und rasiermesserscharf.
Die feinen Splitter hinterlassen blutende Schnitte, die unangenehm brennen, auf ihrer Haut.
Ihr kleinstes Problem...

Sie fängt sich schnell wieder, richtet den Lauf ihrer Waffe auf den am Boden Liegenden.
"Ich habe auch keine andere Wahl..."

Sie schließt die Augen. Es ist unmöglich, ihn anzusehen.
Dann drückt sie erneut ab.

Der Schuss ist ohrenbetäubend.
Das erste Mal, dass sie auf einen anderen Menschen schießt.

Und dann ist da nur noch Stille.

Totenstille.
Noch lauter, als der Schuss zuvor.

[A/N]
Das hier ist meine Fortsetzung zu 'Blood On Our Hands' ^^ ich denke es ist von Vorteil die ersten beiden Parts gelesen zu haben, aber nicht zwingend notwendig.
Geupdatet wird jeden zweiten Freitag!

Lasst mir sehr gerne euer Feedback und konstruktive Kritik da!

Wir sehen uns hoffentlich beim nächsten Kapitel!
-M

Queen Of Spades - g1nsterkatze - 007 - James Bond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt